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Nubila 01: Das Erwachen

Nubila 01: Das Erwachen

Titel: Nubila 01: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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sagte er. „Daran wird sich nie etwas ändern, selbst wenn du hundert Jahre nicht sprechen solltest.“
    Jason verstummte wieder, weil ihm plötzlich klar wurde, dass es theoretisch durchaus möglich wäre, dass jemand hundert Jahre lang schwieg. Für die Älteren der Herrenrasse waren hundert Jahre schließlich keine lange Zeit.
    „ Ich werde nicht mehr aufhören zu reden“, verkündete Laney feierlich und schüttelte den Kopf. „Das ist nämlich ganz gemein und fies.“
    „ Oh Gott, Laney. Ich bin so froh, dass du endlich wieder mit mir sprichst. Du hast ja keine Ahnung, wie sehr ich das vermisst habe.“
    Laney lächelte schwach.
    „ Ja“, sagte sie ein wenig betrübt und zuckte dann mit den Schultern. „Ich dachte, es wäre gut wenn ich ein gutes Vorbild für Kathy bin.
    „ Kathleen?“, fragte Jason verwirrt, weil er keine Ahnung hatte, was Kathleen mit der ganzen Sache zu tun hatte.
    „ Ja“, bestätigte Laney. „Seit Tante Violette befohlen hat, dass man ihr weh tut, redet sie nicht mehr mit mir. Ich habe ihr gesagt, ich würde es dir erzählen, aber sie hat nur traurig geguckt und ist wieder arbeiten gegangen. Ich glaube, sie hat mich nicht ernst genommen.“
    Jason zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. Es verletzte ihn zu hören, dass Laney mit Kathleen gesprochen hatte und nicht mit ihm oder einem anderen aus der Familie. Es machte ihm aber auch Sorgen, dass Kathleen offensichtlich dermaßen unter dem Vorfall in der Fabrik litt.
    „ Das mit Kathleen musst du mir genauer erklären“, sagte Jason ungläubig. „Sie redet gar nicht mehr?“
    „ Doch. Aber nur, wenn Tante Violette sie etwas fragt.“ Sie sah unzufrieden aus. „Mich und die anderen Diener beachtet sie fast gar nicht mehr. Das ist richtig doof.“
    Jason atmete tief durch. Er hatte befürchtet, dass seine Aktion Konsequenzen haben würde, aber mit einer solchen Entwicklung hatte er nicht gerechnet. Kathleen sollte doch nicht aufhören sich zu unterhalten. Sie sollte nur in Beisein ihrer Herren ihre Zunge im Zaun halten und nicht ständig unüberlegt reden.
    „ Laney“, sagte er und stellte sich wieder auf. „Was hältst du davon, wenn wir Kathleen auf dem Spaziergang mitnehmen?“
     
    „ Kathleen“, erklang eine helle Stimme und Kathleen erhob sich sofort. Sie sah wie Violette über das Feld auf sie zukam und versteifte sich sofort. Manchmal hatte sie das Gefühl, das Violette es sich zu ihrer persönlichen Aufgabe gemacht hatte, ihr das Leben zur Hölle zu machen. Seitdem sie ausgepeitscht worden war, verlangte Violette ungefähr das Doppelte von ihr und kontrollierte sie stärker als jeden anderen.
    „ Hast du vorhin die Spiegel geputzt?“, fragte Violette, als sie nur noch wenige Schritte von ihr entfernt stand.
    Wie immer sah sie einfach wunderbar aus. Sie trug ein schönes Kleid und ihr dunkles Haar war zu einem langen Zopf geflochten. Alles an ihr wirkte elegant und hoheitsvoll, und Kathleen kam sich ihr gegenüber wie ein hässliches Aschenputtel vor.
    „ Antworte mir“, beharrte Violette und Kathleen senkte den Kopf noch weiter.
    „ Ja Herrin“, antwortete sie.
    „ Sie sind nicht sauber.“
    Kathleen gab nichts zurück. Wenn sie nicht sauber waren, dann hatte jemand sie wieder dreckig gemacht, denn vorhin waren sie auf jeden Fall sauber gewesen. Aber Kathleen hatte keine Lust mehr über solche Dinge zu diskutieren. Was Violette eigentlich sagen wollte war schließlich: Mach es noch mal. Und das würde sie tun. Anstandslos und ohne sich zu beschweren.
    Violette schien auf eine Reaktion zu warten und wurde wütend, als keine kam.
    „ Hast du dazu denn gar nichts zu sagen?“, fragte sie aufgebracht.
    „ Nein, Herrin“, gab Kathleen zurück weil sie nicht wusste, was sie sonst sagen sollte. Weiter zu schweigen wäre fatal, aber ihr fiel auch keine Erwiderung ein, die sie nicht in Probleme bringen würde.
    „ Kathleen. Du bist wirklich eine Schande für deine Rasse. Jason hat es zwar geschafft, dass du keine Widerworte mehr gibst, aber auf deine Art rebellierst du immer noch.“
    Kathleen reagierte nicht. Sie hatte nicht das Gefühl zu rebellieren. Eigentlich war viel eher das Gegenteil der Fall. Ihrer Einschätzung nach hatte sie vollkommen resigniert, seitdem Jason sie mit in die Fabrik genommen hatte. Dieses Erlebnis hatte sie maßgeblich geprägt und dafür gesorgt, dass sie den inneren Kampf aufgegeben hatte, den sie bisher geführt hatte. Sie hatte sich dieses Leben nicht ausgesucht, aber man hatte es

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