Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nottingham Castle, letzte Tuer links

Nottingham Castle, letzte Tuer links

Titel: Nottingham Castle, letzte Tuer links Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leana Wyler
Vom Netzwerk:
über ihn herein, als hätte
jemand eine Luke geöffnet und eine Wagenladung spitzer Steine würde auf ihn
herniederprasseln.
    Seine
Mutter, diese Ausgeburt der Hölle! Alles war mit einem Mal wieder da. Seine unbändige
Wut, als er mitbekommen hatte, dass sie eine Handvoll ihrer eigenen Wachleute
ausgesandt hatte, um die Leute aus dem Dorf zu holen, eigenmächtig, obwohl er
sich doch ausdrücklich gegen diesen Plan ausgesprochen hatte! Kinder und
Frauen, die sie in den Kerker hatte werfen lassen. Getobt hatte er, als er ihre
Diener mit den Gefangenen hatte ankommen sehen.
    Und
dann ihr überhebliches Grinsen, dass er ihr am liebsten aus dem Gesicht
geschlagen hätte.
    „Du
kannst sie wohl jetzt nicht wieder freilassen, da würden die Menschen dich für
verrückt halten”, hatte sie gesagt. „Sei froh, dass ich dir auf diese Weise
Robin auf dem Silbertablett serviere. Für den schwachen Geist eines Ammensohns ist
hier auf diesem Castle kein Platz, gewöhn dich daran.”
    Er
war davon gestürmt, auf sein Pferd gesprungen und damit losgeprescht. Im
gestreckten Galopp über Felder und Hügel, bis das Fell seines Hengstes
irgendwann nass vor Schweiß war und schäumte.
    Diese
Missgeburt einer Frau!
    Sie
hatte sich erdreistet, sich seinen Befehlen zu widersetzen, und ihn noch dazu
in eine Lage gebracht, aus der es keinen Ausweg gab.
    Eadric
setzte sich auf, schwang die Beine aus dem Bett und stand auf. Sein unterer Rücken
fühlte sich wund an. Susannah war durch die Bewegung aufgewacht und blinzelte
in die Sonne. Als sie ihn erblickte, erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht.
    Er
starrte sie feindselig an. Durch den Schmerz in seinem Rücken wurde ihm mit
einem Mal bewusst, welch falsches Spiel auch sie mit ihm trieb. Von wegen
Gefühle für ihn, sie war genauso hinterhältig und verlogen wie seine Mutter,
wie offenbar alle Frauen!
    „Welch
teuflischen Plan verfolgst du?”, fuhr er sie an. „Kein anderes Weib wird solche
Dinge mit mir tun!“
    Er
wurde immer lauter, während ihre Augen sich weiteten und sie sich aufsetzte,
das Betttuch um ihren nackten Leib raffend.
    „Soll
ich mein Eheweib darum bitten, mich wie ein Pferd mit der Peitsche zu
schlagen?”, schrie er sie an. „Soll ich mir von einer Magd den Rücken
zerkratzen lassen?“
    Sie
hatte ihn verdorben, ihn mit anrüchigen Abarten verführt, nur um in ihm ein krankes
Verlangen nach derartigen Diensten zu erwecken. Wie hatte er nur einen einzigen
Moment glauben können, dass sie ihn mochte!
Er holte aus und schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht.
    Sie
schrie erschrocken auf und hielt sich die Wange. Für einen winzigen Augenblick
tat sie ihm leid, wollte er sich über sie beugen und seine Hand entschuldigend
auf ihre Wange legen, den Schmerz von ihrem Gesicht küssen, den süßen Zauber
ihrer Umarmung spüren.
    Aber
dann gewann endlich die Vernunft wieder die Oberhand. Sie log ihn an. Sie
benutzte ihn. Sie spielte ihm Zuneigung vor. Doch in Wirklichkeit wollte sie
ihn nur demütigen, so wie alle.
    „Verschwinde”,
zischte er und seine Stimme klang so kalt wie der Eisklotz, der von seiner
Brust Besitz genommen hatte und ihn hier an Ort und Stelle erfrieren ließ, „und
lass dich nie wieder auf dem Castle blicken.”
    Sie
sprang auf, wortlos, das Gesicht kalkweiß, und raffte mit zittrigen Händen ihre
Kleidung zusammen.
    Eadric
konnte sie nicht ansehen. Diesen seidenweichen Körper, der ihm so viel Lust
bereitet hatte, ihre langen Haare, deren Duft er so gut kannte, die schmalen
Schultern, die man doch eigentlich beschützen müsste. Mit einer abgehackten
Bewegung wandte er sich ab, ging zum Fenster und blickte hinaus, ohne
irgendetwas dort draußen wahrzunehmen. Er war ein Schwächling, da hatte Lady
Nottingham recht, ein erbärmlicher Schwächling. Er schaffte es nicht einmal,
diese Hure Susannah in den Kerker zu werfen, wo sie hingehörte. Vielleicht
hatte er hier auf dem Castle tatsächlich nichts verloren.
     

*
    Eadric
stand noch eine Weile reglos, nachdem er sie aus seinen Gemächern hatte schleichen
hören.
    Dann
kam Leben in ihn. Er wusch sich mit eiskaltem Wasser und zog sich an.
    Es
war noch früh am Morgen, im Castle war alles ruhig. Er warf sich einen Umhang
über und ging hinaus, zum hinteren Tor, dort wo unter mächtigen Trauerweiden
neben einem kleinen Bach ein Friedhof für die gefallenen Soldaten und die
anderen Bediensteten angelegt worden war.
    Eine
halbe Ewigkeit war er schon nicht mehr hier gewesen, aber seine Füße fanden

Weitere Kostenlose Bücher