Nubila 01: Das Erwachen
du aufpassen, dass du die Grenzen der Respektlosigkeit nicht überschreitest, denn wenn dir das mit mir passiert, so wird es dir sicherlich auch mit den anderen passieren, und was das für Konsequenzen haben kann, wissen wir ja bereits.“
Kathleen nickte.
„ Also. Wirst du darüber nachdenken?“, fragte Jason eindringlich.
Kathleen sah auf und ihr Blick traf seinen. Sie widerstand dem Bedürfnis sofort wieder zu Boden zu sehen, sondern hielt ihm stand. Wenn er wollte, dass sie sich wieder stur und bockig verhielt, dann konnte er das gerne haben.
„ Ja, Herr“, sagte sie.
„ Gut“, entgegnete Jason. „Dann solltest du jetzt vielleicht wieder an die Arbeit gehen, bevor Violette noch einen Tobsuchtanfall bekommt.“
„ In Ordnung, Herr. Eine Frage hätte ich aber noch, wenn das gestattet ist.“
„ Die wäre?“
„ Vielleicht geht es mich ja nichts an, aber… Seit wann redet Laney wieder in eurer Gegenwart?“
Kapitel 19
Die Verbindung
In den nächsten Tagen hielt Violette alle im Haus dermaßen auf Trab, dass Jason keinerlei Gelegenheit mehr bekam sich mit Kathleen zu unterhalten. Violette hatte einen Anruf vom Schloss der Ältesten erhalten, der alles andere was irgendwie wichtig gewesen wäre erst mal in den Hintergrund rücken ließ.
Die Ältesten würden kommen. Noemis zweite Tochter sollte heiraten und aus irgendeinem Grund hatte man für die Herrichtung der Feier ausgerechnet Violettes Haus ausgesucht.
Als Drillinge war es den Ältesten möglich ihre Machstruktur so aufzubauen, dass immer mindestens eine von ihnen wach war. In der Zeit des eigenen Schlafes, konnte jede von ihnen eine Person bestimmen, die an ihrer Stelle mitregierte. Diese Person wurde zwar relativ selten um Rat gefragt, aber hin und wieder geschah es doch. Da Noemi momentan wach war, schlief ihre erste Tochter Raika tief und fest unter der Erde und würde erst erwachen, wenn es Zeit war ihre Mutter zu vertreten. Kirsten jedoch war die zweite und musste sich solcherlei Verpflichtungen nicht widmen. Ihr war es gestattet zu heiraten und sich zu verbinden, in der Hoffnung, dass aus der Verbindung viele Kinder hervortreten würden, die die Blutlinie der Ältesten weiterführten.
Jedem war klar was das bedeutete. Das ganze Haus musste auf Vordermann gebracht werden und Laney durfte sich auf der Party abermals nicht blicken lassen.
Die Diener arbeiteten Tag und Nacht, um alles noch mal zu wischen, zu polieren und zum glänzen zu bringen, wobei sie aber tagsüber immer peinlich darauf bedacht waren dass alle Vorhänge zugezogen waren.
„ Delilah“, flüsterte Kathleen, während sie beide dabei waren die riesigen Fenster zum dritten Mal zu putzen, weil Violette der Meinung gewesen war, sie wären immer noch nicht sauber genug gewesen.
Delilah drehte sich nicht um, aber sie zeigte mit einem leichten Nicken, dass sie Kathleen gehört hatte.
„ Was soll das alles?“
Delilah schmunzelte leicht, hielt jedoch keinen Augenblick in ihrer Arbeit inne.
„ Das weißt du doch“, flüsterte sie zurück.
„ Ich weiß gar nichts“, entgegnete Kathleen unzufrieden. „Ich weiß, dass irgendeine Urmutter der Herren kommt, weil ihre Tochter heiraten will und dass wir deswegen alles schon wieder sauber machen müssen, obwohl wir vor ein paar Wochen erst alles wegen Jasons Eltern geputzt haben. Aber ich weiß weder, warum sie so wichtig ist, noch warum sie Laney nicht sehen darf. Was soll das ganze Theater?“
„ Du weißt doch schon, dass Noemi, Marlene und Akima sozusagen die Gründer der Herrenrasse sind“, sagte Delilah leise. „Sie sind es, die den Schlüssel zur Unsterblichkeit für die Herren gefunden haben. Denn das war das einzige, was wir Diener ihnen immer voraushatten. Unsterblichkeit. Wir konnten zwar keine Kinder bekommen, aber sie alterten. Bis dahin zumindest.“
Delilah verstummte, als Violette den Gang entlang lief, aber da beide mit ihrer Arbeit gut vorankamen, sagte sie nichts sondern setzte ihren Weg fort.
„ Sie haben den Lebensrhythmus sozusagen erfunden, dem die Herren jetzt folgen“, erklärte Delilah leise weiter, als Violette außer Hörweite war. „Sie sind, glaube ich, über 1000 Jahre alt und sehen immer noch aus wie fünfunddreißig. Ewige Jugend halt.“
Delilah zuckte mit den Schultern, als wäre das nichts Besonderes. Sie hatte an ihr menschliches Leben kaum noch Erinnerungen und war es gewöhnt unsterblich zu sein Das
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