NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)
Alten zu sehen. Ich verabschiedete mich von Frau Lapkha. Am
späten Vormittag traf der Reparaturroboter ein, mit dem ich zum Wrack des
Rovers fuhr und es auf die Station schleppte. Zehn Tage darauf trat ich mein
freies Quartal an, das ich, von einem kurzen Aufenthalt auf der Anlage im
Pazifik abgesehen, der ersten Einweisungen und vorbereitenden Schulungen diente,
hier auf der Station verbrachte. Anflüge von Euphorie wechselten mit
Trostlosigkeit. Die Einsamkeit wurde bisweilen sehr stark. Wochenlang war ich
unfähig zu arbeiten. Erst jetzt, da die Routine des Schichtbetriebes der leeren
Zeit wieder ein Rückgrat eingezogen hat, war es mir möglich, diesen Bericht zu
schreiben, den ich in wenigen Tagen abschloss.
In der violetten
Dunkelheit unter dem gläsernen Dach, während draußen ein unhörbarer Orkan über
die leblose Tundra heult, liege ich flach auf dem warmen Futon. Pâ kniet über
mir. Ihr nackter Körper ist das einzig Lebendige. Wenn ich senkrecht
hinaufsehe, erscheint ein schwaches verzerrtes Spiegelbild in dem gekrümmten
Glas. Es wirkt, als wären wir ein Wesen mit vier Armen und Beinen, an
schimmernden Hüften ineinander verwachsen, ihr schwarzes Haar über dem schmalen
Gesicht aus atmendem Seladon. Sie brauchte nicht zu sprechen, nicht einmal mit
den lächelnden Augen zu fragen. Es hatte nichts Feierliches. Konzentriert, aber
heiter, ohne übertriebenen Ernst zog sie die Kanüle auf.
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Matthias Falke
Ich
hatte mal wieder die Schnauze voll.
Warum
ist das mit den Frauen immer so kompliziert? Da gibt man sich Mühe und lädt
seine beste Freundin ins Holokino und zum Essen ein, hält sie mit gepflegter
Konversation bei Laune, und nachdem man die Rechnung bezahlt hat, sagt sie,
dass sie müde ist und lieber allein nach Hause gehen möchte. Der ganze Aufwand
– für nix!
Natürlich
sind nicht alle Frauen so. Es gibt da schon ein paar, bei denen man ohne diesen
ganzen Schnickschnack zum Zuge kommen kann. „He, wollen wir ficken?“ – „Klar.
Bei dir oder bei mir?“ – Und schon geht’s los. Aber solche Frauen zu finden,
ist gar nicht so einfach. Meistens blitzt man mindestens neunmal ab, bis es bei
der zehnten endlich klappt. Also ist der Zeitaufwand letztlich genauso hoch wie
bei der kultivierteren Methode.
Zum
Glück kenne ich inzwischen ein paar solcher Frauen, bei denen im Idealfall ein
Anruf genügt. Aber was macht man, wenn alle Freundinnen gerade im Urlaub sind
oder wichtige Termine oder ihre Tage haben?
Oder
sie schlagen mir vor, dass wir uns vielleicht übermorgen treffen
könnten! Was weiß ich denn, wie ich übermorgen drauf bin? Wenn ich
ficken will, dann will es jetzt gleich tun!
Und
eins können Sie mir glauben: Wenn man so drauf ist, wenn man einfach nur geil
ist, wird es besonders schwer, eine Frau zu finden, mit der man Spaß haben
kann. Dann muss man sich erst einmal mächtig zusammenreißen, einen auf lässig,
charmant und kultiviert machen, und wenn man überzeugend rübergebracht hat,
dass einem der Sex eigentlich gar nicht so wichtig ist – dann ist die Frau
möglicherweise bereit, mit einem ins Bett zu gehen.
Aber
genau davon hatte ich neulich einfach nur die Schnauze voll.
Ich
wollte nicht mehr als einen anständigen Fick. Keine Verführungsstrategien, kein
Rumgebalze, keine Beziehungsdiskussionen, sondern einfach nur Sex .
In
meiner Verzweiflung hatte ich mich in den Weiten des globalen Netzes auf die
Suche gemacht – nach einer eindeutigen Kontaktanzeige, nach der Adresse eines
Clubs ohne komplizierte Kennenlernregeln – egal, irgendwas! Es war schon so
schlimm, dass ich kurz davor stand, es mir selber zu besorgen.
Und
dann ... stieß ich endlich auf die richtige Seite!
Ich
wusste sofort, dass ich sie gefunden hatte – die Erfüllung meiner
Träume!
Einen
Meter siebzig groß, blondes, schulterlanges Haar, neunzig-sechzig-neunzig,
makellose Haut und uneingeschränkt verfügbar. Kurz: die ideale Frau!
Schnell
gab ich meine Daten ein und schickte die Antwort ab. Jetzt musste ich nur noch
eine knappe Stunde warten, bis sie bei mir war. Aber was war schon ein
lächerliches Stündchen verglichen mit dem, was mir bevorstand!
Als
es endlich an meiner Tür klingelte, sprang ich auf und quittierte den Empfang
des Pakets, das die Jungs vom Lieferservice mit einem anzüglichen Augenzwinkern
in
meinem Wohnzimmer abstellten. Ich drückte ihnen ein großzügiges Trinkgeld in
die Hand, damit sie möglichst schnell
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