Nubila 01: Das Erwachen
mochte es nicht, wenn man ihm Befehle gab.
„ So. Gibt es sonst noch Unklarheiten?“, erkundigte Viktor sich abermals.
Niemand antwortete. Alle waren in schwarze Schutzkleidung gehüllt, um in der Dunkelheit nicht sofort aufzufallen. Jeder einzelne von ihnen war gleichermaßen der freudigen Anspannung erlegen, die vor jeder Jagd herrschte. Es würde sicherlich keine Probleme geben. Die Truppe war groß genug, um sogar mit zwei oder drei Wilden fertig zu werden.
„ Keine Fragen“, stellte Viktor zufrieden fest und lächelte. „Na dann mal los.“
Sie liefen in der üblichen Formation, wobei Jason mit Cynthia und Greg in einer Gruppe lief. Viktor und Doreen blieben ohnehin immer zusammen und Violette hatte Simon unter ihre Fittiche genommen. Aber obwohl alle Vorzeichen eigentlich gut standen, hatte Jason ein eigenartiges Gefühl bei der Sache. So, als wäre alles irgendwie zu gut, um wahr zu sein. Jason schluckte.
Cynthia lief neben ihm und warf ihm einen fragenden Blick zu, weil sie offensichtlich seine nachdenkliche Miene bemerkt hatte. Doch er schüttelte einfach nur den Kopf und versuchte sich aufs Laufen zu konzentrieren. Es war vollkommen unnötig sie auch noch mit seinen lächerlichen Sorgen zu belästigen.
Es war eine wunderbare, völlig klare Nacht. Wie gemacht für die Jagd.
Jason beschloss sich nicht weiter unnötige Gedanken zu machen, sondern sich seelisch und moralisch darauf einzustellen gegen Wilde zu kämpfen. Eigentlich war Zivilpersonen die Jagd nicht erlaubt, aber wenn die Wilden sich in unmittelbarer Nähe zu ihrem Heim befanden, dann fiel das Ganze unter Schutz des eigenen Lebens und war gestattet. Es passierte auch oft, dass monatelang kein einziger Wilder auftauchte und dann konnte man plötzlich wieder einer ganzen Truppe gegenüberstehen. Wilde waren nicht standorttreu, sondern blieben ständig in Bewegung. Da Jason und seine Familie beim letzten Vollmond bereits auf Wilde gestoßen waren, war die statistische Wahrscheinlichkeit dieses Mal wieder welchen zu begegnen eigentlich relativ gering. Doch aus irgendeinem Grund hatte Jason das Gefühl, dass sie heute trotzdem noch welche zu sehen bekommen würden.
Jason sog tief die kühle Nachtluft ein und konzentrierte sich auf die weitere Umgebung. Seine Sinne waren zwar viel besser, als die eines Menschen, aber die Wilden hatten leider noch ein paar Vorteile, die der Herrenrasse verwehrt waren. Die Wilden waren stärker, konnten besser riechen, hören und schmecken. Sie konnten fliegen und einige wenige von ihnen hatten auch noch andere Fähigkeiten, mit denen sie den Herren zusetzten, wann immer sie konnten. Auf der Jagd konnte das des Öfteren zu einem Problem werden, was auch der Grund dafür war, dass eine Person niemals alleine jagen ging und dass die Force immer in der Gruppe auftrat.
Jason atmete tief ein. Die Luft war noch vollkommen rein, aber falls Wilde in der Nähe waren würde es auf jeden Fall nicht mehr lange dauern, bis ihr beißender Geruch die Familie erreichte.
Jason rannte weiter, dicht gefolgt von Greg und Cynthia, die keinerlei Probleme hatten mit ihm mitzuhalten. Cynthia war genauso wie jeder der Herrenrasse eine Weile bei der Force gewesen, um ihren Pflichtdienst abzuleisten, aber im Gegensatz zu Jason hatte sie bald wieder mit dem aktiven Dienst aufgehört und war lieber in den Bereich der Menschenarbeit eingetreten. Sie hatte ein Händchen für die Menschen und schaffte es durch ihr vertrauenerweckendes Wesen immer schnell mit ihnen zu einer Einigung zu kommen. Greg hingegen war wie geschaffen für die Force. Es würde Jason daher nicht wundern, wenn er genauso wie Jason selber mehr als nur die zehn Pflichtjahre bei der Force bleiben würde.
Jason sprang über einen Felsen und landete behände auf der anderen Seite. Er stützte sich schnell auf dem Boden ab und sprang dann sofort wieder auf, um weiter zu laufen.
„ Ich kann sie riechen“, zischte Cynthia in Jasons Richtung und er sah, wie die Aufregung sich in ihren Augen widerspiegelte. Cynthia war diejenige aus der Truppe, die den besten Geruchssinn besaß und sie war ziemlich stolz darauf. Doch auch Jason und Greg hoben ihre Gesichter in den Wind und schon nach kurzer Zeit schlug ihnen der unangenehme Geruch der Wilden in die Nase.
„ Wow“, schnaubte Greg. „Der Kerl hätte aber wirklich mal ein Deo nötig.“
„ Der Geruch ist ungewöhnlich stark“, sagte Jason während dem Laufen. „Möglicherweise sind es dieses Mal mehr, als nur
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