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Novemberasche

Titel: Novemberasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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gibt Zeugen, die behaupten, Sie dort am zehnten November gesehen zu haben.«
    Von der Tür her hörten sie ein Rascheln, dann Schritte. Frau Walser betrat den Raum und blieb neben dem Esstisch stehen. Walsers
     Gesichtsfarbe hatte inzwischen von Braun zu Rotbraun gewechselt, seine Ohren leuchteten.
    »W… wer sagt denn das?«
    »Das spielt zunächst keine Rolle. Diese Zeugen behaupten, dass Leander Martìn Sie einige Tage vor seinem Tod in diesem Hotel
     gesehen hat.«
    »Das ist eine glatte Lüge«, stieß Walser aus, und Sommerkorn fand, dass der Mann selbst viel schlechter log.
    »Wir gehen im Moment jeder Spur nach und sammeln alle Informationen, die wir bekommen können. Selbstverständlich müssen wir
     auch diesem Hinweis nachgehen. Vielleicht erinnern Sie sich noch, wo Sie an jenem Abend waren?«
    Walser schnaubte sichtlich genervt. »Sie sind gut! Erinnern Sie sich denn noch, wo Sie an dem Abend waren?«
    »Vielleicht haben Sie etwas in Ihrem Kalender eingetragen, das weiterhilft?«
    Einen Augenblick herrschte absolute Stille im Raum, von draußen hörte man ein Scheppern, dann erklang Frau Walsers Stimme
     schräg hinter ihnen.
    »Aber das war doch ein Dienstag. Da gehst du doch nach der Mittagsschule immer gleich zum Tennis. Und dann mit Jan noch einen
     trinken.«
    Die kleine Frau hat offenbar ein besseres Gedächtnis als ihr Ehemann und in der Beziehung sicher die Hosen an, dachte Sommerkorn.
    Walser, der sich zu seiner Frau umgedreht hatte unddiese wortlos betrachtete, wandte sich wieder um und starrte verbissen vor sich hin. Ein Schweißfilm hatte sich auf seiner
     Oberlippe gebildet, und auch seine Stirn glänzte leicht im Licht, das durch die Fenster fiel.
    »Am zehnten November waren Sie also beim Tennis, wo?«
    »In Langenargen.«
    »Wir müssen Ihr Alibi natürlich überprüfen. Wie lange waren Sie beim Tennis?«
    »Ich gehe nach der Mittagsschule direkt dorthin. Das Training geht von sieben bis halb neun.«
    »Und dann sind Sie noch mit jemandem etwas trinken gegangen?«
    »Ja – das heißt, ich weiß nicht, ob an diesem speziellen Abend auch. Ich erinnere mich nicht genau.«
    »Aber das lässt sich doch klären«, beruhigte Barbara ihn. »Geben Sie uns einfach den Namen und die Telefonnummer Ihres Freundes,
     wir klären das dann ab.«
    Walser räusperte sich: »Jan Bentele.« Er nannte die Nummer mit einem Ausdruck wachsender Resignation.
    »Aber ich gehe nicht immer mit ihm was trinken. Vielleicht war ich an diesem Abend auch alleine in meiner Stammkneipe.«
    »Um welche Uhrzeit waren Sie wieder zu Hause?«
    Walser blickte hilfesuchend seine Frau an, die ihn ihrerseits zu durchbohren schien.
    »Wie immer um elf«, sagte sie scharf.
    »Und wo waren Sie am Freitagabend zwischen achtzehn und zweiundzwanzig Uhr?«
    »Wie   … Warum wollen Sie das denn nun wissen?«
    »Beantworten Sie bitte meine Frage.«
    »Am Freitag war ich bei einem Lehrerstammtisch. Ich bin um kurz nach sechs von zu Hause losgefahren, nach Gießenbrücke, wenn
     Sie wissen, wo das ist. Dort treffenwir uns alle vier bis sechs Wochen. Ich kam da um kurz nach sechs an, es ist ja nicht weit.«
    »Und wie lange sind Sie geblieben?«
    Walser blies die Backen auf, Sommerkorn fixierte ihn und dachte, dass er wie ein Hamster aussah.
    »Bis kurz nach elf.«
    »Wie heißen die Kollegen, mit denen Sie zusammen waren?«
    Walser sah von Barbara zu Sommerkorn, er zögerte kurz.
    »Muss das sein, dass Sie die alle da mit hineinziehen?«
    »Ja.«
    Walser nannte fünf Namen und lehnte sich dann in seinem Sessel zurück.
    Als Sommerkorn und Barbara wenig später wieder im Auto saßen – diesmal war Sommerkorn hinter dem Steuer   –, sprach Barbara das aus, was beide dachten:»Für Freitagabend scheint er aus dem Schneider zu sein.«
    »Ja. Er klang sehr sicher. Ich glaube nicht, dass es da was zu rütteln gibt.«
    »Hm«, brummte Barbara und sah aus dem Fenster.
    »Aber was die andere Sache angeht. Ich glaube, da lohnt es sich, ein wenig nachzubohren.«
     
    ☺
     
    Heute haben sie mir gesagt, dass jeder einen Vertrauensbeweis antreten muss. Jeder soll etwas tun, um der Gruppe seine Treue
     und bedingungslose Hingabe zu zeigen. Vielleicht wird dann alles wieder gut. Wenn ich ihnen zeigen kann, dass ich einer von
     ihnen bin.
     
    *
     
    »Das ist Eva. Sie wohnt in der Wohnung neben mir.«
    Stella zeigte auf eine blonde Frau, die über einen Fallschirm gebeugt dastand und mit konzentrierten Bewegungen geheimnisvolle
     Verrichtungen

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