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Novizin der Liebe

Novizin der Liebe

Titel: Novizin der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CAROL TOWNEND
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Fulford und seine Gemahlin Anspruch auf eine gewisse Ungestörtheit. Das Dachzimmer hatte Cecilys Eltern als Schlafgemach und als Ort der Zusammenkunft für die engsten Familienangehörigen gedient.
    Einen Dank murmelnd, raffte Cecily ihre Röcke und erklomm die Stiege.
    Oben bot der Treppenabsatz gerade genug Platz für zwei Personen und den Wäscheschrank, mehr nicht. Vor der Tür blieb Cecily stehen, um sich innerlich zu wappnen – sie hatte das Gemach nicht mehr betreten, seit man sie gezwungen hatte, den Schleier zu nehmen.
    Sie atmete tief durch, dann schob sie den Riegel zurück. An der Giebelwand ihr gegenüber stand das Bett ihrer Eltern – das nun Adam gehörte. Durch eine Fensteröffnung über dem Bett fiel Licht auf die zerwühlten Laken, einen grünen Waffenrock, ein zerknittertes weißes Leinenhemd. Zu ihrer Rechten stand ein Kohlenbecken, in dem sich jedoch keine glühenden Kohlen befanden, zu ihrer Linken ein zweites …
    Eine Bewegung im hinteren Teil des Gemachs erweckte ihre Aufmerksamkeit.
    Adam! Bis zur Taille entblößt, stand er vor einem Holzgestell mit einem Wasserkrug darauf.
    Er wandte sich um, einen Waschlappen in der Hand.
    „Oh!“ Bevor sie hastig die Augen niederschlug, erspähte Cecily einen breiten, muskulösen Oberkörper mit dunklem Brusthaar, das sich in einem schmaler werdenden Streifen bis hinab zum Bund seiner Beinkleider zog. Halb nackt wirkte Adam noch größer – und höchst beunruhigend, was an ihren Jahren im Kloster lag, vermutete Cecily. In ihrem Inneren lagen Neugier und Schüchternheit miteinander im Zwist. Ich will ihn weiter anschauen, musste Cecily sich zu ihrer Schande eingestehen. Doch schließlich obsiegte ihre Schüchternheit und sie richtete den Blick starr auf einen der Bettpfosten, in der Hoffnung, Adam habe ihr Erröten nicht bemerkt. „V…Verzeihung! Sir Richard sagte, Ihr hättet Emmas Habseligkeiten heraufschaffen lassen. Ich wusste nicht, dass Ihr …“ Ihre Stimme verebbte.
    „Noch einen Augenblick, dann bin ich fort“, sagte Adam in vergnügtem Ton. „Wenn Ihr mir bitte das Handtuch reichen wolltet?“
    Ein viereckiges weißes Leinentuch lag auf der zerknitterten Bettdecke. Ohne den Blick zu heben, warf Cecily es ungefähr in seine Richtung.
    Nachdem er sich rasch abgetrocknet hatte, zog Adam ein sauberes Leinenhemd aus einer Reisetruhe, die zwischen Emmas roter Truhe und der Geldkassette ihres Vaters an der Wand stand. Aus dem Augenwinkel heraus sah Cecily, dass er den Kopf einziehen musste, damit er ihn sich nicht an den niedrigen Dachbalken stieß.
    Erst, als er sicher in seinem Waffenrock steckte, wagte sie es, seinen Blick zu erwidern. „Das war das Gemach meiner Eltern“, bemerkte sie leise. Sie vermochte nicht genau zu sagen, welche Gefühle es in ihr auslöste, Adam dort stehen zu sehen, wo ihr Vater so oft gestanden hatte.
    Sollte sie diesen Fremdling aus der Bretagne hassen? Sie hasste ihn nicht – das konnte sie wohl auch nicht, denn bisher hatte er keine Anzeichen von Grausamkeit gezeigt. Doch ihn hier in diesem Gemach zu sehen, das Schwert auf die gleiche Art gegen das Bett gelehnt, wie ihr Vater es zu tun pflegte …
    Adam schloss die Schnalle seines Gürtels. Sein Gesichtsausdruck gab nichts über seine Empfindungen preis. „Ich weiß, und es tut mir leid, wenn es Euch kränkt. Aber ich habe dieses Gemach benutzt, ehe ich mich auf der Suche nach Eurer Schwester gemacht habe.“ Er zuckte die Schultern. „Heute Nacht gehört es Euch. Morgen jedoch …“ Er trat näher, so nah, dass sie den Duft des Seifenkrauts riechen konnte, das er benutzt hatte. „Morgen wird es unser Gemach sein.“
    Ihr Pulsschlag beschleunigte sich, sie öffnete den Mund, brachte jedoch kein Wort hervor. Er stand vor ihr und blickte auf sie herab, groß, schlank, dunkelblond. Ein bretonischer Ritter. Ihr Ritter. Cecilys Mund fühlte sich trocken an. Würde er Güte und Liebenswürdigkeit in ihre Ehe mitbringen? Ein Teil von ihr begann, dies für möglich zu halten. Aber nein, wie konnte das sein, wo er doch ein Gefolgsmann Herzog Wilhelms war und sie ihn aus reiner Berechnung heiratete? Sie heiratete ihn um Philips willen, um der Dorfbewohner willen, um des Friedens willen …
    Und um deiner selbst willen? Heiratest du ihn nicht auch ein klein wenig um deiner selbst willen?, meldete sich eine boshafte Stimme zu Wort. Nein! Niemals! Ich heirate ihn, um … Als Cecily zu Adam aufblickte, verlor sie den Faden. Ihr Mund war mit einem Male trocken.

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