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Nukleus

Nukleus

Titel: Nukleus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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Curry von einem Versteck ins andere ziehen«, sagte MacLean. »Ist das Buch wenigstens gut?«
    »Warum habt ihr den Mullahs nicht einfach einen Tipp gegeben und das Kopfgeld kassiert?«, fragte der Beifahrer mit dem deutschen Akzent.
    »Macht man das so beim BND, wenn man jemandem als Leibwächter zugeteilt wird?«, fragte Ian, der Student. Der Beifahrer zuckte nur mit den Schultern, was der Student allerdings nicht sehen konnte. Sein Kopf wippte weiter im Rhythmus der Musik aus dem iPod. Dann nahm er die Brille ab und hauchte auf die Gläser, bevor er sie mit einem Papiertaschentuch putzte. Mit der Brille in der Hand, sah er plötzlich zu dem Fenster hoch, hinter dem Ella und Cassidy standen. Unwillkürlich wich Ella zurück. »Ich wünschte, die kämen endlich raus«, sagte er.
    »Die kommen schon«, sagte MacLean.
    »Was machen die bloß da oben?« Der Student namens Ian setzte die Brille wieder auf. »Vielleicht sind sie gar nicht mehr in der Wohnung. Vielleicht sind sie hinten über den Hof auf und davon.«
    »Gibt kein ›hinten über den Hof‹ bei dem Haus«, sagte der Mann vom BND.
    »In Berlin ist sie euch auch entwischt, oder nicht?«, fragte Ian. »Diese Ärztin ist euch ein paarmal durch die Lappen gegangen, richtig?«
    »Wir wussten immer, wo sie ist«, sagte der Deutsche.
    »Die sind noch oben, keine Sorge«, sagte MacLean.
    »Seit wann wusstet ihr immer, wo sie ist?«, fragte Ian, und jetzt wippte sein Kopf nicht mehr. »Seit wir euch gebeten haben, den deutschen Aspekt des Programms für uns im Auge zu behalten – Oskar Scharnhorst, den durchgeknallten Sanitäter und alle, die sonst noch infrage kommen? Seit wir euch speziell auf die Freundin der Jansen hingewiesen haben, weil sie eine Gefahr für das Programm und damit für uns alle werden könnte? Oder seit eure Leute in Berlin sich so dämlich angestellt haben, dass diese Bach erst recht misstrauisch geworden ist?«
    Jetzt richtete der Beifahrer seine Lehne auf und drehte sich zu Ian um. »Auch wenn es so aussah, als hätten unsere Leute sie verloren, wussten wir immer, wo sie war. Wir wussten es in Berlin, und wir wussten es hier, genau wie wir es von Wagenbach und dem Programmierer wussten.«
    »Ihr wusstet es, weil wir sie seit ihrer Ankunft überwacht und ihr Hotelzimmer durchsucht haben. Ihr wusstet es, weil wir Jansens Telefon abgehört und ihre Internet-Accounts kontrolliert haben. Und wenn wir nicht Jansens Brief …«
    »Außerdem«, redete der BND-Mann unbeirrt weiter, »außerdem sehe ich nicht, wie sie eine Gefahr für uns werden könnte, solange sie die Jansen nicht vor uns findet …«
    »Wonach es gerade aber ganz gewaltig aussieht, oder, Kumpel?«, warf MacLean ein. »Vom Professor zu Samson ist es kein besonders großer Schritt, oder? Und wenn diese Operation schiefläuft, sind wir alle dran – Ian, ich, die ganze Abteilung.«
    »Ich dachte, die wird sowieso aufgelöst«, sagte der Beifahrer. Das Schweigen war auf einmal so laut, dass es als dröhnendes Rauschen aus dem Lautsprecher drang. Dann fragte MacLean: »Woher willst du das wissen? Hast du was gehört?«
    »Sie weiß es von mir«, sagte Ian. »Ich habe es ihr gesagt.«
    »Was hast du ihr gesagt?«
    »Dass wir mit dieser Operation unsere Ärsche retten, deinen und meinen und noch ein paar. Dass wir uns nur auf diese Geschichte eingelassen haben, um ein Ass aus dem Ärmel zaubern zu können, wenn der Tag kommt, an dem Control uns alle in den Regen schicken will. Dann stehen wir da und lassen sie einen Blick in die Zukunft werfen, während alle anderen in der Abteilung stempeln gehen.«
    »Ich kenne eure Zukunft«, murmelte Cassidy. »Ich kann sie jetzt schon sehen. Fragt mich einfach.« Er beugte sich vor, sah nach rechts und dann nach links. »Da kommt sie schon.«
    Ein Porsche Cayenne ohne Nummernschilder bog in die Straße und fuhr schnell auf den Austin zu. Die Scheinwerfer tauchten die schwarze Karosserie und die Köpfe der Insassen des geparkten Wagens in blauweißes Licht. Dicht hinter dem Austin hielt der Porsche mit quietschenden Reifen. Noch ehe er ganz stand, gingen alle vier Türen auf und fünf Männer sprangen heraus. Sie trugen Jeans, Lederjacken, Springerstiefel und tief ins Gesicht gezogenen Wollmützen. Zwei von ihnen hielten Pistolen in den Fäusten, zwei schwangen Baseballschläger. Die Hände des fünften steckten in den Taschen einer Lederjacke. Er blieb etwas zurück, sah kurz zu Cassidys Fenster herauf und deutete ein Nicken an, während die anderen

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