Nuhr, Dieter
gerne mal ein
Döner sein. Ich bin im Grunde überzeugter Anhänger biologischer Nahrung, wobei
biologisch im Sinne von »lebend« nicht unbedingt wörtlich gemeint ist, im
Gegenteil. Ich finde es schön, wenn mein Essen tot ist, wenn es auf den Tisch
kommt. Ich bin überzeugter Aasfresser. Der Mensch hat seit er Mensch ist
Fleisch gegessen. Das ist eine Tradition, die ich für mich auch als
Verpflichtung betrachte.
Viele glauben, vegetarisch sei natürlich, aber das stimmt
nicht. Überhaupt ist der Begriff »natürlich« auch kein gutes Argument.
Zigtausende von Jahren lang war es natürlich, mit durchschnittlich 23 Jahren zu
sterben. Heute leben wir so unnatürlich wie nie zuvor und werden 80, 90 Jahre.
Natur ist, wenn sich alle gegenseitig massakrieren und fressen. Kultur dagegen
ist, wenn ich mein Fleisch in der Metzgerei kaufe. Die Kinder kriegen noch ein
Scheibchen Fleischwurst, von der ich gar nicht wissen will, was da alles drin
ist, Hufe, Augen, Darm drum herum. Aber die Kinder werden groß und stark, viele
auch fett wie eine Schlachtsau. Aber das liegt nur daran, dass sie nicht mehr
selber jagen müssen.
Unser Körper ist evolutionär auf zehn Stunden Jagen
täglich programmiert, nicht auf 24 Stunden sitzen und liegen. »Natürlich
leben« bedeutete früher in erster Linie: Mühsam dahin vegetieren und früh
sterben. Vegetieren kommt ja von Vegetarier.
Natur ist nicht gut für uns. Als die Menschen noch natürlich
lebten, da lebten sie in keimverseuchten Höhlen, ständig in Angst, hatten
schlechtes Essen, in Folge Mundgeruch, hörten schlechte Musik und sahen doof
aus. Und das hat sich bis heute gehalten. Je natürlicher die Leute leben, desto
schlechter sehen sie aus.
Liebe Freunde von Henna und Tofu: Die Ökozeit ist zu Recht
vorbei! Es war auch in den 70ern nicht natürlich, sich die Haare rot zu färben,
lange Lappen »Made in China« zu tragen und überhaupt auszusehen wie eine
aramäische Wanderhexe. Wanderhexen kommen in der Natur gar nicht vor. Die Tiere
in der Natur haben ein gepflegtes Gefieder, um ihren Sexualpartnern zu
imponieren.
Und liebe überlebende Ökomänner: Es war auch nicht natürlich,
den Frauen in die Ohren zu murmeln: »Weißt du, tief innen drin in mir bin ich
eigentlich eine Frau.«
Diese Ökos sind Gott sei Dank von der natürlichen Auslese
dahingerafft worden, da sie sich nur in Ausnahmefällen fortgepflanzt haben. Das
haben wir Überlebende der Ökozeit gelernt! Mit solchen Männern sprechen Frauen
gerne, aber Geschlechtsverkehr haben sie dann doch lieber mit dem Fitnesscoach.
Die Softies wurden in der Steinzeit als Erste vom Löwen gefressen. Die Jäger,
die Fleischfresser, haben überlebt. Zu Recht.
Warum Ehen früher
hielten 22. März 2003
Warum Ehen früher länger hielten als heute, ist doch klar.
Weil es nicht anders ging. Das Scheidungsrecht war so, dass man als geschiedene
Frau nur drei Möglichkeiten hatte: Freitod, Suizid oder Selbstmord. Heute
bekommt man vom Partner immerhin das Auto, das Haus, das Einkommen und die
Seele. Das ist doch schon was für den Neuanfang.
Heute gibt es Menschen, für die ist die Scheidung
praktisch der Sinn der Ehe. Die Aktien sind im Keller, Immobilien auch, Zinsen
ebenfalls, da kann man ja nur noch heiraten. Die Ehe ist heute hauptsächlich
eine Art Vermögensanlage.
Der Mensch ist eigentlich für dauerhaftes Zusammenleben
nicht geschaffen. Evolutionär gesehen, ist der Mann ein Zeugungswesen. Er
entwickelt Millionen von Samenzellen, um sich fortzupflanzen. Und deswegen ist
er ständig auf Partnersuche, auf der Balz.
Das geht schon morgens los. In der U-Bahn denkt sie, ganz
neutral: »Was unternehme ich heute? Warum habe ich Idiot nicht die flachen
Schuhe angezogen? Warum glotzt der Kerl so dämlich?« Er denkt: »Oh, sie hat
mich angesehen, die ist scharf, und ich muss zur Arbeit, mein Gott, was könnte
ich Sex haben, wenn ich nicht ständig arbeiten müsste. Abends sind die Weiber
ja immer müde.« So denkt der Mann. Er weiß zwar, dass ein harmonisches
Zusammenleben aus mehr als Sex besteht, aber es hat ihm keiner gesagt, was
dieses »mehr« sein könnte.
Eine Frau denkt, ein Partner müsse zu ihr passen, zuhören
können, unterhaltsam sein, humorvoll. Fragt man aber einen Mann, sagt der: »Hä?
Charakter, Intellekt, Humor? Keine Ahnung, aber die Brüste ...« Das ist die
Evolution. Der Mann ist nicht besser oder schlechter als die Frau, sondern er
ist halt so. Der Mensch ist ja auch nur eine Art Schimpanse, der sich
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