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Nuhr, Dieter

Nuhr, Dieter

Titel: Nuhr, Dieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuhr auf Sendung
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in der Küche der Lappen ist, mit dem man
den Boden wischt. Er nimmt also das Spültuch oder das Badetuch, irgendetwas,
von dem weiß er, wo es hängt, nämlich auf dem Klo. Da kennt er sich aus. Da
verbringt er ja auch viel mehr Zeit als in der Küche. In der Küche wird ja
nicht gelesen.
    Das Klo ist ja für den Mann, was früher die Bibliothek
war, bloß kleiner und mit Druckspül-WC. Deshalb gibt es auch keine Bücher,
sondern Zeitungen. Da geht das Papier nie aus.
    So ist er, der Mann, eher ein Pragmatiker als ein Ästhet.
Deshalb guckt er auch nach dem Schnäuzen immer ins Taschentuch. Er will sehen,
was er da Tolles produziert hat, und es der ganzen Welt zeigen: »Hier, das ist
alles aus meiner Nase!« Toll!
     
    Der Mann und das
Kino 13. April 2004
    Man sagt, Schimpansen seien total aggressiv. Stimmt das?
Die sind doch eigentlich total süß, oder? Aber sie hauen sofort zu, wenn ihnen
was nicht passt. Klar. Das gibt es beim Menschen ja auch, dass man, wenn das
Hirn nicht leistungsfähig ist, auf Muskelmasse setzt.
    Gewalt wirkt deswegen auf viele Menschen so faszinierend,
weil sie das Gehirn entlastet. Im Kino zum Beispiel sind viele ja erst so
richtig begeistert, wenn geschossen wird und zerstückelt und amputiert und
gesprengt und verbrannt und von ekligen Monstern das Hirn rausgesaugt. Das ist
nicht so meins.
    Meist sind es übrigens Männer, die auf so etwas stehen.
Frauen finden das bekloppt, oder? Frauen wollen keine abgerissenen Gliedmaßen
sehen, sondern Johnny Depp. Dann sagen sie: »Was für ein Mann!« Und dann wollen
sie gleich Kinder von ihm, und er soll ihnen jeden Tag Blumen mitbringen, und
die auch noch selbst in die Vase stellen - wozu er wissen muss, in welchem
Schrank die Vasen sind, wozu Männer genetisch eigentlich gar nicht in der Lage
sind, aber egal! So stellen sich die Damen das Leben vor - mit Herrn Depp, im
gemeinsamen 19-Zimmer-Reihenhäuschen in Beverly Hills. Und dann glauben sie,
Männer seien bekloppt. Dass ich nicht lache ...
    Natürlich können Frauen nichts für ihre kranken Fantasien.
Das entsteht im Gehirn. Frauen sehen Johnny Depp, und sofort senden Hypophyse
und Hypothalamus Botenstoffe aus, das limbische System wird mit Dopamin
überschüttet. Es entsteht Verlangen, das ist Chemie! Serotonin wird
freigesetzt, vor allem auch Östrogene, die Eierstöcke arbeiten, und dann
vergessen Frauen, dass auch Johnny Depp nur ein Mann ist, der beim
Fußnägelschneiden lauter kleine Halbmonde in der Badewanne zurücklässt.
    Aber das ist ihnen wurscht, sie sehen ihn an und schmachten,
und die Kerle sind sauer. Das finde ich auch albern! Das ist doch süß!
    Männer sind da eben anders. Die gucken sich auch schon mal
Frauen im Kino an, aber anders. Die wollen nicht gleich bei denen einziehen.
Männer denken mehr in 20-Minuten-Zeiträumen.
    Das verstehen Frauen nicht. Frauen denken ja auch, dass
wir Männer immer nur auf ihre Brüste gucken. Auch das stimmt nicht! Wir gucken
uns auch den Rest an. Wenn wir Zeit haben.
    Und wenn wir begeistert sind, dann sagen wir das auch.
Dann sitzen wir mit der Freundin im Kino und sagen: »Was für ein Superkleid!«
Großer Fehler! So etwas sollte man nie sagen, wenn die Freundin in der Nähe
ist. Die kramt dann gleich in ihrer Erinnerung nach, wann wir das letzte Mal
freiwillig etwas Positives über ihr Outfit gesagt haben - und dann ist sie
sauer. Dann sagt sie: »Was willst du? Soll ich vielleicht mit so einem Fetzen
hier rumlaufen? Da ist ja überhaupt kein Stoff dran! Dann stecken mir die Kerle
Geldscheine in den Stringtanga! Geh doch auf den Strich, wenn du so was haben
willst...!« Und so weiter und so weiter und so weiter. Und da hören Frauen auch
nicht von alleine wieder auf.
    Sie machen weiter: »Das ist doch auch alles gar nicht
echt, die Brüste, die Lippen, der Hintern, das ist doch alles Plastik!« Als
wenn das einen Mann interessieren würde! Es ist vielleicht Plastik - aber es
ist da! Man kann es sehen, und es sieht so aus, dass man sogar Blumen
mitbringen würde, um es zu bekommen - mit Vase.
     
    Wirtschaft 9. Mai
2004
    Leider verstehe ich nichts von Wirtschaft. Ich gehöre
einer Generation an, für die Ökonomie immer gleichbedeutend war mit
Unmenschlichkeit. Wir waren Ökos, Freaks, wir haben Geld immer verabscheut -
schon weil wir so wenig davon hatten, und weil man überall damit bezahlen
musste. Ich hatte Klassenkameraden, die regelmäßig versuchten, den Straßenbahnkontrolleur
von der Unredlichkeit seiner ökonomischen

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