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Nuhr, Dieter

Nuhr, Dieter

Titel: Nuhr, Dieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuhr auf Sendung
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irgendetwas Unbewusstes, irgendwo in
der Hypophyse ... Das kommt natürlich auch durch den Alkohol erst so richtig
raus. Es gibt ja selbst im Rheinland Leute, die literweise Alkohol vor dem
Mittagessen gar nicht gewöhnt sind.
    Pünktlich um 11:11 Uhr haut man sich dann den Fusel in die
Rübe, und sofort kommen im Hirn der Scheitel-, der Schädel- und der
Schläfenlappen durcheinander, die Kerngruppen im Zentralhirn verschmelzen, und
schon ist das komplette Bewusstsein für fünf Tage weggezwirbelt. Dann kommt es
zu unkontrollierten Ausrufen: »Alaaf!« »Helau!« Und dann rufen die Damen: »Den
kenn ich! Das ist der Müller aus der Buchhaltung, dem schneide ich das Ding
ab.«
    An Karneval kann man das machen. Da wird auch Herr Müller
nicht misstrauisch. Das findet er normal, denn es ist ja Karneval, und Karneval
ist das, was bei den Tieren die Brunftzeit ist. Da schwillt der Kamm, da
zauselt die Nudel, da schmilzt das Hirn und - schon hat wieder einer die Zunge
im Hals. »Bützchen« nennt man das, das nur als Info für die Mitbürger aus
Hannover, die überhaupt nicht begreifen, was da vor sich geht. Ein
Hannoveraner, der sich versehentlich am heiligen Brunftdonnerstag in Mainz
oder Köln aufhält, um den muss man sich kümmern! Die sehen das, und dann können
die das ihr Leben lang nicht mehr vergessen. Die halten das für das Jüngste
Gericht. Die Guten bekommen Kamelle und die Bösen werden hinabgeschickt ins
Reich der Scherenweiber - und ab das Ding. Die sind fertig, die brauchen Hilfe!
Die darf man nicht einfach irgendwo stehen lassen.
    So etwas hat ein Norddeutscher ja noch nie gesehen, wie
die Weiber das Rathaus stürmen. Als Nichtrheinländer denkt man erst mal: »Aha,
ein Putsch«, dabei sind das bloß die Sachbearbeiterinnen, die einem das ganze
Jahr über den geballten Griesgram ins Gesicht geschleudert haben und nun
plötzlich ausklinken. Das ist das Schöne an Karneval: Da tobt der ganze Haufen,
der dann den Rest des Jahres wieder muffelig an der Hängeregistratur sitzt -
und das ist gut so. Denn gute Laune übers ganze Jahr verträgt der Deutsche
nicht. Der braucht das auf den Punkt. An Karneval braucht er das, dann ist
Aufruhr, und Aschermittwoch ist alles vorbei. Dann ist Fastenzeit. Und wenn
dann Frau Schneider aus der Poststelle mit einer Schere ins Büro kommt und
sagt: »Jetzt schneide ich ihn Dir ab!«, dann flüchten die Betroffenen, zu
Recht, denn dann meint sie es ernst. Vor allem, wenn sie aus Hannover ist.
Helau.
     
    Schulanfang 11 . März 2004
    Bei uns an der Ecke ist eine Grundschule. Die sind so süß,
die I-Dötzchen, die sind ja jetzt auch schon vier Wochen in der Schule. Und so
um zwölf stehen da immer die Mütter und holen sie ab, aber vorher regen die
sich auf: Dass die Kinder nach drei Wochen immer noch keine Algebra haben, und
dass die Nachbarklasse schon viel weiter ist, die schreiben schon Sonette und
machen Tierversuche ...
    Es gibt nichts Furchtbareres auf dieser Welt als Mütter,
die ihre Kinder benachteiligt glauben. Die glauben, dass im ersten
Schulhalbjahr bereits entschieden wird, ob ihr Kind später einmal
Nobelpreisträger wird. Da wird auf dem ersten Elternabend schon nach der
Hochbegabtenförderung gefragt, wobei der Grundsatz gilt: Je gestörter das Kind,
desto größer der Verdacht der Eltern auf Hochbegabung. So sind Eltern. Wenn die
Haupttätigkeit eines Kindes mit sechs Jahren darin besteht, andere Kinder auf
die Fresse zu hauen, ist das ein sicheres Zeichen für unterforderte
Hochintelligenz, und der Vater fragt dann eben: »Oh, wiä, öh, isndes, öh, wenn
jetzt der Basti hochinterlegent is ...?«
    Das ist auch für Lehrer eine harte Prüfung. Weil die ja
nicht sagen dürfen: »Hören Sie mal. Mit etwas Glück findet Ihr verzogenes Blag
mit 14 Jahren eine Lehrstelle als Roggenbrot.« Das würden die gerne sagen,
dürfen das aber nicht. Denn dann geht Papi nämlich zum Schulamt.
    Eltern nehmen heute am Schulalltag teil. Sehr lobenswert!
Beim Elternabend wird dann auch schon mal ein Stündchen diskutiert, ob die
Kinder allein aufs Klo dürfen. Vor allem, wenn das Klo mehr als 30 Meter vom
Klassenraum entfernt ist. Lauert da nicht eventuell der Kinderschänder? Oder
ein Ork? Meteoriten? Milosevic? Oder der Metzger, der immer die Fleischwurst so
komisch über den Tresen reicht? Es gibt Eltern, die würden den Weg zum Klo
gerne von der Bundeswehr absichern lassen, aber das erlaubt das Grundgesetz ja
nicht... da müsste was gemacht werden, sagen die dann.
    Ich

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