Nuhr, Dieter
meine, es ist schön, dass Eltern sich engagieren, aber
auf dem Elternabend fragt man sich auch manchmal, ob nicht auch die Eltern ein
bisschen Schulung brauchten. Die Kinder könnten ja zu Hause bleiben. Dann
würden sie ein bisschen selbstständig. Und die Eltern lernen was. Keine
schlechte Idee.
Kultur 16. März
2004
Heute ist Donnerstag, und da stelle ich mir immer die
Frage: »Warum leben wir überhaupt?« Man denkt, das sei eine schwere Frage,
aber eigentlich ist sie ganz einfach zu beantworten: Wir leben mangels
Alternative, aus Gewohnheit und weil uns keiner gefragt hat. Wie auch? Wie soll
man da fragen? Oder wen? So ein Embryo hätte doch gar keine Kompetenz, richtig
zu antworten - er hat ja überhaupt noch nix gesehen von der Welt, außer der
eigenen schmierigen Bude. Und bei vielen bleibt das bis zum Lebensende so.
Der Mensch ist bei der Geburt ja noch unglaublich doof. Er
weiß nix, außer dem, was er an ererbten Fähigkeiten mitbringt, also: Schlafen,
Schreien und Saufen. Das kann er. Und das macht er auch erst mal, und
irgendwann ist er alt - und das Einzige, was er kann, ist immer noch Schlafen,
Schreien und Saufen.
Nicht alle, viele haben irgendwann zwischendurch auch
einen Lebensinhalt gefunden, irgendeine Tätigkeit, die sie erfüllt. Die
sammeln dann beispielsweise Porzellanpuppen. Oder sie haben Sex. Wobei meine
Theorie ist, dass das niemals zusammen auftritt.
Andere glauben, Kultur sei wichtig. Stimmt! Ab und zu mal
ein paar Klavierwerke von Bach hören. Oder wenigstens auf dem Klo die Tür
zumachen. Das ist Kultur! Das ist es, was uns vom Tier unterscheidet. Tiere
lassen sich beim Ausscheiden zugucken. Das könnte ich nicht. Aber Tiere sind
da anders.
Tiere sind uns allerdings teilweise auch überlegen. Seelöwen
zum Beispiel schlafen nur mit nur einer Hirnhälfte. Das könnte ich nicht. Ich
könnte mich gar nicht entscheiden, welche Hirnhälfte ich nehme. Und wenn eine
Hälfte endlich eingeschlafen wäre, würde die andere ständig fragen: »Schläfst
du schon?« Aber für Seelöwen ist das offenbar kein Problem.
Oder Haie! Manche Haie haben zwei Penisse, von denen einer
oft abbricht. Das ist doch unmenschlich. Aber jeder, wie er mag.
Jedes Tier hat seine Eigenarten, auch der Mensch. Der
Mensch hat vielleicht keine zwei Penisse, aber er hat Kultur. Vielleicht weil
ihm der zweite Penis fehlt. Der Mensch ist das einzige Tier, das Klavierwerke
von Bach hört!
Wobei festgehalten werden muss: Bach hören können Tiere
auch, kein Problem. Aber das Tier kann dann ein Menuett nicht von einem Scherzo
unterscheiden. Das kann allerdings auch der Mensch nur in Ausnahmefällen. Es
gibt auch Wichtigeres: Einen Champignon von einem Knollenblätterpilz unterscheiden
zu können, das ist wichtig!
Das Scherzo hat sich übrigens aus dem Menuett entwickelt.
Habe ich irgendwo gelesen. Übrigens auch ein wunderbarer Gesprächsanfang:
»Entschuldigen Sie, aber ich dachte, so schöne Frauen wie Sie hätte es nicht
mehr gegeben, seit in der klassischen Zeit das Scherzo in Sonate und Sinfonie
das Menuett ablöste ...« Die liegt schon so gut wie auf dem Rücken. Kultur
kann auch richtig nützlich sein ...
Überernährung 22. März 2004
Der Mensch hat's nicht leicht. Millionen Jahre lang hat er
keinen Spaß am Leben gehabt, weil er um seine Nahrung kämpfen musste, dann
erfand er die Landwirtschaft und die Nahrungsindustrie - und plötzlich hat er
zu viel zu essen. Das ist auch nicht gut, nicht nur, dass immer mehr Menschen
auch aussehen, als hätte man sie schlachtreif gemästet, nein, sie sterben sogar
am Fressen. Ist das eigentlich bekannt? In Deutschland werden mehr als die
Hälfte aller Todesfälle auf falsche Ess- und Trinkgewohnheiten zurückgeführt.
Das ist kein Witz!
Im Jahr 2000 sind
weltweit zum ersten Mal genauso viele Menschen an falscher Ernährung gestorben
wie an Unterernährung. Jeweils 1,1 Milliarden. Meine Güte! Nicht wenig! Das
liegt an unserer Programmierung. In der Steinzeit machte es Sinn, wenn man
alles in sich reinstopfte. Dann hatte man vorgesorgt für schlechte Zeiten.
Heute machen sich die Leute schon ein Lunchpaket, wenn sie eine halbe Stunde
nicht am Kühlschrank vorbeikommen.
Damals machte es Sinn, möglichst viel auf Vorrat zu essen.
Man wusste ja nicht, wann die nächste Eiszeit kommt, oder ob sich vielleicht
ein Mammut mit seinem dicken Hintern vor die Höhle setzt und da Winterschlaf
hält. Dann kam man ein paar Monate nicht raus, und da war es gut, wenn
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