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Nr. 799 (German Edition)

Nr. 799 (German Edition)

Titel: Nr. 799 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yuna Stern
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zurück.
    Die Schatten versammelten sich an der gegenüberliegenden Wand. Erinnerten mich an ein Monster mit einem grinsenden Maul. Ich hörte wieder Fräulein Ingrid W.s Stimme durch die Lautsprecher. »Geben Sie auf«, sagte sie, »Sie sind umzingelt.«
    Eins, Vier, Eins, Zwei, Null, Sieben. Ich hielt den Atem an.
    Die Tasten leuchteten neongrün auf. Es hatte funktioniert.
    Es hatte funktioniert!
    Lachend sah ich David an, der mir einen Kuss auf die Wange hauchte. Mit seinem triumphierenden Blick schien er mich zu beglückwünschen. Super. Ich wusste, dass du es schaffst.
    Anschließend nickten wir uns entschlossen zu, stemmten uns mit ganzer Kraft gegen das Tor, woraufhin es aufglitt. Ganz einfach, federleicht. So als wollte es uns für unsere Verbissenheit verspotten. Wir stolperten über unsere eigenen Beine, verwundert darüber, dass das Beben aufgehört hatte. Rissen das Tor auf, um hinaus zu rennen. Hinaus in die Freiheit, die wir uns so ersehnt hatten. In eine Welt ohne Nummern, ohne Zellen, mit neuen Erinnerungen. Die wir uns selbst basteln wollten. Gemeinsam.
    Und dann traten wir ins Licht.

KAPITEL 21

Ich fragte verwirrt: »Aber ... wie ist das möglich?«
    Wir fanden uns nicht in einem Wald wieder wie beim letzten Mal, sondern betraten einen Parkplatz. Ich drehte mich zu dem Gebäude hinter uns um, zu der Anstalt, die einen verfallenen Eindruck machte. Eine brüchige, efeuumrankte Fassade lag hinter uns, ein geradezu leerer Parkplatz und eine unbefahrene Landstraße lagen vor uns.
    Der Himmel über unseren Köpfen war trist. Er schien Regen ankündigen zu wollen, der uns noch nicht erreicht hatte.
    »Ich weiß nicht«, murmelte David, der damit beschäftigt war, das Tor hinter uns zuzuziehen. Sein Gesicht war im Licht der Morgensonne noch blasser als sonst. Haarsträhnen standen von seinem Kopf ab. Nur sein Lächeln brachte mich dazu, nicht in Sorgen zu ertrinken. Schnell half ich David, das Tor ganz zuzuziehen und den massiven Riegel vorzuschieben, der sich an der Außenseite des Tors befand. Die Überführer durften nicht kommen, sie durften uns nicht folgen.
    »Haben wir es geschafft?«, fragte ich mit hoher Stimme, heiser, ängstlich.
    »Noch nicht«, entgegnete David und sah sich auf dem Parkplatz um. »Wir müssen ganz weit weg, bis diese Scheißanstalt hinter uns liegt.« Er hastete zu einem Kleinwagen auf dem Parkplatz und zerrte an der Tür. Sie war abgeschlossen. Anschließend sprang er weiter zu einem königsblauen Volkswagen Polo, rüttelte wieder am Türriegel, hatte jedoch keinen Erfolg. Also sank er auf die Knie und suchte den Boden ab – womöglich nach einem Stein? Mit dem er das Autofenster aufbrechen konnte?
    Ich sah mich ebenfalls um, atmete die frische Winterluft ein und spürte, wie mein Herzschlag sich beruhigte. Bald waren wir weg.
    Wenn sie nicht schneller waren und das Tor öffneten .
    Ich zuckte zusammen, als sich dort tatsächlich etwas bewegte.
    Wie ein Blatt Papier, das im Wasser Wellen schlug, verbog sich das Tor. Es erzitterte. Stimmen erklangen dahinter, die miteinander stritten. Hohe, tiefe, gurgelnde Laute. Sogar ein Lachen? Oder nicht? Ich trat neugierig näher, doch mit einem Mal brachen die Stimmen ab, als hätten sie ebenfalls etwas gehört. Mich?
    »Ich hab’s geschafft«, rief David mir zu. »Komm, steig ein.«
    Als ich mich umdrehte, lächelte er mich an. Und wirkte zum ersten Mal, seit ich ihn kannte, erleichtert. Als wäre ihm eine Last von den Schultern gefallen, als hätte er sein Ziel erreicht. Mit mir zusammen.
    Nachdem ich auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, wartete ich, dass David den Motor anließ. Er schaffte es mit nur wenigen Handgriffen, obwohl er keinen Schlüssel zur Verfügung hatte. Ich konnte mir die nächste Frage nicht verkneifen: »Hast du das schon öfter gemacht?«
    Er grinste mich an. »Du meinst ... Autos geknackt?«
    Ich nickte.
    Schon im nächsten Moment heulte der Motor auf und David steuerte den Wagen aus der Parklücke, ohne mir zu antworten. Dann drehte er sich kurz zu der Anstalt um. Das Tor war noch immer nicht geöffnet worden.
    »Wir hauen wirklich ab. Ich kann’s gar nicht glauben«, sagte er.
    Ich konnte nicht still sitzen, lachte, zappelte weiter auf meinem Sitz herum. Ich konnte es ebenfalls nicht fassen. Endlich begriff ich, was es mit der Redewendung auf sich hatte: Ich will die ganze Welt umarmen ! Auch wenn es seltsam klang, es stimmte. Ich fühlte mich so warm und hibbelig, so aufgeregt, so zuversichtlich,

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