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Nuhr, Dieter

Nuhr, Dieter

Titel: Nuhr, Dieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuhr auf Sendung
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worden sein, der einen Pullunder trägt. Ein elfdimensionales, in
sich selbst eingerolltes Raum-Zeit-Kontinuum kann ich mir gerade noch
vorstellen, aber einen Schöpfer im Pullunder? Wer Elementarteilchen und
Galaxienhaufen schafft, der wird wohl auch noch ein paar Ärmel hinkriegen.
     
    Sport 23. Oktober 2001
    Neulich habe ich im Fernseher Dressurreiten gesehen. Das
ist ja ein schrecklicher Sport, und dazu ungerecht. Wieso kriegen die
Dressurreiter Medaillen? Wenn jemand eine Medaille verdient hat, dann doch das
Pferd. Das Pferd macht die ganzen Piaffen und Passagen, und wenn es vorne den
rechten Huf hebt, dann muss in genau dem Moment hinten der Apfel rausfallen - in
einem Winkel von 30 Grad. Das versteh ich einfach nicht... Die armen Tiere
sollen funktionieren wie Maschinen.
    Da ist es schon besser, wenn die Sportler sich selber zur
Maschine umfunktionieren. Nehmen wir mal: Schwimmen, vor allem bei den Damen.
Das sind ja auch richtige Maschinen, aber die wollen das nicht anders, also
warum nicht? Hat jemand schon mal eine Olympiaschwimmerin auseinandergenommen?
Das ist Wahnsinn. Der Bug aus Titanstahl - das sind ja keine Körper, das sind
Boliden.
    Andere Nationen sind da weiter als wir. In China zum
Beispiel wird das Sportlerrohmaterial in früher Kindheit auf das Zuchtziel
ausgerichtet. Die gucken sich alle Dreijährigen an, und dann wird gesagt: »Aus
der machen wir eine Olympiasiegerin, 100-Meter-Freistil-Gold.« Und dann wird
alles eingebaut: Tuning, Heckspoiler ... Wobei es da ja heute im Regelwerk
Beschränkungen gibt. Das war früher besser. Die chinesischen Schwimmerinnen
sollen ja früher nur deshalb so schnell gewesen sein, weil sie ihren Penis als
Ruder benutzt haben. Ich glaube, das ist heute gar nicht mehr erlaubt.
    Heute muss man sich körperliche Fitness mühsam erarbeiten.
Für mich ist das nichts. Ich gucke Sport lieber im Fernsehen, aber meine
Freundin kann das nicht leiden. Sie guckt nämlich lieber Tierfilme. Wobei: Wenn
ich mir so manchen Spitzenathleten angucke, frage ich mich: »Wo ist der
Unterschied?« Gerade im Kraftsportbereich. Die fressen den ganzen Tag
Nahrungsergänzungspräparate und Körner und so. Und wenn man so etwas pausenlos
einnimmt, dann setzt man sich irgendwann auf die Hantel-Stange und fängt an zu
gackern.
    Das ist doch auch nicht gesund. Deswegen sind die doch
auch alle ständig verletzt und haben Aduktorenzerrungen. Ein normaler Mensch
hat doch gar keine Aduktoren! Bei mir ist da die Leiste. Man sagt doch auch
nicht: »Schuster, bleib bei deinen Aduktoren!« Was soll das alles? Da lob ich
mir Boxer. Das ist einfach, das ist menschlich. Da gehen zwei raus - und hauen
sich auf die Fresse. Und wer das nicht mag, muss ja nicht mitmachen.
    Das finde ich human. Vielleicht gäbe es viel weniger
Gewalt auf dieser Welt, wenn man in jeder Ortschaft irgendwo einen großen Käfig
hinstellen würde, wo sich alle, die das wollen, auf die Fresse hauen können. Da
könnten sich die Hooligans prügeln und Autonome und Skinheads. Und die anderen
hätten ihre Ruhe. Da hätte der Sport wirklich mal einen Sinn.
     
    Apfelernte 12. November 2001
    Wir haben einen Apfelbaum im Garten. Das ist an sich keine
überraschende Nachricht, aber dass nun noch vor dem ersten Frost die Äpfel
runter müssen - das ist eine Nachricht. Vielleicht nicht für jeden, aber für
mich. Denn ich habe den Ärger. Warum kann ich nicht einfach zum Markt gehen und
3 Tonnen Äpfel kaufen? Was soll ich überhaupt mit 3 Tonnen Äpfeln? Nach
Millionen Jahren evolutionärer Auslese steht dieser Apfelbaum da und hat mehr
Äpfel, als man überhaupt essen kann! Was soll die Überproduktion? Wo ist der
evolutionäre Vorteil? Und der Lagerplatz?
    Denn Äpfel darf man nicht stapeln. Das gibt schlechte
Stellen, und dann entstehen diese komischen Schimmelwucherungen und befallen
gleich den ganzen Korb. Also müssen sie nebeneinander liegen. Dabei reicht die
Apfelernte unseres Baumes nebeneinandergelegt schätzungsweise dreimal um die Erde.
Ich gebe zu, dass es auf den Abstand zwischen den Äpfeln ankommt, aber egal...
    Aber es ist ein unendlicher Haufen, und vor allem muss dieser
Haufen erst mal von dieser unseligen Wucherpflanze runter. Von wegen »Pflücken«
- das grenzt an Operieren! An nichts kommt man dran, überall sind kleine Aste
davor, ständig ist was im Weg, und von hinten geht es wegen der Magnolie nicht.
Die ganze Natur ist ein einziges Hindernis. Warum kann ich die Äpfel nicht wie
im Computer pflücken? Wenn ich

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