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Nuerburghoelle

Nuerburghoelle

Titel: Nuerburghoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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an.«

16.
    Die Kilometerangabe war fast richtig. Nach 54 Kilometern durch die Eifel und das Hohe Venn war Böhnke am Ziel in den Ardennen und fühlte sich in eine andere Zeit versetzt. War der Nürburgring ein Symbol des Modernen, schien die belgische Rennstrecke bei Spa ein Modell für das Überkommene zu sein. Weniger Farbe, weniger Beton und Stahl, alle Tribünen ein wenig kleiner und auch die Rennstrecke ein wenig anders als der Nürburgring, der eine geschlossene Rundstrecke darstellte, so glaubte er jedenfalls. Er fuhr lange Zeit auf einer Landstraße, die ihm vorkam, als gehöre sie zur Rennstrecke.
    Der fast nahtlose Übergang vom deutschen Mittelgebirge in die belgischen Ardennen hatte ihn staunen lassen. Die Natur in ihrer grünen Wiesenpracht und den dicht bewaldeten Hängen war hier nicht weniger schön als in der Eifel.
    Ein wenig fühlte er sich an eine Fahrt nach Berlin über die Autobahn erinnert. Dort türmten sich entlang der Fahrbahn Tribünen auf, dort wurden auf der Avus, wie ihm später erklärte wurde, auf der Autobahn mit zwei langen Geraden und zwei scharfen 18o-Grad-Kurven Autorennen ausgetragen. In Spa erschien ihm alles einfacher, improvisiert, weniger belebt, aber es gab auch weniger Möglichkeiten, sich zu informieren. Vielleicht lag es aber auch daran, dass er nicht die richtige Stelle angefahren hatte, räumte Böhnke zweifelnd ein. Ein Gegenstück zur Erlebnis-Welt Nürburgring gab es jenseits der westlichen Staatsgrenze offensichtlich nicht. Er erspähte auch kein Museum. Das Rennbüro, wenn er das französisch Geschriebene richtig verstanden hatte, hatte geschlossen.
    Gab es überhaupt jemanden an dieser Strecke?, fragte er sich umschauend. Endlich erkannte er eine Bewegung in einem Gebäude, das eine Garage zu sein schien. Es sah aber eher wie ein Schuppen aus. »Hallo«, meldete er sich. Hallo, das war international. Böhnke war sich nicht sicher, ob dieser Teil des belgischen Königreichs noch zur deutschsprachigen Gemeinschaft gehörte oder ob in diesem Gebiet schon oder nur Französisch gesprochen wurde.
    »Hey«, machte sich der Mittvierziger im blauen Monteuranzug bemerkbar, der langsam auf Böhnke zuschritt. »Qu’est-ce qu’il ya? Was gibt es?«
    Böhnke atmete auf. Glücklicherweise war er auf einen Mann getroffen, der mindestens zwei der drei belgischen Amtssprachen beherrschte.
    »Ich suche Informationsmaterial über die Rennstrecke hier«, antwortete er und erntete ein ablehnendes Kopfschütteln.
    »Gibt es hier nicht. Da müssen Sie ins Zentrum nach Francorchamps. Hier ist nur bei Autorennen was los.«
    »Hm.« Böhnke schaute sich nachdenklich um. Er hatte sich seine Fahrt in die Ardennen anders vorgestellt. »Ich wollte mich eigentlich über Rennunfälle informieren.« Er startete eine Offensive. »Ich bin Kriminalkommissar und ermittele in ungeklärten Todesfällen«, behauptete er dreist.
    Sofort kniff der Mann, vermutlich ein Hausmeister oder Streckenwart, die Augen zusammen. »Da kann ich Ihnen bestimmt nicht helfen. Dafür ist die Gendarmerie zuständig.«
    Er wolle sich zunächst vor Ort informieren, bevor er den Kontakt zu seinen Kollegen suche, entgegnete Böhnke. »Vielleicht wissen Sie doch etwas.«
    »Was denn?«
    »Na ja, über Renntote.«
    »Hacken Sie etwa auch auf der alten Geschichte rum mit dem Bellof? Dazu sage ich Ihnen garantiert nichts, weil dazu alles gesagt worden ist. Das Thema ist für mich tabu. Haben Sie verstanden?«
    Böhnke beschwichtigte: »Ich bin wegen des letzten i.ooo-Kilometer-Rennens hier. Wie Sie vielleicht mitbekommen haben, ist auf dem Nürburgring ein Rennfahrer namens Theberath tödlich verunglückt. Er soll auch schon in Spa in einen Unfall verwickelt gewesen sein.«
    »Sie meinen den Bert?« Der Mann bekreuzigte sich. »Ein feiner Kerl, der war auch bei uns beliebt. Unfassbar, was da passiert ist. Aber so ist das Leben.« Er schüttelte den Kopf. »Das ist höhere Gewalt. Ich habe zwar gehört, dass es Gerüchte gibt, jemand habe auf dem Ring auf Bert geschossen, aber solche Gerüchte gibt es immer wieder, wenn es einen Unfall nach einem Reifenplatzer gibt. Das knallt wie ein Schuss.« Er schaute Böhnke nachdenklich an. »Andererseits gab es auch hier in Spa beim Rennen einen Zwischenfall. Dabei ist tatsächlich auf das Auto der Theberaths geschossen worden. Da hat der Tünn am Steuer gesessen. Der konnte aber den Wagen noch abfangen und in die Boxengasse fahren. Dort hat er dann ein Einschussloch in der Karosserie

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