Nuerburghoelle
prasselte auf die Wiese und lief langsam auf die Terrasse. Böhnke war froh, rechtzeitig die Gartenmöbel unter das Vordach gestellt zu haben, als der Anruf punktgenau nach einer halben Stunde kam.
»Tja. Wir haben da wohl ein Problem.«
Ich nicht, dachte sich Böhnke. Ich habe ein einziges Problem und das reicht mir.
»Unser Freund, der Brandstifter, kann nicht derjenige sein, der den Pflasterstein geworfen hat«, fuhr der Kriminalrat fort. »Außerdem kann er nicht derjenige sein, der Bahn mit dem Schläger verprügelt hat. Er hat für beide Zeitpunkte absolut wasserdichte Alibis.«
»Gibts nicht«, entfuhr es Böhnke.
»Gibts doch«, widersprach Küpper. »Oder willst du etwa die Lauterkeit und das Protokollbuch der Dürener Polizei infrage stellen? Zu dem Zeitpunkt, als der Pflasterstein geworfen wurde, befand sich unser Freund in der Ausnüchterungszelle in der Polizeistation an der Aachener Straße. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihm die Jungs für ein oder zwei Stunden Ausgang gewährt haben.«
Das Ergebnis passte Böhnke überhaupt nicht.
»Sein Alibi für die Zeit des tätlichen Angriffs auf Bahn war ebenfalls nicht zu widerlegen«, musste Küpper eingestehen. »Da war der Junge noch in Köln. Er hatte dort randaliert und musste in der Wache am Neumarkt warten, bis eine Anzeige geschrieben war. Er hatte keine Papiere dabei und konnte sich nicht ausweisen. Er blieb bis Mitternacht auf der Wache. Mit der letzten S-Bahn fuhr er dann nach Düren zurück. Da lag Bahn aber schon demoliert auf dem Bett im Krankenhaus.«
Das sah nicht doll aus, meinte Böhnke nachdenklich. Er rutschte ungeduldig in seinem Sessel umher. Diese Entwicklung behagte ihm nicht. Sein Unbehagen wuchs noch an, als ihm Küpper erklärte, der Festgenommene hätte auch unmöglich beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring sein können. Wahrend des Nachmittags hatte er in einer Spielhalle gezockt, wie die Aufzeichnungen der Videokameras eindeutig belegten.
»Kann es nicht sein, dass er einen Komplizen hatte? Sie gewissermaßen gemeinsam geplant, aber getrennt zugeschlagen haben.«
»Darauf hoffe ich mal«, antwortete Küpper. Damit rechne er sogar. »Aber noch fehlen uns dafür die Beweise.«
»Und wenn es keinen Mittäter gibt, was dann?«
»Dann haben wir ein echtes Problem mit Bahn, mein Freund. Denn dann beginnt das Scheißspiel wieder von vorne.«
12.
Der Anpfiff des bitteren Spiels kam schneller als erwartet. Die Polizei hatte nach den Ermittlungen keine Zweifel, den Kleinkriminellen als Alleintäter anzunehmen. Nicht nur seine vehemente Beteuerung ließ sie zu diesem Schluss kommen, auch die Untersuchungen ergaben keinen Anlass, nach einem möglichen Mittäter zu fahnden. Die Freunde und Verwandten des kleinen Ganoven saßen entweder selbst hinter Gittern oder hatten wasserdichte Alibis. Kontakte zu anderen Kriminellen oder Hintermännern waren auszuschließen.
»Es gibt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit niemanden, mit dem Ihr kleiner Freund zusammengearbeitet hat«, sagte Böhnke zu Bahn, mit dem er sich in einem Café in Simmerath getroffen hatte. »Wie es aussieht, können wir ihm den ersten Brief, die Katze und den Brandanschlag anlasten.«
»Und das Arschloch, das mich zusammengeschlagen hat, läuft immer noch unbehelligt durch die Gegend!«, brauste Bahn auf. Es war unverkennbar, dass er langsam, aber sicher Angst bekam. »Erst versucht mich jemand abzuknallen, dann haut mir der Schwachkopf einen Baseballschläger über die Rübe. Und was geschieht als Nächstes? Da muss doch endlich was passieren!«
Was sollte passieren? Bahn wurde bereits, soweit es der Polizei möglich war und es stillschweigend, unter Umgehung des Dienstweges machbar erschien, überwacht; auch wenn er es nicht wusste und er es Küppers Intervention verdankte.
»Sie könnten sich ja vielleicht abseilen und Ihrer Frau in den Urlaub hinterherfliegen«, schlug Böhnke vor. »In ein paar Wochen ist Gras über die Sache gewachsen.«
»Glauben Sie etwa allen Ernstes, was Sie da von sich geben?« Bahn blinzelte skeptisch.
Böhnke schwieg. Nein, das glaube ich nicht, hätte er ehrlicherweise sagen müssen.
»Wie soll es denn weitergehen?« Er wechselte lieber kurzerhand das Thema, statt eine Antwort geben zu müssen.
»Keine Ahnung«, meinte Bahn mit resignierendem Blick. »Ich werde mir eine Knarre besorgen und auf alle schießen, die sich mir auf weniger als einen Meter nähern.« Er zitterte, als er die Kuchengabel mit dem kleinen
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