Nuhr, Dieter
Forschungsstand in einem Lied beschrieben:
»Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst.« Und das Lied war
gleichzeitig der Beweis für diese These.
Ungeklärt ist dabei allerdings, was denn jetzt eigentlich
Denken ist. Man sagt: »Ich denke, also bin ich«, was bedeutet, dass das Denken
das Sein ausmacht. Aber wenn einer denkt: »Der guckt so, dem hau ich auffe
Fresse«, ist das schon Denken? Geht das nicht schon mehr in Richtung Pavian?
Hat ein Pavian Bewusstsein?
Viele sagen: »Bewusstsein beginnt da, wo Sprache ist. Es
macht den Menschen als humanes Wesen aus, dass er nicht einfach zuhaut, sondern
vorher sagt: >Dem hau ich auffe Fresse.< Das ist Humanismus! Also sollte
man das dem Menschen auch nicht übel nehmen, denn so ist er halt, da kann er
nichts für.«
Jetzt hat man herausgefunden, und das ist kein Scherz:
Wenn ein Mensch handelt, dann arbeitet zuerst die Stelle im Hirn, mit der man
die Handlung aktiviert und danach erst die Stelle, wo der Wille sitzt. Mit
anderen Worten: Wir wollen nicht, was wir tun, sondern wenn wir was getan
haben, dann entscheiden wir uns nachher dafür, dass wir das auch gewollt haben.
So ist das. Wir sind also sprechende Paviane, und wenn man morgens um sieben
Bus fährt und sich umguckt, dann glaubt man das sofort. Ich frage mich im Zoo nicht
selten: Wer begafft hier eigentlich wen?
Die Frage ist also: Was bestimmt unser Handeln? Descartes
sagte: »Ich denke, also bin ich.« Die Hirnforschung sagt: »Ich denke, dass ich
denke, aber es bringt nix.« Da sage ich: »Dann höre ich eben mit dem Denken
auf. Was beim Rauchen geht, muss doch auch beim Denken funktionieren.«
Krieg oder nicht? 24.
Februar 2003
Jetzt kommt der Irak-Krieg, das ist unangenehm. Aber was
will man machen? Jeden Tag passieren schreckliche Dinge, und zigtausend
Menschen sterben jeden Tag unnatürliche Tode. Das fällt nur nicht so auf, wenn
nicht die Amerikaner schuld sind.
Wir sind da natürlich empfindlich, hier im »alten Europa«,
wie der amerikanische Kriegsminister Rumsfeld so schön sagt. Rumsfeld hätte
auch sagen können »im zivilisierten Europa«, aber das Wort »zivilisiert«
gehörte einfach nicht zu seinem aktiven Wortschatz.
Wir müssen verstehen, dass die Amerikaner einfach eine
andere Einstellung zur Gewalt haben. Das liegt an deren Geschichte, das fing ja
an mit Entdeckung und Erschließung Amerikas. Als die Pilgerväter an der
Ostküste der Neuen Welt ankamen, da gingen sie an Land und waren begeistert und
sagten: »Leute! Seht euch dieses Land an! Diese Menschen! Die bringen wir um.«
Natürlich finden wir das merkwürdig. Und ich finde es auch
unglaublich sympathisch, gegen den Irak-Krieg zu sein. Allerdings könnte man
natürlich auch mal darüber nachdenken, ob ein Diktator, der täglich mehr Leute
umbringt als der Krieg, ob der wirkliches Mitleid verdient. Und ob dessen
Beseitigung nicht möglicherweise auch vom humanitären Standpunkt aus gesehen
eine positive Seite hat. Aber differenzierte Wahrnehmung ist ja nicht üblich,
wenn Amerikaner beteiligt sind.
Die Menschen erklären Geschichte gerne eindimensional und
teilen dann auf in Gute und Böse. Wie beim Cowboy und Indianerspiel. Natürlich
gibt es viel zu diskutieren. Man kann über das Völkerrecht reden und ob das nun
von den Amerikanern sehr diplomatisch war, gleich zu sagen: »Wir machen das
notfalls auch ohne UNO ...« Und was passiert nach dem Krieg? Haben die
Amerikaner irgendeinen Plan? Oder machen die das nach alter Sitte: Erst
schießen, dann fragen? Und ob Gerhard Schröder aus humanitären Gründen gegen
den Krieg ist oder aus wahltaktischen Motiven, könnte man auch fragen. Aber
muss man nicht.
Es ist eh schon alles so kompliziert. Man könnte auch die
Frage stellen, ob hier wir heute noch einen NS-Staat hätten, wenn Gerhard
Schröder 1941 amerikanischer Präsident gewesen wäre. Aber das wäre gemein.
Nein, bleiben wir lieber amerikakritisch, das kennen wir, das ist gut. Und wenn
der Saddam Hussein am Ende ohne uns weg ist, können wir uns immer noch
mitfreuen. Dann ist alles gut, und wir sind auch noch moralisch ganz weit
vorn. Super.
Biologisches Essen 27 Februar 2003
Ich bin ein großer Freund von biologischem Essen. Denn
»bio« heißt ja »leben«, bezeichnet also alles Organische. Und Anorganisches mag
ich nicht. Steine zum Beispiel sind mir zu hart. Auch Eisen und Mineralien sind
schwer zu kauen. Organisches Essen ist einfach besser.
Ich esse alles Biologische. Das darf auch
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