Novizin der Liebe
wenig Französisch und ich ein wenig Latein, und ich glaube, wir haben einander recht gut verstanden. Er hat sich einverstanden erklärt, uns morgen zu trauen. Soviel ich weiß, müssten wir uns andernfalls bis nach Weihnachten gedulden, denn übermorgen ist der erste Advent, und es bringt Unglück, im Advent zu heiraten.“
„Das stimmt.“
„Nun“, er lächelte sie schief an, „da wir vermutlich alles Glück brauchen werden, das wir bekommen können, ist morgen also unser Hochzeitstag … falls Ihr es Euch nicht anders überlegt habt.“ Herrje, warum hatte er das nur gesagt? Er vertraute ihr vielleicht nicht, doch er begehrte sie, verflucht! Er sollte sie zur Seinen machen und Schluss! Schließlich war er nicht in das Mädchen verliebt, warum sich also den Kopf zerbrechen über ihre Gefühle?
Die schönen Augen blinzelten nicht einmal. „Ich habe eingewilligt“, sagte sie. „Morgen ist ein geeigneter Tag. Es gibt keinen Grund, bis nach Weihnachten zu warten.“
Adam nickte, wobei er sich Mühe gab, betont gleichgültig zu wirken. Plötzlich stieg abermals die Erinnerung an Cecilys Besuch in der Golde Street in ihm auf, und er wollte – nein, er sehnte sich danach –, dass sie ihm ein körperliches Zeichen ihrer Einwilligung gab. Ein leichter Fingerdruck vielleicht. Oder sogar ein Lächeln. Einen Augenblick lang verharrte sie reglos, und dann war es, als habe sie seine Gedanken gelesen. Sie lächelte und hob die Hand, um seinen Kopf zu sich hinabzuziehen.
Ihr Kuss war leicht wie Daunenfedern. Im nächsten Augenblick schon löste sie sich von ihm, die Wangen tief gerötet.
Mehr bedurfte es nicht. Mit einem Murmeln zog Adam sie an sich und schlang die Arme um ihre Taille. Lächelnd drückte er das Gesicht in ihre Halsbeuge und empfand zum ersten Mal an diesem Tag so etwas wie Frieden.
„Dieser verflixte Schleier“, sagte er und schob ihn beiseite. Dann küsste er ihren entblößten Hals, neckte sie mit sanften Bissen. Die Finger unter ihr Kinn gelegt, hob er Cecilys Antlitz zu sich empor und nahm ihre Lippen mit den seinen in Besitz.
Der Kuss währte lange, lange genug, um Adam zu erlauben, die Umrisse ihres Mundes mit der Zunge nachzuzeichnen, lange genug, damit sie es ihm gleichtun konnte, lange genug, um jenes heiße Verlangen in seinen Lenden auflodern zu lassen, das ihn dazu trieb, sich an sie zu pressen und zu wünschen, der morgige Tag sei bereits angebrochen. Lange genug, um ihn völlig vergessen zu lassen, dass er sie noch in der Frühe in der Golde Street gesehen hatte …
Er hob den Kopf und stieß ein bebendes Lachen aus. „Wir müssen etwas in Bezug auf Eure Kleidung unternehmen. Ich kann Euch nicht in dieser Novizinnentracht heiraten.“
Cecily nickte und wich zurück. Um sie nicht sogleich wieder an sich zu reißen, hakte Adam die Daumen hinter seinen Gürtel.
„Ich habe die Wäschetruhe meiner Schwester im Saal gesehen. Es wird Emma gewiss nicht stören, wenn ich mir ihre Kleider ausleihe.“ Cecily legte den Kopf in den Nacken, um ihn anzusehen. Ein trauriger Zug lag um ihren Mund. „Auch meine Mutter hatte eine Truhe mit Stoffen …“
„Es gehört nun alles Euch, Ihr könnt damit tun, was Euch beliebt“, sagte Adam und war sich bewusst, wie sehr Cecily die Umstände missfallen mussten, unter denen sie die Habseligkeiten ihrer Mutter erbte.
„Ja. Habt Dank.“
Adam ließ den Blick umherschweifen und nahm erst jetzt den Zustand des Küchenhauses wahr. „Das ist ja der reinste Schweinestall. Und es wird bald dunkel.“ Er wandte sich von dem schmutzigen Arbeitstisch ab, bevor er mit der Stiefelspitze in der kalten Asche der Feuerstelle herumstocherte. „Sollte dies nicht entzündet werden?“
„Gewiss.“
In ihren Augen lag abermals jener wachsame, bange Ausdruck. Fürchtete sie sich vor ihm? Gerade eben noch schien dies völlig ausgeschlossen, nun jedoch … „Wo ist die Köchin?“
„Weiß der Himmel, fortgelaufen und irgendwo untergekrochen. Ich war im Begriff, etwas Essbares für die Abendmahlzeit aufzustöbern.“
„Ein guter Einfall … die Männer stehen kurz vor dem Verhungern. Doch ich erwarte nicht, dass Ihr für uns kocht.“
„Irgendjemand muss es tun.“ Sie war die Besorgnis in Person. „Ich muss Euch sagen, dass die Vorräte beschämend gering sind.“
Er lächelte. „Wir haben seit Wochen keine vernünftige Mahlzeit mehr genossen. Ein Tag mehr oder weniger wird uns nicht umbringen. Doch Ihr solltet nicht kochen.“
„Es macht mir nichts
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