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Novemberrot

Novemberrot

Titel: Novemberrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Theisen
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Zum Frischmachen gab es dazu noch ein kleines Waschbecken .
    » Wahrlich nichts Besonderes, aber zumindest ist es sauber«, wie Weller bei sich bemerkte. Der Besitzer des Lokals drückte ihm hastig den Zimmerschlüssel mit der Bemerkung »das Finanzielle regeln wir dann morgen früh« in die Hand und war bereits zur Tür hinaus, da unten im Lokal scharenweise ausgetrocknete Kehlen vorhanden waren, deren Durst nach reichlich Bier, Schnaps und Wein gestillt werden musste .
    » Nicht so schnell! Eine Frage habe ich noch an Sie!«, rief der Kommissar ihm nach und Pohlert kam etwas widerwillig aber gehorsam zurück .
    » Zum Kreismüller habe ich Ihnen und Ihrem Kollegen heute früh doch alles gesagt, was ich weiß«, entgegnete er achselzuckend mit leichtem Unverständnis in seinem Blick .
    » Sie hat vielleicht mit dem Mord überhaupt nichts zu tun«, erklärte der junge Polizist mit einem geheimnisvollen Unterton in seiner Stimme.
    Dann legte er, um die Neugier des Wirts noch weiter zu schüren, eine kurze Atempause ein, räumte einen Teil seiner Kleidung aus der Tasche und legte die Sachen aufs Bett. Dieser kleine Kunstgriff Wellers verfehlte seine Wirkung nicht. Plötzlich war das Treiben in der Wirtschaft für Tohn zweitrangig. Sprichwörtlich gespannt wie ein Flitzebogen aufgrund des mysteriösen Verhaltens seines unerwarteten Gastes, konnte er es kaum erwarten, dass dieser nach endlos wirkenden Momenten des Schweigens endlich die Unterhaltung weiterführte .
    » Kennen Sie jemanden, der hier bei Nacht und Nebel im Ort umherschleicht, sich in den Gebüschen versteckt und dazu mit seiner grimmigen Visage irgendwas von der Wiederkehr des Feuervogels faselt?«
    Als Anton diese Worte aus dem Mund des Polizisten hörte, wich die Anspannung aus seinem Gesicht und er lachte lauthals: »Ja, DEN gibts hier wirklich! Sie sind unserem Justus begegnet. Die Leier vom Feuervogel erzählt er eigentlich immer. Aber ehrlich gesagt, zum einen versteht hier im Dorf niemand, was oder wen er mit dieser Titulierung meint und zum anderen ist er gelinde gesagt nicht der Hellste, wenn sie verstehen was ich meine.«
    Der Wirt fand die Art und Weise, wie Weller den armen Justus beschrieb, höchst amüsant. Mit dem Hemdsärmel trocknete er sich seine Wangen, über die wahre Sturzbäche von Tränen während der Lachattacke geflossen waren und schob anschließend noch eine kleine Anekdote nach: »Neulich früh habe ich ihn zum Bäcker geschickt, Brötchen kaufen. Nachdem wir fast eine geschlagene Stunde auf seine Rückkehr gewartet hatten, wollte ich gerade selbst losgehen, als er just in dieser Sekunde um die Ecke bog. Auf meine Frage hin, wo er denn so lange gesteckt habe, gab der Vogel lapidar in seiner naiven Art zur Antwort, dass er Hunger hatte. Als wir dann unsere Brötchen sahen, wurde uns augenscheinlich klar, was er gemeint hatte. Ist der Eumel doch tatsächlich hingegangen und hat mit seinen Drecksfingern alle zehn Brötchen feinsäuberlich ausgehöhlt und den weichen Innenteil verspachtelt. Aber glauben Sie mir, der Justus tut keiner Fliege was zuleide. Und wenn Sie ihn erst bei Tageslicht zu Gesicht bekommen, werden sie sehr rasch feststellen, dass diese halbe Portion eigentlich auch ganz harmlos aussieht.« Mit der letzten Bemerkung, quasi eine Lanze für Justus brechend, beendete Anton seine Ausführungen .
    » Nicht ganz klar in der Rübe oder harmlos wirkend, völlig egal! Ich werde diesem Nachtfalter auf jeden Fall in den nächsten Tagen noch einen Besuch abstatten.« Kommissar Weller zeigte mit diesen energischen Sätzen seinem Gastgeber, dass man ihn so schnell nicht mit einfachen Erklärungen abspeisen konnte .
    » Wo wohnt denn der Knabe?«, wollte Fritz noch von Pohlert abschließend wissen, bevor der sich in seine Kneipe verdrückte.
    Tohn, inzwischen wieder auf die kleinlaute, obrigkeitstreue Seele zusammengeschrumpft, die er normalerweise war, gab dem jungen Polizisten die geforderten Daten, welche dieser sich akribisch in einem kleinen Schreibblock notierte, und zog die Zimmertür behutsam hinter sich zu. Die nächste Herausforderung, welche sich Fritz in den Weg stellte und einer sofortigen Lösung bedurfte, war zu entscheiden, ob er es bevorzugte zu erfrieren, oder die abgestandene Luft in seinem temporären Domizil zu ertragen.
    Nach kurzem Überlegen öffnete er das Fenster, welches nach vorne hinaus zur Straßenseite gelegen war. Doch diese Aktion war nur von mäßigem Erfolg gekrönt. Denn bereits nach wenigen

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