Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Novemberasche

Titel: Novemberasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
gegensätzlich waren. Nun war auch noch sein bester Freund verschwunden. Natürlich gab es da einen
     Zusammenhang. Es musste einen geben. War Matthias Wölfle der anonyme Anrufer von Freitagabend? Wenn ja, was hatte er ihm sagen
     wollen?
    Die Ampel schaltete auf Grün, aber nichts bewegte sich. Der Mann im Wagen neben ihm begann zu hupen und wild zu gestikulieren,
     ein anderer stimmte in das Konzert ein. Sommerkorn sah den Mann an, so lange, bis er herübersah, dann legte er den Zeigefinger
     an die Lippen und machte »pst«. Der Mann erwiderte die Aufforderung, indem er einen anderen Finger zum Gruß hob. Sommerkorns
     Handy begann zu dudeln, auf dem Display blinkte »Barbara«.
    »Ja?«
    »Das LKA hat angerufen. Sie konnten einen Teil der Schrift auf dem Zettel rekonstruieren.«
    »Und was steht drauf?«
    »Es sind drei Wörter. Das erste besteht aus nur drei Buchstaben. Vom dritten haben sie nur ein ›g‹ mit Sicherheit erkennen
     können. Beim zweiten jedoch sind sie sich sicher, dass es ›silent‹ oder ›silence‹ heißt.«
    »Silence   … is golden?«
    »Nee, das kann ja eben nicht sein.«
     
    ☺
     
    Seit dem Vorfall mit der Dönerbude sehe ich in ihren Augen einen seltsamen Glanz, wenn sie mich anschauen. Ich habe dasGefühl, sie beäugen mich misstrauisch. In der Zeitung habe ich gelesen, dass ein Mann ihm geholfen hat, dem Türken, und erste
     Hilfe geleistet hat. Nur deshalb lebt er noch. Die Polizei ermittelt jetzt im Umfeld eines feindlichen Türkenclans. Die machen
     sich gegenseitig fertig, das ist die Lösung, yeah!, haben sie gejubelt.
     
    *
     
    »Ich muss gleich wieder zurück ins Büro.«
    Marie stand auf der Schwelle zur Hintertür, den leeren Korb mit Brennholz in der Hand. Mit dem Kinn deutete sie zum Küchentisch.
     »Setz dich doch kurz. Bin gleich wieder da.« Dann zog sie die Tür hinter sich zu. Im Fortlaufen meinte sie noch, das Telefon
     klingeln zu hören. Mit raschen Schritten ging sie zum Schuppen, stellte fest, dass keine Scheite mehr da waren, nahm die Axt
     und spaltete so viel Holz, dass der Korb voll wurde. Als sie ihn zur Tür hereinwuchtete, schlug ihr die Wärme der Küche wie
     eine Wolke entgegen.
    »Trinkst du noch einen Tee mit uns?« Ohne eine Antwort abzuwarten, stellte sie den Korb ab, legte ein paar Scheite in den
     Ofen, füllte Wasser in den Kessel. Im Holzherd knisterte und knackte ein munteres Feuer, und die Küche war erfüllt von einer
     behaglichen Wärme. Aus dem alten Küchenschrank holte sie vier Teetassen und Teller heraus. Sie spürte Sommerkorns Blick im
     Nacken. Wenn dieser Mann mich bloß nicht so nervös machen würde, dachte sie. Konzentriert deckte sie den Tisch, holte Butter,
     Wurst, Käse und Tomaten. Sommerkorn brach das Schweigen.
    »Welchen Eindruck hast du von ihnen?«
    »Von den Kleinen? Ich weiß nicht. Es ist ganz unterschiedlich. Sie vermissen ihre Mutter. Ich frage mich   …« Marie seufzte und hielt im Brotschneiden inne.
    »Was?«
    »Ich frage mich, wie lange sie das noch durchhalten.«
    Sie drehte sich um und sah ihn an.
    »Heute Morgen   … Leni hat auf einmal ganz schrecklich angefangen zu weinen. Ich konnte sie kaum beruhigen. Auf jeden Fall muss ich mir was
     ausdenken, um sie abzulenken. Nachher wollen wir noch Plätzchen backen. Darauf freuen sie sich schon den ganzen Tag.«
    Sommerkorn begann Tomaten und Gurken in Scheiben zu schneiden, nahm Pfeffer und Salz und streute davon auf das Gemüse.
    »Ich   …« Er schien etwas sagen zu wollen, aber nicht die richtigen Worte zu finden. Von oben war Gepolter zu hören, dann trippelnde
     Schritte auf der Treppe.
    »Ja?« Marie goss brodelndes Wasser auf die Teebeutel. Sollte sie Sommerkorn von ihrem Plan berichten? Sollte sie ihm erzählen,
     dass sie Stella Siebert kennengelernt hatte und dass sie morgen einen Fallschirmspringerkurs beginnen würde? Eigentlich hatte
     sie für so einen Unsinn gar kein Geld übrig.
    »Ich stehe zur Zeit ziemlich unter Druck   … Wir stecken mitten in einem schlimmen Fall. Eigentlich sind es   …«
    Die Küchentür wurde aufgerissen und Anna rief:
»Ich
will das Meeresprinzessinnenbett.«
    »Nein, das hab
ich
schon.« Leni erschien im Türrahmen mit rot leuchtenden Backen.
    Marie ging in die Hocke, legte den linken Arm um Anna, den rechten um Leni. »Wisst ihr, was ich mir gedacht habe? Ihr könntet
     euch abwechseln. Schaut mal, es ist doch viel lustiger, wenn man mal hier und mal dort ist. Auch für die Barbies natürlich.
     Die

Weitere Kostenlose Bücher