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NOVA Science Fiction Magazin 20

NOVA Science Fiction Magazin 20

Titel: NOVA Science Fiction Magazin 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf G. Hilscher
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Lindam
habe sich als Heiliger, wenn nicht gar als der Messias des einundzwanzigsten
Jahrhunderts offenbart, und seine Worte seien nicht weniger als die Neue
Prophezeiung.
     
     
    Und
wieder öffnete sich die Türe ohne vorheriges Klopfen. Als ich den Blick von dem
Artikel abwandte und den Kopf hob, verirrte sich ein Lichtstrahl auf das
gläserne Gehäuse über dem Zifferblatt meiner Uhr. Die Reflexion blendete mich,
und so verpasste ich den Moment, in dem das Chaos in mein Leben trat.
     
     
    „Du
leckst gerne Muschi!“
    Ich
erinnerte mich nicht, ihr gesagt zu haben, sie solle Platz nehmen. Absolut
sicher war ich mir, ihr nicht das Du angeboten zu haben. Ohne Zweifel hatte ich
in Jungs Brief nichts von einer weiblichen Insassin gelesen. Doch aus dem
Erstgutachten, das ich zunächst ignoriert hatte, erfuhr ich nun, das der
„Insasse“ eine dreiundzwanzigjährige Querulantin war, ein Meter siebzig groß,
zweiundfünfzig Kilogramm leicht und krankhaft unter dem Scheffel ihres
Destrudo.
    Vor
mir saß Lisa Traut, lächelte schelmisch mit lasziven Lippen in einem von
furiosen Locken verhangenen, stahlgeschmückten Gesicht, reckte mir ihren
latexbespannten Atombusen entgegen und sagte im Tonfall einer Vestalin: „Du
leckst gerne Muschi!“, ehe ich ihr überhaupt die Hand schütteln und mich
vorstellen konnte.
     
     
    Nachdem
ich meine Mimik wieder eingerenkt und klargestellt hatte, dass es völlig
irrelevant sei, ob ich nun gerne eine Frau mittels Cunnilingus befriedige, bat
ich sie, mir zu schildern, was ihrer Meinung nach der Grund dafür sei, warum
man sie in unsere Einrichtung geschickt habe. Eingewiesen wegen Erregung
öffentlichen Ärgernisses – in 52 Fällen.
    „Ganz
klar: Das sind hirngefickte Trottel, denen es nicht passt, wenn ich sage, eine
Krawatte sei eben auch nur ein Baumwolllappen.”
    Ich
bat sie, mir das zu erläutern
    „Baby,
dich haben sie auch schon am Wickel.”
    Kurz
erläuterte ich, warum es angebracht sei, mich mit Doktor Grau anzureden, oder
mit Herr Doktor, oder auch einfach nur Doktor; dann stellte ich klar, niemand
habe mich am Wickel. Endlich kam ich dazu, sie zu bitten, doch bitte präzise
auf meine Fragen zu antworten.
    „Warum
kann ich denn nicht einfach erzählen, wozu ich Lust habe?”
    Weil
wir hier in einer Einrichtung zu Erziehung unsozialen Verhaltens sind und sie
nach PsychKG eingewiesen wurde.
    „Ach
so. Na wenigstens bist du – Entschuldigung – ist Herr Doktorchen nicht so ein
arroganter Widerling wie dieser Miller.”
    Was
uns zu der Frage brachte, warum Jung sie Miller entzogen und mir zugewiesen
hatte.
    „Der
Bastard hat mich so mies angeguckt. Ich musste ihm einfach sagen, dass er ein
tierisches Arschloch ist.”
    Aha.
    „Außerdem
habe ich ihm die Nase gebrochen.”
    Unbewusst
legte ich zwei Finger auf den Nasenrücken.
    „Doktorchen,
du bist doch ein ganz netter Kerl. Zwar etwas sexuell gehemmt, aber letztlich
doch okay.”
    Klarstellung:
Doktor. Zweitens: Keine sexuelle Hemmung.
    „Gut,
Doktor.”
    „Danke.”
    „Deine
Frau will wohl nicht mehr, wie?”
    „Bitte?
Doch. Nein. Frau Traut, ich stehe hier nicht zur Diskussion.”
    „Ladehemmung?”
    „Entschuldigung?”
    „Ist
der kleine Doktor derzeit auf Talfahrt?”
    Sekunde.
Ah, jetzt. „Temporäre Impotenz ist nicht, ich betone: nicht Thema dieses
Edukationsgespräches!”
    „Wie
lange dauert gewöhnlich so ein Gespräch mit Doktorchen?”
    „Die
Zeit ist um.”
     
     
    Ich
machte früher Feierabend und fuhr nach Hause. Während die Stadt an mir
vorbeizog, fragte ich mich, wann ich meine Frau das letzte Mal mit Cunnilingus
befriedigt hatte. Vielleicht lagen ihre Stimmungen ja gar nicht am
Haushaltsgeld.
    Was
für Gedanken ich mir machte! Diese Traut übte jetzt schon einen schlechten
Einfluss auf mich aus – ihre Erziehung würde mir eine Freude sein!
    Als
ich die Einfahrt hoch zur Haustür ging, beschloss ich, Eva mit einem
leidenschaftlichen Kuss zu überraschen. Die würde Augen machen!
    Ich
klingelte. Eva öffnete mir die Tür – zumindest nahm ich an, dass es sie war,
denn was ich sah, sprach dagegen. Meine Frau stand dort in eine Nikotinwolke
gehüllt und summte einen Choral. Sie hustete mir ein „Hallo Schatz „entgegen.
Ich stand wie versteinert im Eingang. „Du … rauchst!”
    „Hm.
Stimmt.” Sie hatte wieder diesen abwesenden Ausdruck in den Augen, und zugleich
umspielte ihre Lippen ein ungewohntes, leichtes Lächeln. Ich schob mich an ihr
vorbei und sah sie dabei an, als

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