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Novizin der Liebe

Novizin der Liebe

Titel: Novizin der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CAROL TOWNEND
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und richtete den Blick auf die Darstellung einer nackten Eva auf der geschnitzten Chorschranke. Ihre Augen waren weit aufgerissen und voller Furcht.
    „Sir Adam! Es … es tut mir leid, dass ich Euch habe warten lassen. I…ich dachte, Ihr wäret noch im Palast.“ Sie suchte sich aus seinem Griff zu befreien und zog ihn mit sich in den Strom der Pilger, der sich aus dem Halbdunkel der Kathedrale auf den hellen Vorplatz ergoss.
    Adam weigerte sich, sie freizugeben, ließ sich jedoch von der Verzweiflung in ihren Augen rühren und gestattete ihr, ihn mit sich fortzuziehen. Blinzelnd traten sie hinaus auf den gepflasterten Vorhof, wo eine blasse Novembersonne hinter den Wolken hervorlugte. Die kühle Luft, frei von Weihrauchschwaden und Kerzenqualm, verursachte ihm Gänsehaut am Nacken.
    Richard stand noch immer lässig an die Mauer gelehnt, an der Adam ihn zurückgelassen hatte, und stutzte sich die Fingernägel mithilfe seines Dolchs. Sobald er die beiden erblickte, nahm er Haltung an und machte Anstalten, Adam sein Schwert auszuhändigen, doch dieser sah ihm in die Augen und schüttelte den Kopf.
    Cecily zog ihn immer weiter fort vom Eingang der Kathedrale, fort von den Pilgern und dem Gedränge am Portal. Allmählich ließ ihr Schwung nach. Ihre Augen waren zwar noch weit aufgerissen, doch ihre Wangen hatten wieder ein wenig Farbe bekommen, Gott sei Dank. Als sie den Kopf in den Nacken legte, um zu ihm aufzublicken, fiel die Kapuze des Mantels, den er ihr geborgt hatte, zurück, sodass ihr kurzer grauer Novizinnenschleier zum Vorschein kam.
    Ihre Augen hatten die Farbe von Vergissmeinnicht, ihre Wimpern waren lang und dunkel. Ihre Lippen zitterten – rosige Lippen, die zum Küssen einluden. Adam verspürte einen Stich im Herzen. Vergib mir, Gwenn . Vom Äußeren her war dieses Mädchen das genaue Gegenteil von Gwenn – Cecily of Fulford war klein und blond, Gwenn dagegen war groß und dunkelhaarig gewesen. Und bis gestern noch war genau dies Adams Schönheitsideal gewesen. Heute jedoch … heute …
    Verwirrt ob der Anziehungskraft, die sie auf ihn ausübte, sah Adam auf Cecily Fulford hinab und hoffte, dass sie seine Gedanken nicht lesen konnte. Sie sollte nicht wissen, wie sehr ihre zerbrechliche Schönheit ihn erregte. So viel Macht würde er ihr nicht zubilligen. Selbst in diesem Aufzug, mit dieser ärmlichen Novizinnentracht am Leib, begehrte er sie. Vielleicht sollte er damit beginnen, ihr über die Wangen zu streichen, sich von ihrer Zartheit überzeugen … nein, er würde zuerst diese rosigen Lippen küssen …
    Zum Teufel – wie konnte er daran denken, ihr den Hof zu machen, wenn sie ihn auf diese Weise ansah? Er mochte sie für das hübscheste Mädchen in ganz Wessex halten, doch der Ehrgeiz seines Herzogs und der Untergang ihrer Familie standen zwischen ihnen. Er musste behutsam vorgehen, wenn er sie für sich gewinnen wollte. Und er würde sie für sich gewinnen! Nachdenklich rieb er sich über die Stirn. Wie sehr hatte sich sein Sinn in den vergangenen Stunden doch gewandelt! Als die kleine Novizin ihm angeboten hatte, sie an ihrer Schwester statt zu heiraten, hatte er sich geschworen, Vorsicht walten zu lassen. Er hatte sie zurückweisen wollen, bis er sie besser kannte und mehr darüber wusste, warum sie ihn nach Fulford begleiten wollte. Nun jedoch … Adam blickte in die größten blauen Augen, die er jemals gesehen hatte, und all seine Vorsätze lösten sich in Luft auf.
    Verzeih mir, Gwenn.
    „Mylady, Ihr habt mich gebeten, Euch zur Frau zu nehmen“, rief er ihr in Erinnerung. „Dennoch seht Ihr mich an, als sei ich ein Ungeheuer. Im Kloster habt Ihr mich nicht auf diese Weise angeschaut. Was habe ich getan?“
    Sie biss sich auf die Lippe, blickte unverwandt auf das mächtige Portal der Kathedrale und die ins Freie strömenden Pilger, und schwieg. Ihr Busen hob sich, als sie tief Atem schöpfte.
    Ein Schatten legte sich über Adams Züge. Vielleicht war sie bei näherer Überlegung zu dem Schluss gelangt, dass die Kluft zwischen ihnen unüberwindlich war. Ja, darauf mochte es hinauslaufen. Nicht nur, weil er in ihren Augen ein feindlicher Eindringling war, ihr war vermutlich auch bewusst geworden, dass sie von edler Geburt, er dagegen von niederer Herkunft war. Adam verstärkte den Griff um ihr Handgelenk und unternahm einen weiteren Versuch. „Mylady … Cecily … ich teile Euch mit, dass ich mich entschlossen habe, Euren Antrag anzunehmen – ich werde Euch heiraten.“
    Seine Worte

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