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Nuhr, Dieter

Nuhr, Dieter

Titel: Nuhr, Dieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuhr auf Sendung
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sicherheitshalber
keinen Vogelkot mehr essen! Daran kann ich mich gewöhnen. Der chinesische
Junge, der an der Vogelgrippe gestorben ist, hatte ja auf dem Hühnerhof
Hühnerkot gegessen. Da fragt man sich: »Ist das da üblich?« Bei unserem
Chinesen kommt immer erst Hühnerfleisch, dann Ente, dann Schwein, dann Rind,
Spezialitäten des Hauses - und weiter bin ich noch nie gekommen, ich nehme ja
immer 176 c. Vielleicht ist 412 Hühnerkot. Und wenn der Koch den angepackt hat
- und dann mein Hühnchen süß-sauer ... Oh Gott! Himmel hilf!
    Die Frage ist doch: Werde ich die Vogelgrippe überleben?
Und wenn ja, warum? Weil dann schon der nächste Weltuntergang wartet. Die
Hundemasern. Oder die Babystaupe. Ich denke, dieses Jahr sind die Bakterien und
Viren einfach dran, oder?
    Ich habe auch schon leichte Gliederschmerzen. Ich glaube,
ich lege mich schon mal hin. Machen Sie das besser auch. Und wenn Sie gleich
ein Ei legen, Vorsicht! Dann sind Sie infiziert. Dann nicht fliegen und nicht
gackern. Und lassen Sie sich nicht roh essen. Die Vogelgrippe soll sich ja
nicht auch noch verbreiten.
     
    Wille und
Vorstellung 12. Februar 2004
    Das Leben gleicht dem Autofahren: Man muss auch mal zurückschauen.
Das Problem ist: Wenn man intensiv zurückschaut, fährt man vorn gegen die
Wand.
    Man muss also auch nach vorn schauen! Das ist alles sehr
kompliziert, zumal wir auch nur ein sehr eingeschränktes Blickfeld haben. Von
unserer Wahrnehmungsfähigkeit begrenzt. Wir haben ja gerade mal fünf Sinne, und
damit können wir die Welt gar nicht erkennen, wie sie ist. Wir sehen keine
elfdimensionale Raumzeit, wir sehen nicht mal neun.
    Da fragt man sich: »Warum ist das so? Wie entsteht das?«
Durch Evolution. Alles, was der Mensch kann, hat sich ja entwickelt, weil der
Mensch der Urzeit dadurch einen Vorteil hatte. Christliche Nächstenliebe war da
nicht gefragt. Wenn da einer sagte: »Siehe! Wenn du mir auf die eine Wange
schlägst, so will ich dir auch die andere hinhalten.« Dann sagte der andere:
»Sehr liebenswürdig« - und trat ihm zwischen die Beine. Da war es dann vorbei
mit der Fortpflanzung. Und die Treter bekamen einen Haufen Kinder ...
    Was wir oft vergessen, ist: Der Mensch ist in erster Linie
mal ein Zellhaufen. Und dieser komplexe Zellhaufen entsteht aus bloß einer
einzigen Zelle. Dafür ist der Mensch doch gar nicht übel.
    Da ist zunächst nur die befruchtete Eizelle, und dann beginnt
das genetische Programm zu laufen, und am Ende steht da ein fertiger
Kfz-Mechaniker. Das ist das Wunder des Lebens! Da entsteht aus einer einzigen
Zelle ein Mensch, der in einen Motorraum guckt und sofort erkennt: »Ou, ou,
ou!... Da ist nichts mehr zu machen.« Das sind alles Hormone, Aminosäuren,
Enzyme, die das möglich machen, Neuronen, Nerven und Muskeln, die dann sagen:
»Ich geb Ihnen noch 200 Euro für die Kiste.« Und eine Woche später steht der
Wagen mit 50000 Kilometern weniger für 3000 Euro im Fenster. Das ist es, was
den Menschen allen anderen Geschöpfen Gottes überlegen macht - die Fähigkeit,
den Nächsten übers Ohr zu hauen.
    Gott oder wer auch immer hat uns einen starken Egoismus
mitgegeben, und das nicht ohne Grund. Der half uns, in der Wildnis zu
überleben. Deshalb haben wir den unbedingten Willen, alles zu kriegen, was wir
wollen. »Ja, ich will!«, sagt der Mensch. »Ich will Sex mit Christina
Aguilera.« Schopenhauer hat gesagt: »Die Welt ist Wille und Vorstellung.« Aber
erklären Sie das mal Christina Aguilera. Die antwortet ja nicht mal auf
E-Mails.
    Schopenhauer wollte sagen: Die Welt, die wir kennen, haben
wir in unserem Kopf. Da ist die Vorstellung und der Wille, mit dem wir sie
ändern können. Aber das stimmt so nicht. Wir haben die Welt in unserem Kopf
nicht wirklich im Griff. Wenn die Welt wirklich Wille und Vorstellung wäre,
warum reißen Plastiktüten immer dann, wenn ich gerade ein Glas mit Fischfond
unten drin habe?
    Weil wir das Negative brauchen, um uns am Schönen freuen
zu können. Selbst wenn die ganze Welt nur in unserer Vorstellung existiert,
brauchen wir Kfz-Mechaniker. Und die Mail-Adresse von Frau Aguilera.
     
    Weiberfastnacht 23.
Februar 2004
    Weiberfastnacht ist kein schöner Name. Ich fände es etwas
höflicher schöner. »Damen-Ekstase-Tag« fände ich gut. Oder »Gedenktag der
Penisneidgeschädigten«. Denn diese ganze Geschichte mit den abgeschnittenen
Schlipsen hat doch eine ganz tief im Inneren schlummernde Bedeutung, da kann
mir einer sagen, was er will. Das ist doch

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