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NOVA Science Fiction Magazin 20

NOVA Science Fiction Magazin 20

Titel: NOVA Science Fiction Magazin 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf G. Hilscher
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Inneren eine Urwelt-Maschine entdeckt,
die er als fünfdimensionale Hypertrasse bezeichnet hatte. Er wäre jedoch nicht
in der Lage gewesen, sie zu bedienen, da eine elementare Komponente gefehlt
hätte; eine Art bewegliches Gehäuse, das noch immer im Inneren der Mauer
verschollen ist.“
    „Bis
heute hat es kein Mensch vollbracht, auf die andere Seite zu gelangen -
geschweige denn von dort wieder zurück, um von seinen Erfahrungen zu erzählen.“
    „Dann
werde ich der erste sein.“
    Ninive
verzog die Mundwinkel. „Träum weiter ...“
    „Ich
glaube, ich habe einen Weg gefunden, wie es möglich ist. Hättest du nicht Lust,
mich zu begleiten?“
    „Ins
Verderben? Nein, danke.“
    „Falls
ich finde, wonach ich suche, wird es dazu erst gar nicht kommen“, behauptete
Aris. Er schien einen Moment in sich hinein zu horchen, dann sagte er: „Hast du
dich noch nie gefragt, wie eine sieben Kilometer hohe Mauer Jahrtausende lang
bestehen kann, ohne unter ihrem eigenen Gewicht zusammenzubrechen oder im Boden
zu versinken?“ Aris sah sich um. „Was denkst du, wie schwer mag der Berg sein,
auf dem wir stehen? Eine Milliarde Tonnen? Zwei Milliarden? Nichts und niemand
auf diesem Planeten ist in der Lage, ihn auch nur einen Zentimeter weit
anzuheben, und dabei ist dieser Hügel noch nicht einmal tausend Meter hoch. Die
Bannmauer hat fast das Zehnfache seiner Größe und mehr als das Dreißigfache
seiner Breite – und doch ragt sie ungebeugt und lotrecht auf wie am ersten Tag,
ohne auch nur einen Meter tief ins Marschland eingesunken zu sein. Ich frage
mich: Wie ist das möglich? Wie kann etwas so Gigantisches bestehen, obwohl es
aus unzähligen aneinander gereihten und aufgeschichteten Fragmenten
zusammengesetzt wurde? Welche Macht steckt dahinter?“
    Ninive
musterte Aris abschätzend. „Wie kannst du dir so sicher sein, dass du die Mauer
bezwingen kannst?“
    „Weil
ich etwas bei mir trage, das meine unglücklichen Vorgänger nicht besaßen.“ Er
zog eine schlanke Metallhülse aus der Innentasche seines Mantels. „Eine
Originalseite der Barna -Chroniken“, erklärte er. „Und sie erklärt vermutlich,
wie es möglich ist, auf die andere Seite zu gelangen.“
    „Vermutlich?“
    „Barna
hat sie verschlüsselt. Die Dolmetscher des Senats konnten Teile davon
übersetzen, aber mehr als einen kurzen Satz haben sie in zwei Monaten nicht
geschafft.“ Er zog einen Notizheft aus seiner Manteltasche, blätterte bis zu
einer markierten Seite und las: „Durch die Erde führt der Pfad.“
    Ninive
zog verdutzt die Augenbrauen zusammen. „ Das ist alles?“ Aris machte eine
entschuldigende Geste und ließ das Büchlein wieder im Mantel verschwinden. „Und
der Rest?“
    „Unverständliches
Kauderwelsch.“
    „Lies
vor“, forderte Ninive ihn auf.
    „Das
darf ich nicht.“
    „Mein
Territorium, meine Regeln“, erinnerte sie ihn. „Also?“
    Ihr
Gegenüber zog eine Grimasse, dann öffnete er die Hülse und zupfte vorsichtig
ein vergilbtes, von Stockflecken übersätes Blatt Papier heraus. „ Via in
medion “, begann er zu lesen, nachdem er es aufgerollt hatte. „Nein, warte: Via
in mediam murum aeo... ähm, aeonum ... “
    „Zeig
mal her.“ Ninive zog ihm die Seite aus den Händen und betrachtete den Text. „So
ein Geschnörkel habe ich noch nie gesehen“, gestand sie.
    „Es
ist eine Sprache aus der alten Welt.“
    „Die
heute garantiert niemand mehr lesen kann. Ich wüsste nicht einmal, wie man
diese Wörter ausspricht - falls das überhaupt Wörter sind.“ Ninive drehte das
Blatt in alle Richtungen, dann strich sie mit der Hand darüber, als wischte sie
ein lästiges Insekt ab. Das Papier zuckte erschrocken zusammen, dann lag es
wieder schlaff in ihrer Hand.
    „Trag
dich vor“, forderte sie es auf.
    Das
Schriftstück sah sich um, ohne Notiz von Ninive zu nehmen, schlüpfte jäh aus
ihren Fingern und flatterte unbeholfen davon.
    „Ach,
verflucht!“ Aris rannte ihm ein Stück weit hinterher, bis der Hang zu
abschüssig wurde. „Paras levit!“ , rief er, als es im Nebel zu
verschwinden drohte. Die Seite erstarrte mitten im Flug, dann begann sie
herabzutrudeln. Ehe sie jedoch den Boden erreichte, wurde sie vom Wind erfasst
und davon geweht. Aris stieß einen Fluch aus und stieg den Hang eilig wieder
empor.
    „Glückwunsch“,
brummte er, als er Ninive erreicht hatte. „Wirklich fabelhaft!“
    „Wie
hast du das gemacht?“, staunte sie. „Ich bin noch nie einem Wandler begegnet,
der etwas entseelen

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