Novizin der Liebe
Vorgeschmack war auf das, was ihn im Ehebett erwartete, standen ihm gewiss große Freuden bevor.
Adam schloss die Augen und rührte sich nicht, während sie mit den Fingerspitzen seine Brauen erkundete, seine Wangenknochen, den Schwung seiner Lippen. Noch immer lächelnd – er konnte einfach nicht aufhören –, nahm er ihren Zeigefinger sanft mit den Zähnen gefangen.
Sie lachte leise auf und öffnete die Augen.
Eine Strähne langen blonden Haars lugte unter ihrem Schleier hervor. Langsam, noch immer jedes Quäntchen Selbstbeherrschung aufbietend, das ihm zur Verfügung stand, um sich nicht auf sie zu stürzen und sie zu verschlingen, wickelte er sich die lockige Strähne um den Finger. Mit ihren geröteten Wangen, den von seinen Küssen rosigen Lippen und dem wogenden Busen war Cecily die leibhaftige Versuchung.
Die Glocken der Kathedrale läuteten.
„Oh!“ Im Nu wich der verträumte Ausdruck aus ihren Augen. Sie trat einen Schritt zurück und murmelte: „D…das Angelusläuten.“
Als sie sich bekreuzigen wollte, bemerkte sie, dass Adam sich eine Strähne ihres Haars um den Finger gewickelt hatte, und zog sie fort. „I…ich muss mich herrichten, Sir.“ Hastig schob sie die Locke zurück unter den Schleier und wickelte sich den Mantel enger um den Leib.
Die Glocken läuteten noch immer.
Sie fuhr fort, an dem Sackleinen herumzuzerren, das ihr als Kleidung diente, und zupfte eilig Haube und Schleier zurecht.
Adam grinste. „Ruhig Blut, Cecily. Ihr seid nicht mehr im Kloster.“
„Ich weiß. Doch es ist das erste Mal in vier Jahren, dass ich … dass ich das Angelus-Gebet versäumt habe. Es fühlt sich falsch an – wie eine Sünde.“
Er schüttelte den Kopf, nahm ihre Hand, hob sie an seine Lippen und küsste sie. „Es ist keine Sünde, wenn Ihr meine Verlobte seid. Ihr seid nicht zur Nonne geboren. Wie alt seid Ihr?“
„Sechzehn.“ Ihre blauen Augen blickten ihn ernst an. „Und Ihr, Sir, wie alt seid Ihr?“
„Zweiundzwanzig.“ Er beugte sich vor, um ihr ins Ohr zu flüstern: „Und gerade habt Ihr mich noch Adam genannt.“
„Adam.“ Errötend flüsterte sie seinen Namen, blickte ihm jedoch nicht mehr in die Augen. Das Läuten der Glocken hatte ihr in Erinnerung gerufen, wer sie war, und wer er war. Cecily war wieder die scheue sächsische Novizin, die er aus dem St.-Anne’s-Kloster geholt hatte, und er war ein bretonischer Ritter, ein Gefolgsmann Herzog Wilhelms. Ihr Stelldichein war beendet.
Adam nahm sie abermals sanft an der Hand und räusperte sich. „Wir werden in einer halben Stunde nach Fulford Hall aufbrechen, um das Tageslicht so gut es geht zu nutzen.“ Er warf einen missbilligenden Blick auf ihren grauen Schleier und dachte daran, wie weit Fulford von der Stadt Winchester und ihrem Markt entfernt war. „Ich habe ein paar Silbermünzen, wenn Ihr also zuvor irgendetwas kaufen möchtet …“
Sie blinzelte. „Ich danke Euch, S… Adam. Doch ehe ich nicht gesehen habe, in welchem Zustand das Anwesen meiner Eltern … ich meine Euer Anwesen ist, kann ich nicht sagen, was wir benötigen könnten.“
„Ich werde Euch besser einkleiden. Meine Gemahlin wird nicht in Lumpen herumlaufen.“
Cecily blickte an ihren Röcken hinab, als sehe sie sie zum ersten Mal. „Oh.“
Er zog sacht an ihrem Handgelenk. „Kommt, es muss einen Tuchhändler auf dem Markt geben.“
Sie folgte ihm widerstrebend und schüttelte den Kopf.
„Cecily?“
„Ich möchte Euer Geld nicht sinnlos verschwenden. Meine Mutter pflegte Tuchballen in einer Truhe aufzubewahren. Es ist gewiss genug Stoff da, um daraus ein Kleid für mich zu schneidern.“
Er unterdrückte ein Lächeln. „Ich heirate eine sparsame Seele, wie ich sehe.“
„Das ist das Kloster, Sir.“
„Adam … erinnert Ihr Euch?“
„Adam. Das Kloster hat mich so werden lassen. Die Regel des heiligen Benedikt …“
Er hob ihre Hand an seine Lippen und erfreute sich an der zarten Röte, die Cecily in die Wangen stieg. „Morgen“, sagte er leise.
„Sir?“
„Wir werden heute Abend nach Fulford aufbrechen und morgen werden wir heiraten.“
„S…so bald?“
Er beugte sich vor und drückte einen Kuss auf den Teil ihrer Stirn, der nicht unter ihrem Schleier verborgen war. „Ich sehe keinen Grund, warum wir warten sollten. Sobald wir auf Fulford Hall sind, werdet Ihr Gelegenheit haben, alte Bekanntschaften aufzufrischen und …“, er verzog das Gesicht und schnippte verächtlich gegen ihren Schleier, „ … eine Magd
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