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Nottingham Castle, letzte Tuer links

Nottingham Castle, letzte Tuer links

Titel: Nottingham Castle, letzte Tuer links Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leana Wyler
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überlebt …“, passenderweise fing Jolanda
wieder an zu keuchen, „... hat der Sheriff fünf Kinder mehr, die er im
Armenhaus versorgen muss. Das wird ihm sicher nicht gefallen. Ich könnte mir
sogar vorstellen, dass er die Verursacher von derartigen Kosten bestrafen
möchte.“
Das schien zu wirken. Die beiden sahen sich unsicher an, dann trat der Größere
einen Schritt vor. „Du kommst umgehend zum Castle, wenn das hier fertig ist!“,
befahl er ihr.
„Ich werde schon auf dem Pferd sitzen, wenn das Blut in der Nabelschnur noch
pulsiert“, erwiderte Susannah.
    Sie
wusste aus Erfahrung, dass man Männer mit derart drastischen Bildern schnell aus
dem Raum jagen konnte und diese Zwei bildeten da keine Ausnahme, sie stürmten
von dannen.
    *
Drei Stunden später lächelte eine erschöpfte, aber glückliche Jolanda ihren
Mann an. Der hatte es auch wieder gewagt, sein Haus zu betreten, als die
Schreie seiner Frau verhallt waren. Den lauten Geräuschen an der Tür zufolge
rückte jetzt auch die restliche Kinderschar an, die zwischenzeitlich bei
Nachbarn untergekommen war.
Susannah nahm das Bündel, aus dem ein kleines Köpfchen herausschaute, in den
Arm und ging zum Eingang. Sicher waren alle begierig, das neue Brüderchen zu bewundern.
Die Tür wurde schwungvoll aufgerissen.
„Langsam langsam, ihr kriegt den kleinen Racker noch früh genug zu Gesicht …”
Susannah erstarrte.
Der Sheriff. Finster und offensichtlich schlecht gelaunt stand er vor ihr und
funkelte sie an. „Wenn ich dich rufe, hast du gefälligst zu erscheinen, Weib!“
Sie hielt ihm das Bündel in ihren Armen entgegen „Er musste aber erst
erscheinen“, sagte sie.
Der Säugling riss den kleinen Mund weit auf und gähnte lautlos. Nottingham sah
ihn an, als hätte er noch nie ein neugeborenes Kind gesehen. Was wahrscheinlich
auch der Wahrheit entsprach.
    Susannah
schälte eine winzige Hand aus den Tüchern und sah den Sheriff lächelnd an.
„Milord, gebt mir bitte kurz Eure Hand.“
„Wie käme ich dazu!“ Er hob die rechte Augenbraue an.
    „Soweit
ich weiß, ist es üblich, einen neuen Untertan zu begrüßen”, erklärte Susannah. „Und
stellt Euch nur diese Ehre vor für den kleinen Mann und seine ganze Familie –
Ihr, der mächtige Stellvertreter des Königs, hier in dieser armseligen Hütte!“
    Sie
sah, dass diese Schmeicheleien bei ihm Eindruck hinterließen.
    „Sagt
dem neusten Bürger der Grafschaft guten Tag”, ergänzte sie. „Er wird Euch
sicher sein Leben lang dafür treu ergeben sein.”
Widerwillig streckte Nottingham seinen linken Arm nach vorn. Susannah zog ihm
mit einer schnellen Bewegung den Lederhandschuh aus und brachte das Kind in die
richtige Position.
Fünf winzige weiche Fingerchen schlossen sich fest um den Zeigefinger des
Mannes in Schwarz. Er zog beide Augenbrauen in die Höhe und sah Susannah
äußerst überrascht an. Offenbar hatte er noch nie erlebt, wie ein Säugling
zugreifen konnte. Für einen kurzen Moment stand er ganz ruhig da und ließ das
Kind gewähren, ohne sich zu bewegen. Seine Gesichtszüge erschienen Susannah
unerwartet weich. Dann zog er seine Hand vorsichtig zurück. Mit der anderen griff
er in die Tasche seiner Jacke, holte eine Silbermünze heraus und warf sie auf
den Tisch.
    „Soll
der Balg wenigstens anständig gekleidet werden und nicht weiter in diesen
Lumpen sitzen müssen”, knurrte er.
    Susannah
war völlig verblüfft. Sollte der Mann tatsächlich nicht vollkommen aus Erz
sein? Gerade eben hatte sie tatsächlich ganz neue Züge in seiner Miene entdeckt.
Bevor sie noch weiter darüber nachdenken konnte, drehte er sich zu ihr um. Die
bekannte Härte war in seine Mimik zurückgekehrt.
    „Schluss
mit dem Unsinn”, fuhr er sie an. „Du kommst jetzt mit. Und entsorg dieses Gör!“
    Er
packte sie grob am Arm und zog sie hinter sich nach draußen. Das Bündel hatte
sie zum Glück noch schnell dem verängstigten Vater in die Arme drücken können.
Zielsicher marschierte der Sheriff, mit Susannah im Schlepptau, zu seinem
Pferd. Dort warteten die beiden Wachen, mit denen sie schon während der
Entbindung Bekanntschaft gemacht hatte. Der größere Soldat hatte inzwischen
eine gebrochene Nase, den anderen hatte es am Jochbein erwischt, er blutete
leicht. Susannah musterte die beiden entsetzt. Was sie den Männern gesagt hatte wegen direkter Bestrafung,
war also in der Tat nicht ganz falsch gewesen. Doch was hätte sie tun sollen,
sie hatte Jolanda schließlich nicht alleine ihr Kind

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