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Nubila 01: Das Erwachen

Nubila 01: Das Erwachen

Titel: Nubila 01: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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widerwillig den Blick von Kathleen ab und sah zur Tür. Er wollte nicht, dass die anderen kamen, um ihm ihr Beileid auszusprechen, oder was auch immer sie vorhatten. Er wollte keine Vorwürfe hören, weil er sich gegen Violette gestellt hatte oder weil er zuließ, dass Kathleen ihm zu wichtig wurde. Doch als Cynthia ihren Kopf durch die Tür streckte, entspannte er sich ein wenig.
    „ Darf ich reinkommen?“, fragte Cynthia ein wenig unsicher und blieb einen Moment an der offenen Tür stehen.
    Als Jason nickte, trat sie ein und setzte sich neben ihn auf einen Stuhl, um Kathleen eingehend zu mustern.
    „ Wie geht es ihr?“, fragte sie mit ernsthaftem Interesse.
    Jason hätte sie am liebsten umarmt. Alle anderen seiner Familie hätten ihn wahrscheinlich gefragt, wie es ihm ging, weil sie sich überhaupt nicht für das Leben einer Dienerin interessierten, aber Cynthia war immer schon ein wenig feinfühliger gewesen, was solche Dinge anging.
    „ Es wird langsam wieder besser“, entgegnete Jason. „Oleg hat sie ganz schön zugerichtet.“
    „ Wenn Antonio für sie sorgt, dann brauchst du dir keine Sorgen zu machen, Jason. Das wird schon wieder.“
    Cynthias Locken umspielten ihr hübsches Gesicht und nicht zum ersten Mal fragte sich Jason, wie es wohl kam, dass sie sich immer noch nicht gebunden hatte. Im Gegensatz zu Violette war sie keine schwierige Person. Im Gegenteil. Sie war das netteste Geschöpf, das er kannte und hatte einfach ein gutes Herz. Aber sie schien sich irgendwie nicht für Männer zu interessieren, oder aber sie interessierte sich für einen speziellen, der vielleicht schon vergeben war.
    „ Was hat Vi mit Simon angestellt?“, fragte Jason schließlich nachdenklich.
    „ Er hat Zimmerarrest und musste schwören nie wieder einen Diener zu provozieren“, antwortete Cynthia lächelnd. Es war klar, dass sie Simons Verhalten missbilligte, aber ihm trotzdem nicht wirklich böse sein konnte wegen seinen Kindereien. Wahrscheinlich war Cynthia gar nicht imstande irgendjemandem lange böse zu sein.
    „ Ich würde ihm am liebsten mal den Hintern versohlen“, sagte Jason mürrisch und sah wieder zu Kathleen hinüber, deren geschundener Rücken durch den Verband zugedeckt wurde. Sie atmete inzwischen wieder regelmäßig und Jason war sich sicher, dass sie bald wieder ganz gesund sein würde, aber der Gedanke dass jemand ihr wehgetan hatte machte ihn trotzdem wütend.
    „ Du solltest vorsichtig sein“, sagte Cynthia zaghaft. „Ich kann dir ansehen, dass du sie magst. Deswegen bist du vielleicht zu sanft mit ihr. Du siehst nur ihre Verletzungen und vergisst dabei, dass sie eine Strafe trotz allem verdient hatte. Vergiss nicht, was sie ist, Jason.“
    Jason sah seine Kusine überrascht an.
    „ Mir ist klar, was sie ist, Cyn“, stellte er klar. „Menschen lieben ihre Haustiere doch auch und erziehen sie trotzdem. Keine Sorge, das schaffe ich schon. Ich habe vor ihr ein für allemal zu zeigen, warum sie sich besser nicht widersetzen sollte, wenn sie einen Befehl erhält.“
    „ Hast du denn schon einen Plan?“
    „ Oh ja“, sagte Jason grimmig. „Den habe ich.“
     
    Kathleen hatte keine Ahnung, wie lange sie geschlafen hatte. Sie lag auf dem Bauch und spürte, dass irgendetwas angenehm Kühles auf ihrem Rücken lag. Es dauerte einen Moment, bis sie sich daran erinnerte, was geschehen war. Simon, Violette, die Fotos… Oh Gott, was hatte sie da bloß angerichtet.
    Ihr Rücken schmerzte noch immer und sie traute sich noch nicht, sich zu bewegen. Man hatte sie ausgepeitscht. Ausgepeitscht. Kathleen hatte eigentlich gedacht, dass dieser Brauch bereits vor mehreren Jahrhunderten ausgestorben sei. Aber wie alles Andere war natürlich auch die Erinnerung daran bei ihr ziemlich verschwommen.
    Doch plötzlich glaubte sie sich an eine Sache ganz sicher zu erinnern. Jason. Er war zurück. Er war zurückgekommen und hatte Violette davon abgehalten sie zu töten. Zumindest hatte es sich so angefühlt, als wollte Violette sie töten.
    Ob Jason sie nun gerettet hatte, weil er es für seine Pflicht hielt, oder weil sie ihm wirklich etwas bedeutete war nebensächlich. Er war da gewesen. Sie konnte sich an seine Stimme erinnern und an sein Gesicht. Vermutlich hatte sie noch nie in ihrem Leben ein schöneres Gesicht gesehen, als seins. Sie wusste, dass es ihr verboten war ihn anzusehen, aber vielleicht trieb es sie gerade deswegen immer wieder dazu, es trotzdem zu tun.
    Bewusst achtete sie auf ihre Umgebung und

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