Novizin der Liebe
aus. Nur bis ich Lufu finde.“
„Nein, das ist nicht Euer Platz. Doch Ihr werdet Helfer suchen und anleiten müssen. Ich habe ein paar junge Burschen in den Ställen herumlungern sehen.“
„Das müssten Harold und Carl sein, die Müllersöhne.“
Voller Freude stellte er fest, dass der Schatten der Sorge aus ihren Augen wich. An seine Stelle trat ein Ausdruck der Verwirrung, als bemühe sie sich vergeblich, sein Wesen zu ergründen. Nun, das war nicht weiter verwunderlich, denn auch sie war ihm ein Rätsel.
„Ich werde den jungen Herfu damit beauftragen, sie herzurufen. Sie können sich ihren Unterhalt verdienen“, sagte er. „Und er selbst kann auch mithelfen.“
„Brian?“
„Ja, er hat vorher für den Trupp gekocht, und alle haben’s überlebt.“
Sie lächelte. „Das ist ein Segen. Ich kann für heute Abend nicht viel versprechen, es sei denn, wir treiben irgendwo etwas Fleisch auf. Die Zeit reicht nicht, um ein Lamm oder ein Schwein zu schlachten, und außerdem sollte das Fleisch vor dem Verzehr ohnehin erst eine Weile abgehangen werden. Doch es gibt Hähnchen, käme das infrage?“
„Und ob! Ich sehne mich nach einem knusprigen Brathähnchen, seit Mutter Aethelflaeda uns damals im Kloster mit dem Duft danach gequält hat.“ Getrieben von einem Verlangen, dem zu widerstehen er nicht die Kraft aufbrachte, beugte er sich vor und drückte Cecily einen Kuss auf die Nase. Narr, Narr, warte, bis du weißt, wem ihre Loyalität gilt! „Ich werde Herfu sofort herschicken. Sobald Ihr ihn und die Müllersöhne eingewiesen habt, kommt zurück in den Saal, einverstanden?“
„Wie Ihr wünscht. Warum?“
„Weil wir den Vogt suchen werden. Wie war noch gleich sein Name?“
„Godwin.“
„Godwin, ja. Vielleicht weiß Godwin, wo die Köchin steckt, und ich möchte, dass Ihr an meiner Seite seid. Es war schwer genug, Vater Aelfric mein Anliegen begreiflich zu machen.“
„Natürlich, ich verstehe.“
Es dämmerte bereits, als Cecily in den Saal zurückkehrte.
Sir Richard hatte es sich auf einer Bank an der Tafel bequem gemacht, vor sich einen Becher Wein, in der Hand eine Laute. Cecily blieb verwundert stehen.
Eine Laute? Natürlich gab es keinen Grund, warum ein Normanne nicht Laute spielen sollte, doch es regte sie zum Nachdenken an, einen von Herzog Wilhelms Männern mit einem so anmutigen Musikinstrument zu sehen. Sein Knappe Geoffrey und einige der anderen Krieger saßen bei ihm, in leise Gespräche vertieft. Adam war nirgendwo zu entdecken. Ebenso wenig wie Gudrun. Doch Adams Knappe Maurice schaukelte die glucksende kleine Agatha auf dem Knie und Philip …
Das Weidenkörbchen ihres Bruders stand im Schlafbereich des Saals, doch von ihrem Standpunkt aus konnte Cecily nicht hineinblicken. War Philip bei Gudrun oder schlief er? Sie mochte sich gar nicht vorstellen, dass er ganz allein im Saal zurückgelassen worden war, ohne einen Sachsen weit und breit. Gewiss, wie er da die jauchzende kleine Agatha auf den Knien schaukelte, wirkte Maurice keineswegs wie jemand, der einem Säugling etwas zuleide tun könnte, doch wenn Adam und seine Männer herausfanden, dass Philip der rechtmäßige Erbe von Fulford war … Wie würden sie reagieren? Würden sie ihn umbringen? Nein, ein Mann wie Adam Wymark – allem Anschein nach von besonnener Natur –, würde gewiss keinen Kindsmord zulassen, oder doch?
Weil ihr plötzlich wieder einfiel, dass Adam sie nicht in ihrer Ordenstracht heiraten wollte, verdrängte Cecily ihre Sorge und ließ den Blick zu jener Stelle schweifen, wo Emmas Kleidertruhe gestanden hatte. Sie war nicht mehr dort.
Doch Philips Weidenkorb stand da. Wie beiläufig schlenderte Cecily zu ihm hinüber. Ihr Bruder schlief auf der Seite, nur sein Gesichtchen und eine winzige Faust waren über der Bettdecke zu sehen. Er war so niedlich. So klein. Ihre Kehle schnürte sich zusammen vor Rührung.
Sie zupfte seine Decke zurecht und richtete sich auf. „Sir Richard?“
„Mylady?“
„Hier stand vorhin eine kleine Truhe, unter dem Fenster. Hat irgendjemand sie fortgeschafft?“
„War sie rot angestrichen?“
„Genau.“
„Adam hat sie in das Gemach im Dachgeschoss bringen lassen.“
Das Dachgemach auf der einen Seite der Methalle ihres Vaters war etwa zu der Zeit gebaut worden, als Thane Edgar ihre Mutter geheiratet hatte. Als Normannin hatte Thane Edgars Braut nicht im selben Saal nächtigen wollen wie die anderen Mitglieder des Haushalts. In ihren Augen hatten der Thane von
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