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Nuhr, Dieter

Nuhr, Dieter

Titel: Nuhr, Dieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuhr auf Sendung
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man
Reserven hatte. Und dieses Programm haben wir heute noch installiert in diesem
verwinkelten Loch, das wir Schädel nennen. Wenn wir heute was Süßes sehen,
reagieren wir wie in der Steinzeit, und der Hippocampus sagt uns: »Hau weg den
Dreck!« Das ist absolut nicht gut, wenn wir statt in der Wildnis vor einem
Regal mit Schokoriegeln stehen.
    Deswegen werden immer mehr Kinder mit Altersdiabetes
eingeliefert. Aber auch im Kopf ist es nicht gut. Süßigkeiten machen aggressiv.
Wussten Sie das? In den USA ist einem Doppelmörder die Strafe abgemildert
worden, weil er nachweisen konnte, dass er vorher zu viele Schokoriegel
gefressen hatte. Das hätte ihn depressiv gemacht, und da konnte er nicht anders
- und hat zwei Leute erschossen. Komm, das ist uns doch allen schon mal
passiert, dass man nach einer schönen Tafel Bitterschokolade plötzlich
grundlos zum Waffenschrank geht...
    Mein Tipp: Beim nächsten Schokoriegel bitte erst mal die
Liebsten in Sicherheit bringen. Sie werden es Ihnen danken ...
     
    Silikon 5. April
2004
    Das Schlimmste auf der Welt ist für mich Silikon. Und
damit meine ich jetzt gar nicht Brüste, sondern was Handwerker damit anstellen.
Über alles, was nicht passt oder irgendwie nicht dicht ist, schmieren man heute
Silikon. Man denkt noch: »Moment mal, zwischen der neuen Arbeitsplatte in der
Küche und der Seitenwand liegen fünf Zentimeter, das passt nicht!« Aber der
Handwerker sagt: »Mit Silikon kein Problem.«
    Nun bin ich ohnehin kein Freund von Silikon, im Übrigen
auch nicht in Brüsten, auch da sieht man ja oft Dinger, wo man sich fragt, ob
der Handwerker richtig gearbeitet hat. Aber in Brüsten sieht es wenigstens von
weitem gut aus. Man denkt: »Guck mal, da laufen zwei Brüste.« Und beim Näherkommen
sieht man dann: »Aha, da ist sogar noch eine Frau dran!« Warum nicht, wer's mag
...
    Ich hätte auch nichts dagegen, wenn mein Handwerker sich
das Silikon in die Brust spritzen ließe. Jeder soll ja seiner Neigung
entsprechend leben, kein Thema. Aber in meine neue Küche wird nichts
implantiert. Ich will nicht, dass die Ritzen zugeschmiert werden. Ich will,
dass die Platte passt. Und das Spülbecken auch. Und die Fliesen im Bad und die
Duschtasse und das Handwaschbecken auch. Ich will gar nicht wissen, warum das
Loch zu groß oder die Fliese zu kurz, das Bad zu klein, die Küche zu groß und
Gottes Wege unerforschlich sind. Ich will Handwerker hauen dürfen, wenn sie
schlecht sind.
    Wobei Handwerker meist sehr kräftig sind, es müsste also
auch noch ein Gesetz geben, dass sie nicht zurückschlagen dürfen. Und wenn er
was dagegen sagt, dann sollte man dem Installateur den Mund mit Silikon
verschließen dürfen. Wenn er dann röchelt, dann sage ich: »Wie, Sie röcheln
noch? Das ist ja noch gar nicht ganz dicht. Da machen wir noch eine Blende vor
...«
    So müsste es gehen. Leider steht da unser Rechtsstaat im
Weg. Ich muss mal mit der Handwerkskammer reden.
     
    Der Mann und die
Spülmaschine   7. April 2004
    Eben habe ich die Spülmaschine eingeräumt. Na, was höre
ich? »Was für eine Heldentat! Dass Männer zu so etwas fähig sind! Ganz allein
die Spülmaschine eingeräumt! Dank sei dem Schöpfer, dass er den Mann geschaffen
hat!«
    Aber ich höre ganz genau, dass da auch eine gewisse Ironie
mitschwingt. Weil alle modernen Menschen eigentlich der Meinung sind, dass
grundsätzlich alle die Spülmaschine einräumen sollten, also auch die Männer -
wenn nicht sogar ausschließlich die Männer, wenn sie einem schon nicht mehr
die Tür aufhalten. Aber das Problem ist ja, dass Männer und ihre Spülmaschine
in unterschiedlichen Universen leben.
    Sie probieren es ja, sich mit diesem Höllengerät anzufreunden,
weil auch der Mann weiß, dass ein Leben ohne Spülmaschine keinen Sinn hat.
Aber irgendwie funktioniert es nicht. Dann räumt der Mann wieder seine dreckige
Kaffeetasse oben in die Spülmaschine, natürlich ohne vorher die gespülten
Sachen aus der unteren Etage auszuräumen, und schon ist alles wieder siffig.
Dafür kann der Mann nichts. Er guckt, sieht: »Ah - ein freier Platz.« Denn so
ist er: direkt drauf. Er leert die Kaffeetasse auch nicht vorher aus. Sie ist
noch halbvoll, aber das sieht er nicht. Das sieht er erst, wenn es die
Schwerkraft Richtung Erdmittelpunkt zieht, sich also ein Schwall auf das ganze
saubere Porzellan ergießt - und von da aus auf den Küchenboden.
    Jetzt ist ein Mann natürlich auf so eine Situation nicht
vorbereitet. Er weiß auch nicht, wo

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