Nuerburghoelle
durch, »nur teilweise. Er hat Bahn angeblich nicht töten, sondern ihm nur Angst einjagen wollen.«
Was soll ich davon halten, fragte sich Böhnke. Aber wahrscheinlich war es wie immer: Nur scheibchenweise würde ein Verbrecher seine Taten gestehen und immer nur so viel verraten, wie ihm ohnehin handfest bewiesen werden konnte. Das war in diesem Falle bestimmt nicht anders.
»Was hat er denn eingeräumt?«
»Unumwunden gibt er zu, den Brief mit dem Inhalt ›Fahr zur Hölle‹ an Bahn geschickt zu haben. Ebenso hat er zugegeben, dass das Paket mit der toten Katze auf seine Kappe geht. Und beim Brandanschlag besteht an seiner Täterschaft ja gar kein Zweifel.« Küpper legte eine Atempause ein. »Und dann sagt er in seiner Dreistigkeit allen Ernstes, er habe zuerst an der Haustür von Bahn geklingelt und abgewartet, ob jemand daheim sei, bevor er den Brandsatz geworfen hat. Das würde doch zeigen, dass er gar nicht die Absicht hatte, jemanden zu töten. Wenn jemand im Hause gewesen wäre, hätte er das Feuer nicht gelegt.«
»Behauptet er.«
»Behauptet er, um nicht wegen versuchten Mordes angeklagt zu werden.«
Böhnke kannte die Strategien der Kriminellen zu Genüge, um sich jetzt damit zu befassen. »Was sagt denn der Kerl zu den anderen Anschlägen und dem zweiten Brief?«
»Damit hätte er nichts zu tun, behauptet er.«
»Und du glaubst ihm aufs Wort?«
»Natürlich nicht«, antwortete Küpper. »Meine Kollegen arbeiten daran, ihn auch wegen dieser Dinge zu überführen, aber solange sie keine eindeutigen Beweise oder das Geständnis des Kerls haben, können sie ihn auch nicht damit belasten. Sie suchen nach Beweisen. Morgen weiß ich mehr.«
»Und morgen Abend wirst du mich über dein Mehrwissen informieren?«
»Selbstverständlich«, bestätigte Küpper. »Morgen Abend sind wir alle schlauer in diesem Scheißspiel.«
Er wollte das Gespräch beenden, als ihm noch etwas einfiel: »Lars Krupp hat sich heute bei der Pressestelle der Polizei gemeldet und sich als Kollege von Bahn ausgegeben. Er wollte wissen, was mit Bahn sei. Er habe gehört, dass ein Feuer gelegt worden sei. Hat wahrscheinlich seinen eigenen Informanten bei der Polizei.«
Merkwürdig, dachte sich Böhnke. Immer wieder tauchte der Name Lars Krupp auf. Ob er hinter dem Geschehen die Fäden zog? War er gar nicht der Freund, für den er sich ausgab? Böhnke dachte an Küppers letzten Satz: Morgen Abend sind wir alle schlauer in diesem Scheißspiel.
Hat er oder hat er nicht? Diese Frage stellte sich Böhnke bei seinem Spaziergang durch den Ort immer wieder. Er hatte sich den Modellflugplatz zum Ziel genommen. Vorbei am Löschteich und über die Verlängerung der Triftstraße lief er ortsauswärts und schon bald war er allein mit sich auf dem schmalen, leicht abschüssigen Weg zwischen den Kuhweiden.
Wahrscheinlich sprach mehr dafür, dass der Kerl alle Taten verübt hatte, als dagegen. Selbst wenn er unterstellte, dass der Tod auf dem Nürburgring die Folge eines Rennunfalls war, blieben immer noch der zweite Drohbrief und der hinterhältige Angriff von hinten mit dem Baseballschläger. Böhnke war gespannt, was sich diesbezüglich bei den Ermittlungen und den Verhören ergeben würde.
In seiner Manteltasche meldete sich vibrierend und zugleich den Radetzkymarsch spielend das Handy, aber nur, um ihm per SMS anzuzeigen, dass er einen Anruf verpasst hatte. Er war wohl mal wieder in einem Funkloch unterwegs gewesen, wie es so viele in und rund um Huppenbroich gab, just in dem Moment, als ihn jemand sprechen wollte. Der verhinderte Anrufer würde es bestimmt ein zweites Mal versuchen, wenn es dringend ist, sagte sich Böhnke.
Er stand vor dem verschlossenen Gelände und machte sich langsam auf den Rückweg. Erneut marschierte das Handy. Diesmal kam die Verbindung zustande.
Küppers Bemerkung, ob er es mit den Ohren hätte, überhörte Böhnke. »Bevor du gleich im nächsten Funkloch verschwindest, sage, was du sagen willst. Ich bleibe nämlich nicht mitten in der Prärie stehen, nur weil ein Kriminalrat mich bei meinem Spaziergang stört.« Die schnell aus Richtung Westen heranziehenden Wolken versprachen in Kürze ergiebige Regenfälle, die er lieber daheim als auf einem Weg miterleben wollte.
»Gut«, sagte Küpper knapp. »Ich rufe dich in einer halben Stunde zu Hause an. Aber setz dich hin.«
Auf Küppers Eingangsfrage hätte er blind wetten können: »Sitzt du gut?«
»Was ist denn jetzt schon wieder passiert?« Der Regen
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