Novizin der Liebe
damit zu betrauen, sich um Eure Kleidung zu kümmern. Und dann werden wir heiraten.“
Er führte sie auf den Vorhof der Kathedrale zurück, wo Richard auf sie wartete. Als er sein Schwert umschnallte, fing er Cecilys scheues Lächeln auf. Ihm war leichter ums Herz als in all den Jahren zuvor.
Adam hatte nicht gewusst, was ihn erwartete, als er sich auf den Weg in die Normandie gemacht hatte, um Herzog Wilhelms Anspruch auf den englischen Thron zu unterstützen. Er hatte die Bretagne verlassen in der Hoffnung, Land und Titel zu erwerben und ein neues Leben zu beginnen, fern jener Orte, wo die Erinnerung an Gwenn ihn auf Schritt und Tritt verfolgte. Es war ihm auch der Gedanke gekommen, sich eine neue Gemahlin zu suchen, doch er hätte nie zu hoffen gewagt, eine derart reizende zu finden. Eine, die ihn, wenn er nicht achtgab, dazu bringen könnte, abermals sein Herz zu verlieren. Und dass es sich bei seiner Braut um eine unschuldige Novizin handeln würde, hatte er ganz gewiss nicht erwartet, doch das spielte keine Rolle. Allein ihr Lächeln war es wert, dafür die Meere zu überqueren.
Er empfand etwas, erkannte Adam verwundert, das zu vielschichtig war, um es als Glück zu bezeichnen, doch es kam diesem Gefühl ziemlich nah – verflixt nah. Und dafür war allein Cecily Fulford verantwortlich.
Seine Hochstimmung hielt an, bis sie den sächsischen Palast erreichten, wo die Truppe stationiert war. Die Wachen gingen in Habachtstellung, als sie die Haupthalle betraten.
Cecily wich nicht von seiner Seite und knabberte unablässig an ihrer Unterlippe. Die hübsche Röte war aus ihren Wangen gewichen. „Ihr wart schon einmal hier?“, fragte Adam.
Sie schluckte. „Ein einziges Mal, vor Jahren. Mit meinem Vater – mit Thane Edgar.“
Adam nickte. Dies musste schwer sein für Cecily, und er hatte keine Worte des Trostes. Nichts, was er sagen könnte, würde es leichter machen für sie, dessen war er sich bewusst.
Sein Hauptmann Félix Tihell stand neben dem Feuer und unterhielt sich mit Maurice. Adam führte seine Verlobte zu einer Bank an der Wand. „Wartet hier“, bat er und ließ Cecily dort zurück. Ihr Blick wanderte zu der Galerie hinauf, die an einem Ende des Saals im ersten Stock weit entfernt vom Hauptfeuer gebaut worden war. Das Zimmer dort oben hatte einst den Earls of Wessex als Privatgemach gedient. Nun hatte es der normannische Garnisonskommandant mit Beschlag belegt.
Es war warm am Hauptfeuer, einem richtigen prasselnden Feuer aus dicken, trockenen Scheiten, das nicht zu vergleichen war mit jenem im Gasthaus des Klosters. Tihell trug seinen Helm unter dem Arm. Er war außer Atem und seine Stirn glänzte feucht, als sei er gerannt. Sobald er Adam auf sich zukommen sah, wandte er sich von Maurice ab.
„Sir Adam.“ Tihell salutierte. „In Anbetracht Eurer Abwesenheit war ich im Begriff, Maurice meinen Rapport abzuliefern.“
„Dann berichtet mir nun persönlich“, entgegnete Adam und gebot seinem Knappen durch einen Wink, sich zurückzuziehen. „Erzählt mir nicht, ihr hättet ihre Spur verloren!“
„Nein, Herr“, erwiderte Tihell atemlos. „Ich bin den Hufspuren vom Kloster aus gefolgt. Lady Emma und ihr Begleiter sind zwar aus dem Nordtor geritten, wie Ihr gesagt habt, dann jedoch entgegen unserer Erwartung nicht weiter in Richtung Norden, sondern in einem weiten Bogen gen Westen. Lady Emma hat dann mit ihrem Stallknecht in einem Wirtshaus namens „Green Man“ genächtigt und ist am nächsten Morgen in Richtung Winchester aufgebrochen.“
Adam war mit einem Male angespannt. „Winchester? Sie ist hierhergekommen? Lady Emma ist heute hierhergekommen?“
Sein Hauptmann nickte. „Jawohl. Wir sind zügig vorangekommen, und es ist mir gelungen, sie einzuholen. Wir sind sogar direkt hinter ihr durch das westliche Tor in die Stadt eingeritten und ihr dann bis zur Kathedrale gefolgt.“
Mit einem Gefühl, als habe er soeben einen Fausthieb in den Magen bekommen, blickte Adam unwillkürlich zu Cecily hinüber, die artig auf der Bank jenseits des Feuers saß, die Hände in Nonnenmanier auf dem Schoß gefaltet. Rauch und Flammen trennten sie, doch Cecily bemerkte seinen Blick und lächelte scheu zu ihm herüber. Als Adam ihr Lächeln nicht erwiderte, erstarb es auf ihren Lippen. Er spürte, wie sich sein Herz zusammenkrampfte. „Die Kathedrale?“, wiederholte er langsam. „Welche? Das Alte Münster oder die Neue Münsterkirche?“
„Die, in der die Reliquien ihres Heiligen aufbewahrt
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