Nubila 01: Das Erwachen
bemerkte plötzlich, dass sie nicht allein im Raum war. ER war bei ihr. Sie hätte nicht sagen können, woran sie seine Gegenwart ausmachen konnte. Es war weder ein Geräusch, noch ein bestimmter Geruch, den sie aufgenommen hätte, denn momentan roch der Raum viel zu sehr nach Desinfektionsmittel. Aber dennoch wusste sie es. Jason saß neben dem Bett und beobachtete sie.
Kathleen wusste, dass sie eigentlich eine Bewegung machen, oder etwas sagen sollte, um ihn darauf aufmerksam zu machen, dass sie wach war. Aber sie konnte es einfach nicht. Sie wollte einfach nur weiter hier liegen und die Tatsache genießen, dass er in ihrer Nähe war. Zum greifen nah.
„ Du bist wach, das ist gut“, sagte Jason schließlich und Kathleen drehte sich missmutig um.
„ Woran hast du das gemerkt?“, fragte sie und sah ihm dabei genau in die Augen.
Jason kniff die Augenbrauen zusammen und schüttelte unzufrieden den Kopf.
„ Du atmest seit ein paar Minuten schwerer“, erklärte er verkniffen und stand auf.
Sofort wurde Kathleens Herz schwer, weil sie instinktiv wusste, dass er wütend auf sie war. Doch sie wollte nicht, dass er wütend wurde. Sie wollte überhaupt nicht, dass irgendjemand wütend auf sie war.
„ Es tut mir leid Herr“, sagte sie sofort. „Das war respektlos. Wenn ich etwas mehr Kleidung tragen würde, dann würde ich mich hinknien. Ich verspreche aber das später nachzuholen.“
Jason betrachtete Kathleen eine Weile von oben herab, so als wollte er feststellen, ob sie ihre Worte ernst meinte, oder nicht.
„ Verdammt, wie machst du das nur immer, Kathleen?“, fragte er frustriert und raufte sich dabei die Haare.
„ Was… Was denn, Herr?“, fragte Kathleen irritiert und versuchte sich zu ihm umzudrehen, ohne dass Jason dabei eine ihrer nackten Brüste zu sehen bekam. Sie spürte, dass über ihrem geschundenen Rücken nur ein Tuch lag, aber das konnte einfach verrutschen.
„ Du sagst ständig Dinge, von denen ich nie weiß, ob du sie ironisch meinst“, beschuldigte Jason sie. „Ich weiß einfach nicht mehr, was ich mit dir machen soll, Kathy. Verdammt, du hast meinen Bruder geschlagen.“
Kathleen biss sich auf die Lippe, um sich den Kommentar zu verkneifen, dass der kleine Mistkerl es verdient hatte und versuchte einen schuldigen Gesichtsausdruck aufzusetzen.
„ Siehst du, schon wieder“, warf Jason ihr vor. „Warum um Himmels willen ist das so schwer für dich? Was ist das Problem?“
„ Ich… Ich weiß es nicht“, sagte Kathleen ernsthaft betroffen.
Sie wollte nicht, dass Jason mit ihr schimpfte oder wütend auf sie war. Im Gegenteil. Aber irgendwie schien sie immer und immer wieder etwas zu tun, was ihn gegen sie aufbrachte. Jasons Frustration war für Kathleen viel schlimmer, als Violettes offen zur Schau gestellte Wut.
„ Was soll ich tun, Herr?“, fragte Kathleen schließlich resignierend. „Sagt mir, was ich tun kann?“
„ Steh auf, Kathleen“, sagte Jason bestimmend.
„ Jetzt?“, fragte Kathleen überrascht und hielt sich automatisch eine Hand vor die Brust, als hätte sie Angst, er könnte ihr etwas weggucken.
„ Ja jetzt. Ich werde dir etwas zeigen.“
„ Aber… Mein Rücken.“
Jason trat nach vorne, riss ihr das Tuch vom Rücken und hielt einen großen Spiegel hoch, sodass Kathleen aus der liegenden Position ihren hellen, glatten Rücken betrachten konnte. Es war keine Narbe zu sehen. Sie spürte zwar immer noch ein leichtes ziehen, aber sie hatte an der Stelle, wo die Peitsche sie getroffen hatte, nicht einmal einen Kratzer.
„ Oh“, sagte Kathleen schlicht und blickte sich beschämt nach ihrer Kleidung um.
„ Hier“, sagte Jason etwas freundlicher und reichte ihr eines der schlichten Oberteile, die alle Diener immer trugen. „Keine Sorge. Ich werde nicht gucken.“
Dann drehte er sich um und gab ihr die Gelegenheit sich umzuziehen.
„ Wo gehen wir hin?“, fragte Kathleen unsicher, sobald sie sich angezogen hatte.
„ Wir werden einen Ausflug unternehmen, Kathy“, sagte Jason schlicht. „Nur wir beide. Ich möchte, dass du etwas ein für allemal verstehst und dieser Ausflug wird dir dabei helfen.“
Kapitel 17
Die Fabrik
Kathleen saß steif auf ihrem Sitz und fragte sich, wo Jason sie wohl hinbringen würde. Trotz ihrer inneren Anspannung, kam sie jedoch nicht umhin das wunderschöne Auto von Jason zu bewundern. Sie konnte sich nicht bewusst daran erinnern jemals zuvor in einem
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