Nubila 05: Die letzte Schlacht
vorne beginnen. Der Schmerz, die Enttäuschung, das Gefühlschaos. Sie wusste wirklich nicht, ob sie das ein weiteres Mal ertragen würde. Doch Darrek so nah zu haben, ohne dass er sie berührte, war unerträglich.
„Verdammt, jetzt tu es einfach“, zischte Laney und ein breites Grinsen erschien auf Darreks Gesicht.
Fest umschlang er ihren Körper und küsste sie, als hinge sein Leben davon ab. All seine Frustration und all seine Angst um Laney legte er in diese einzige Liebkosung, und Laney schmolz in seinen Armen dahin wie Butter in der Sonne. Verflixt, warum musste er nur eine solche Wirkung auf sie haben? Ihre Beine wurden noch schwächer und sie war froh, dass er sie festhielt, denn ansonsten wäre sie bestimmt längst zusammengebrochen. Voller Verzweiflung klammerte sie sich an ihn und hatte vor, ihn nie wieder loszulassen.
Kapitel 23
Das feindliche Lager
Als Liliana das Zelt von Tristan betrat, war sie überrascht, wie untätig alle herumsaßen. Akima hatte sich bei der Aktion wenig Mühe gegeben und nur eine kleine Truppe der Force geschickt, und selbst die schien keine sonderlich große Lust zu haben, ihrer Observierungsaufgabe nachzukommen.
„Und?“, fragte Liliana, um die Truppe auf sich aufmerksam zu machen. „Wie ist der Stand der Dinge?“
Tristan stand von seinem Stuhl auf und zuckte mit den Schultern.
„Der Angriff war ein voller Erfolg“, erklärte er. „Wir haben das Herrenhaus so platt gemacht wie eine Flunder. Leider haben wir aber auch ein paar unserer eigenen Leute verloren. Wir konnten die Körper gerade noch bergen, bevor die Menschen eingetroffen sind.“
Liliana winkte ab, als wäre das vollkommen unwichtig.
„Ich meine Darrek. Was ist mit Darrek?“
Tristan zog eine Augenbraue in die Höhe.
„Nun, da wir wegen der Menschen bisher Abstand zum Herrenhaus halten mussten, kann ich nicht genau sagen, ob dein Plan funktioniert hat. Akima hat zur Zeit große Probleme damit, diejenigen Menschen zu besänftigen, die von unserer Existenz wissen. Wenn diese Aktion umsonst gewesen sein sollte, dann wird sie dich wahrscheinlich eigenhändig erwürgen.“
„Sie war nicht umsonst“, meldete Raika sich zu Wort. „Ich … Ich spüre einen Familienangehörigen bei den Ruinen. Es ist nicht Darrek. Das könnte ich erkennen. Aber … Ich tippe auf Laney. Wahrscheinlich hat er einfach vergessen, sie abzuschirmen. Das ist die einzige Erklärung, die ich dafür habe.“
„Das bedeutet dann wohl, die Menschen sind weg“, stellte Tristan fest.
„Was interessieren mich die Menschen?“, fragte Liliana mit einem breiten Grinsen. „Wo Laney ist, kann Darrek nicht weit sein. Ich würde sagen, wir sehen uns das Ganze mal an.“
Kapitel 24
Der Hinterhalt
Gelangweilt zappte Janish durch die Musiksender und drückte von einem Knopf auf den nächsten. Die Musik war nicht sonderlich gut und er fand den Gedanken schrecklich, weiterhin im Auto sitzen zu müssen, während Darrek sich draußen die spannenden Ruinen ansehen durfte. Andererseits hatte er Angst, ungehorsam zu sein. Amma Johanna war immer sehr streng gewesen, wenn er sich eine Frechheit geleistet hatte, und er fürchtete, dass ihr Bruder in diesem Aspekt noch sehr viel schlimmer sein konnte.
Janish stieß frustriert die Luft aus und ließ sich wieder zurück fallen. Im Großen und Ganzen waren die letzten drei Wochen mit Darrek zusammen wohl die aufregendsten in seinem ganzen Leben gewesen. Sie hatten zwar nur einen einzigen Wilden erwischt, aber den hatten sie dafür so platt gemacht, dass nachher kaum noch etwas von ihm übrig gewesen war.
Gedankenverloren zog Janish ein Lederband aus seinem Hemdausschnitt, an dem ein einzelner Zahn baumelte, den Darrek ihm nach dem Kampf mit dem Wilden übergeben hatte. Als Beweis dafür, dass er erfolgreich gewesen war.
Janish war unheimlich stolz über dieses Geschenk gewesen und hatte gehofft, im Laufe der Zeit noch viele weitere Zähne hinzufügen zu können. Janish konnte zwar nicht leugnen, dass seine Geschwister ihm fehlten, aber er wäre schon gerne noch länger auf die Jagd gegangen. Der Gedanke an seine Geschwister machte Janish traurig, genau wie der Gedanke an Amma Johanna oder an seine Mutter.
Janish verzog den Mund. Er versuchte, so wenig wie möglich an Viktoria zu denken, die sich dem Wilden geopfert hatte, nur um der kleinen Mady das Leben zu retten. Er verbot sich auch die Frage, ob sie dasselbe wohl auch für ihn getan hätte. Was hatte sein Bruder Einar ihm erklärt? Das
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