Nuhr, Dieter
Jammerlappen
bleiben allein. Richtig so! Wer ständig rausposaunt, wie unglücklich er ist,
dem läuft natürlich irgendwann auch der Partner weg. Das ist ja nicht zum
Aushalten!
Bei den Singles sind übrigens nur 39 Prozent mit ihrem
Sexualleben zufrieden, die in Beziehungen Lebenden kommen immerhin auf 90
Prozent. Was kann man aus dieser Statistik ablesen? Dass Sex zu zweit besser
ist als allein - und dass man in einer Beziehung oft gar nicht mehr wahrnimmt,
wenn man miesen Sex hat.
Das Problem vieler Paare ist ja auch, dass sie häufig
nicht zu zweit leben, sondern zu dritt oder noch mehr. Die Sorgen, die daraus
entstehen, sind hinlänglich bekannt. Neulich war ich bei meiner achtjährigen
Nichte. Ich habe sie gefragt, was sie gerne zum Geburtstag hätte. Sie kennen
diese Spiralen, die man oben am Treppenabsatz kippen lässt, woraufhin sie dann
stufenweise die Treppe hinunterhüpfen. »Ich möchte die Spirale«, erklärte meine
Nichte unbeirrt. Für Eltern ist das manchmal nicht leicht.
Andererseits sind Paare mit Kindern überproportional
glücklich. Wie kommt das? Erstens geben Eltern mit Kindern nicht mal sich
selbst gegenüber zu, wenn sie unglücklich sind. Man ist also vielleicht gar
nicht glücklich, aber man glaubt, glücklich zu sein. Und was will man mehr?
Zweitens härtet man natürlich auch ab. Man merkt das, wenn
Eltern mit Kindern zu Besuch kommen, plötzlich stellt man fest: Der kleine
Fabian fräst gerade seine völlig schief stehenden Schneidezähne in die
Klavierlackoberfläche des Hängeschranks, und wenn man dann protestiert: »Halt!
Der beißt in meine Möbel!«, antworten Eltern gern auch mal: »Ja, das macht er
immer. Fabian, gib auf deine schönen Zähne acht.«
Wenn die dann wieder gehen, da ist man als Single äußerst
glücklich. In solchen Momenten ist allerdings nie jemand da, der das für die
Statistik notiert.
Vom
Hotelkettenbesitzer zum Tellerwäscher 31. Mai 2005
Das Tolle an Amerika ist ja der »American Dream«. Der Amerikaner
glaubt ja, dass es jeder vom Tellerwäscher zum Hotelkettenbesitzer bringen
kann, also zum Millionär. Das ist schön. Nicht dass das eine nennenswerte
Anzahl von Menschen wirklich schaffen würde, aber die Amerikaner träumen
davon, und das ist gut. Denn dann versucht jeder sein Bestes und fragt sich:
»Was kann ich tun, um mein Ziel zu erreichen? Werde ich Pornostar, Bankräuber
oder Investmentbetrüger?« Gottes Wege sind unerforschlich, und der Hoffnung ist
kein Ende.
Der Deutsche hingegen ist nicht der Typ, der auf Besserung
hofft. Wenn der Deutsche einen kennen lernt, der Millionär geworden ist, sagt
er nicht: »Das will ich auch!« Er sagt sich vielmehr: »Diesem unverdient zu
Reichtum gelangten Drecksack klaue ich jetzt erst mal das Portemonnaie.« Der
Deutsche findet Geld nämlich abstoßend, solange er es nicht selbst besitzt.
Kaum aber hat er seine ersten Euros verdient, schon befällt
ihn die Angst vor dem größten aller deutschen Alpträume, dem Verlust, die Angst
also vor einer Minuskarriere vom Millionär zum Tellerwäscher. Momentan
entspricht dergleichen auch dem Trend. Gerade war man noch Aktionär eines Internet-Start-up-Unternehmens,
plötzlich ist die Firma weg. Man verliert die Frau, die Wohnung und am Ende -
viel schlimmer noch - den DSL-Flatrate-Internetzugang.
Es geht immer schneller, und es ist auch gut so, denn wenn
man reichen Menschen Glauben schenken darf, bedeutet Besitz ja auch eine
enorme Belastung. Man weiß oft gar nicht, was man mit dem ganzen Geld machen
soll, schon hat der freundliche Bankberater eine Superidee - und weg ist es.
Überhaupt ist dies das Grundprinzip beim Geld. Kaum hast
du welches, haben alle um dich herum Superideen, Aktientipps, Immobilienfonds,
Versicherungen, Inhaberteilschuldverschreibungen - und weg ist die Asche. Wenn
Sie sich dann bei der Bank beschweren, ihr Geld sei weg, erhalten Sie die
Auskunft, es sei nicht weg, es habe bloß jemand anders. Sollten Sie also
Millionär sein, gebe ich Ihnen jetzt einen Tipp, der so gut ist, dass die Bank
gar nicht drauf kommt: Kaufen Sie am besten erst mal ein paar Spülmaschinen.
Dann brauchen Sie als Tellerwäscher nicht ganz von vorne anzufangen.
Intelligenz 6. Juni 2005
Was ist eigentlich Intelligenz? Das ist ja umstritten.
Mathematik oder die Fähigkeit zum Drehen von Raumstrukturen im Hirn kann ja
allein noch kein Maßstab sein. Da ist noch weit mehr. Wer beispielsweise nicht
weiß, wie viel zwei und zwei ist, aber anderen Menschen
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