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Nuhr, Dieter

Nuhr, Dieter

Titel: Nuhr, Dieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuhr auf Sendung
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eigentlich immer noch da?
Warum ist der nicht irgendwann tot umgefallen? Wir waren uns doch so sicher
... Wahrscheinlich, weil man ihn für diese Verfilmung noch gebraucht hat.
    Oder soll ich mir den Film doch angucken? Es wäre ja mal
schön zu sehen, wie die Hobbits durch die verregneten, finsteren Straßen von
Bree vor den Nazgul fliehen, genau wie wir damals, auf der Flucht vor der
Schule durch die finsteren Schluchten der ersten Fußgängerzonen ...
    Wir sahen auch ein bisschen mittelalterlich aus: Haare
vorm Gesicht, Prinz Eisenherzfrisur! Ich habe 15 Jahre gebraucht, bis ich meine
Jugendfotos angucken konnte, ohne wieder Akne zu kriegen.
    Wir wollten damals in einer Märchenwelt leben, in der man
die Hoffnung haben konnte, dass irgendwann ein tapferer Ritter kommt und allen
die Stirn bietet, den amerikanischen Imperialisten, dem
militärisch-industriellen Komplex und vor allem unserer Mathematiklehrerin Frau
Munter.
    Wir wollten eine Welt ohne böse Dinge wie Raketen, Rüstungsexporte
oder Klammerformeln. Wir wollten, dass alles lieb ist. Wir wollten auch keine
richtigen Männer sein, und Mädchen waren in erster Linie Gesprächspartner ... Wir
wollten keine Machos sein. »Nein«, haben wir gesagt, »wir zerren die Frauen
heute nicht mehr an den Haaren in die Höhle.« Und dann haben die Mädchen
gesagt: »Das finde ich aber super von dir. Solche Männer wollen wir auch gar
nicht; wir wollen Männer, mit denen man sich unterhalten kann, über Beziehung
und Partnerschaft, und die uns dann erst später an der Mähne an die Höhle
zerren.« Und so hatten wir gute Gespräche, und die anderen hatten
Geschlechtsverkehr. Ist vielleicht doch nicht verkehrt, wenn die Zeit
vergeht...
     
    Vorsätze 6. Januar
2002
    Mein Gott, das neue Jahr ist auch schon wieder fast rum.
Es ist Januar, dann kommt Ostern, St. Martin, und dann ist ja auch schon wieder
Weihnachten! Und ich habe noch gar keine Geschenke!
    Dabei habe ich mir vorgenommen, mir im neuen Jahr keinen
Stress mehr zu machen. Aber das ist es ja: Ich habe mir so fest vorgenommen,
mich an diesen Vorsatz zu halten, dass mich das dann schon wieder stresst...
    Vorsätze machen überhaupt nur Stress. Abnehmen zum
Beispiel: Weihnachten wurde ja wieder ziemlich viel gegessen; obwohl es sich eigentlich
dieses Jahr sogar halbwegs in Grenzen hielt - da war die Gans, nachher
Vanilleeis mit heißen Kirschen, Törtchen, Kekse, Makrönchen, Schokoweihnachtsmänner,
Pralinen, Lebkuchen, Sekt, Likör, Wein, Klosterfrau Melissengeist, Kakao,
Glühwein, Überraschungseier, Magentabletten, Magentropfen, Magenbitter,
Toblerone, Smarties, Happy Hippos und natürlich ein Müsliriegel, man will ja
auch gesund leben.
    Und da ist das eine oder andere stecken geblieben. Klar:
Die ganzen Kalorien gehen durch den Körper und suchen sich einen Ort zum
Wohnen, und bei mir ist das so: Wenn die einzelnen Kalorien an der Hüfte
ankommen, sagen die: »Guck mal, hier sind ja schon die anderen, hier bleiben
wir.« Gesagt, getan. Ich kann abnehmen wie ich will, davon kriege ich höchstens
schlanke Knöchel. Oder mein Gesicht sieht plötzlich aus wie aus dem Filmplakat
von »Die Nacht der reitenden Leichen«.
    Aber die Hüfte? Wie in Marmor gemeißelt. Sollte ich irgendwann
mal Pharao werden (man weiß ja nicht, wie es im Nahen Osten weitergeht) und
werde mumifiziert, dann glaube ich, dass mich die Schulklassen noch nach 3000
Jahren im Museum anstarren und sagen: »Guck mal. Total verschrumpelt und eingefallen,
außer der Hüfte.«
    Ich glaube, dass jeder so seine Problemzonen hat - bei meiner
Mutter zum Beispiel ist es ihr ganzer Körper. Irgendwas tut immer weh. Bei dem
auf den Filmplakat von »Die Nacht der reitenden Leichen« ist es die Haut; der
hat wahnsinnig trockene Haut oder gar keine Haut, und bei mir ist es die
Hüfte. Und deshalb habe ich mir vorgenommen: Bis Ostern kriege ich das wieder
runter ... oder wenigstens bis St. Martin ... oder Weihnachten. Und nächstes
Jahr esse ich mal nur eine halbe Gans. Man muss auch mal verzichten können.
     
    Worum geht's
eigentlich? 13. Januar 2002
    Die Frage beschäftigt mich in einem fort: Worum geht's
eigentlich? Das hat sich doch jeder schon mal gefragt: »Woher komme ich, wohin
gehe ich, warum ist hier kein Schild, wo man lang muss?« Vielen Menschen muss
man ja ständig sagen, wo sie lang müssen und was sie tun sollen. Die werden
dann Beamte. Und diejenigen, die machen, was sie wollen, die werden Handwerker.
    Denen sagt man dann: »Hier soll der

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