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Nuerburghoelle

Nuerburghoelle

Titel: Nuerburghoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Nicht so wie heute. Da kommt der Fahrer, setzt sich hinters Lenkrad und fährt los. Da waren die alten Theberaths aus einem ganz anderen Holz geschnitzt, und die haben dem Bert und dem Tünn noch einiges mitgegeben.«
    »Und dann die Unfälle!«
    Der Senior zuckte mit den Schultern. »Ist Rennfahrerschicksal, kann immer wieder vorkommen. Ein solcher Unfall hätte unserem Nürburgring beinahe das Aus gebracht. Er sei zu gefährlich und passe nicht mehr zu den modernen Rennwagen, wurde damals gesagt.«
    Verständnislos blickte Böhnke auf. »Was meinen Sie?«
    »Nun, als der Niki Lauda am i. August 1976 auf der Nordschleife in seinem Rennwagen fast verbrannt wäre, hat man die Strecke gesperrt. Da durften keine Formel-I-Rennen mehr stattfinden. Zu gefährlich, zu wenig Sicherheit, und was da noch alles gesagt wurde.« Frings winkte ab. »Da musste mit verdammt viel Geld die kleine Schleife gebaut werden, die für den Formel-i-Zirkus passte. Jetzt haben wir quasi eine kleine Rennstrecke für die Formel-Fahrzeuge und die Nordschleife nur noch für die Langstreckenrennen.« Frings sah Böhnke bekümmert an. »Da stand der Nürburgring echt auf der Kippe. Aber ob der moderne Rennzirkus das Wahre ist. Schauen Sie sich doch die modernen Strecken an in Hockenheim oder im Osten. Die rechnen sich doch nicht mehr, behaupte ich. Wir am Nürburgring, wir haben den Mythos, den die anderen nicht haben, wir haben den Mythos der grünen Hölle. Und den nimmt uns keiner.« Langsam taute Frings auf, sein verklärter Blick in die Vergangenheit tat ihm gut. »Ein modernes Formel-I-Rennen bringt der Nürburgring-GmbH garantiert jedes Mal ein Defizit, meine ich. Der Hockenheimring will sogar auf sein Formel-1 -Rennen verzichten, habe ich gehört. Und wir werden nicht einspringen. Die Formel i ist für jeden Veranstalter ein Millionengrab. Verdienen tun nur andere.«
    Böhnke ließ den Mann reden. Er verstand nicht viel von dieser Materie und hörte lange und geduldig zu, bis er endlich wieder den Gesprächsverlauf in seinem Sinne verändert konnte.
    »Die Theberaths, die sind aber keine Formel-I-Rennen gefahren?«
    »Wo kommen Sie denn her?« Frings konnte über derart viel Unkenntnis nur staunen. »Das waren immer Haudegen bei den Langstreckenrennen. Aber diese Ära wird jetzt wohl endgültig vorbei sein nach Berts Unfall.«
    »Wieso?«, fragte Böhnke.
    »Wie ich in Fahrerkreisen gehört habe, will Tünn, also der jüngere Bruder von Bert, den Rennstall auflösen und sich ganz aus dem Geschäft zurückziehen. Der will sogar, so habe ich gehört, die Werkstatt aufgeben und etwas ganz anderes machen.«
    »Meinen Sie, er war so geschockt von dem Unfall?«
    »Ich glaube, es ist nicht nur wegen des Unfalls. Ich glaube, der hat ein bisschen Angst, weil er wohl glaubt, dass es Schüsse gegeben haben soll. Wird jedenfalls erzählt. Aber das ist nur eine Vermutung.«
    Böhnke glaubte, nicht mehr Informationen von Frings zu bekommen, die für ihn brauchbar wären und die die Geschichte von Bahn aufklären könnten. Er kam zum Schluss: »Ist es noch weit bis nach Spa zu der dortigen Rennstrecke?«
    Der Alte sah ihn erstaunt an. »Knapp 50 Kilometer westwärts, würde ich schätzen. Was wollen Sie denn da?«
    »Vergleichen«, antwortete Böhnke knapp, sein eigentliches Anliegen verschweigend.
    »Dann viel Glück«, sagte Frings. Er zog aus der Brusttasche seines Hemdes zwei Plastikkärtchen. »Das sind Ihre Dauereintrittskarten.« Er reichte sie über den Tisch. »Ich kann Ihnen nur einen Rat geben, wenn Sie nach Belgien fahren. Sprechen Sie an der Rennstrecke niemanden auf Stefan Bellof an.«
    »Warum nicht?« Was meinte Frings? Wer war denn Stefan Bellof?
    »Das war ein deutscher Rennfahrer. Der erste deutsche Langstreckenweltmeister. Er starb 1985 auf der Rennstrecke von Spa-Francorchamps. Die Ursache ist wohl nie richtig aufgeklärt worden. Darauf wollen die Pommes-Fresser nicht angesprochen werden.« Frings zeigte unverhohlen seine Verachtung. »Die reagieren auch noch nach mehr als 20 Jahren richtig sauer darauf, weil einige damals in Deutschland vermutet hatten, der Unfall wäre vermeidbar gewesen. Angeblich soll sich ein belgischer Rennfahrer bei Bellofs Überholversuch falsch verhalten und dadurch den Unfall in der Eau Rouge verursacht haben. Aber es gab keine Augenzeugen. Es gibt nur die Aussage des Belgiers und der weist jedes Mitverschulden von sich. Aber wie gesagt, am besten sprechen Sie das Thema in Belgien erst gar nicht

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