Null Bock auf Mr Cock (German Edition)
könne ihm gewiss ein paar Empfehlungen mit auf den Weg geben.
Mal geht es um ein Problem mit der Achillessehne, was ihn schon humpeln und wohl bald am Krückstock gehen lässt, man ist halt nicht mehr der Jüngste, aber er schmiere eifrig Salben. Und deshalb trage er auch nur noch MBT-Schuhe. Die Wackelschuhe, die dem Gang der Massai nachempfunden sind. Die Treter mögen bequem und hilfreich sein, erotisch finde ich diese freilich nicht, ebenso wenig wie die Vorstellung vom Mann mit dem Wackelgang.
Als Sprachkenntnisse gibt der Kommissar übrigens neben Englisch noch Rhoihessisch an - was für mich leider auch nicht gerade der Inbegriff an geballter und prickelnder Erotik darstellt.
Weitere Klopper folgen: Als nächstes nennt er mich Anke. Anke. Alles klar. So viel Interesse, so viel Aufmerksamkeit zollt mir mein Gegenüber. Anke ist doch etwas ganz anderes als Angela, jedenfalls für mich. Anke, ein harter nordischer Name, der Name gehört zu einem bestimmten Typ Frau, zu einer nordischen und blonden Frau.
Angela, so empfinde ich es jedenfalls, ist dagegen ein weicher Name, und eher dem südländischen Bereich zuzuordnen.
Ich bin beleidigt, schmolle, und weise den Kommissar auf seinen faux-pas hin. Dieser meint nur lapidar, ob Angela oder Anke, was macht das schon aus, er verwechsle gelegentlich auch die Namen seiner Kinder - diese könne er sich ebenfalls nie merken.
Mit der nächsten Mail löscht er mich dann, so mir nichts, Dir nichts, und ohne Vorwarnung. Und schreibt noch: Genug der Belanglosigkeiten ausgetauscht. Da ich gelöscht bin, habe ich leider keine Möglichkeit mehr, ihm entsprechend zu antworten.
So kann ich ihm nicht mehr antworten, dass er es ja war, und niemand anderes, der mich zugetextet hat, mit seinen Belanglosigkeiten, von seiner Achilles-Sehne und den MBT-Schuhen - das interessierte mich, weiß Gott, nicht. Auch meine Wissbegier und meine Gespanntheit bezüglich seiner Erkältungen hielten sich in Grenzen.
Aber in einer Sache, nämlich mit meiner frühen Vermutung, habe ich recht behalten: Beim Kommissar handelt es sich, wie ich schon von Anfang an argwöhnt habe, nicht nur um einen finanziell, sondern auch um einen emotional ruinierten Mann.
Keine Gefühle mehr zulassen, die Gefühle sind erstickt, das Herz ist erkaltet - im Kampf ums Haus und die Kinder.
Ein schlechter Abgang von seiner Seite, das war’s, mehr nicht.
Geschäftsführer aus Lemgo
Der nächste Mann, der mich anschreibt, ist ein „Geschäftsführer“, 55 Jahre, aus Lemgo.
Was folgt, ist ein wahrer Hammer, die volle Härte.
Seine Nachricht kurz und bündig. Hast Du nicht Lust, vom 10.10.-20.10. mit mir nach Norderney zu fahren. Kurz und knapp, Bild wird erst gar nicht mitgeschickt, hat er nicht nötig, so meint er vermutlich.
Ich frage ihn, ob er auch ein Bild von sich hat, und ob er eigentlich der Ansicht sei, irgendeine Frau fahre mit einem Phantom in Urlaub - zu der von ihm vorgegebenen Zeit und an einen von ihm vorgegebenen Ort.
Als wäre Norderney auch gerade das non plus ultra und als hätten wir Frauen alle Zeit der Welt gepachtet - um unseren wohlverdienten Urlaub ausgerechnet mit einem älteren Herrn auf Norderney zu vergeuden.
In seiner Antwort wird er frech, teilt aus. Volle Breitseite. Er habe bei seiner Anfrage eine Trefferquote von 50 % erhalten - und ich sei bloß neidisch, dass er nicht mich ausgewählt habe. Und ich sei wohl eine frustrierte alte Jungfer, vom Ehrgeiz zerfressen, im Studium bemüht, die Männer zu überholen. Dabei sei der Spaß zu kurz gekommen und auf der Strecke geblieben.
Und ich solle doch einen katholischen bayerischen Oberspießer ehelichen, der nachts im Dunkeln das Licht ausmacht.
Eine andere Frau habe ihm übrigens in ähnlicher Weise wie ich geschrieben - das sei auch so eine promovierte Tussi gewesen.
Oh Gott, ich schlage die Hände über dem Kopf zusammen, so ein alter geiler Lustmolch hat eine „Trefferquote“ von 50 % erreicht.
Mädels, jede einzelne von Euch, die Ihr diesem Typen grünes Licht gegeben habt, will ich anschreiben, und Euch warnen: Dieser Kerl, er verschickt Massenmails, und er rechnet sich Trefferquoten aus, für den seid Ihr nur eine Zahl und lediglich eine Nummer und eine Bestätigung seiner Eitelkeit.
Und worauf es ihm ausschließlich ankommt, wird aus seiner Bemerkung über den katholischen Oberspießer deutlich. Tiefste Schublade.
Stellt Euch mal vor, so ein armes Mädel reist da wirklich arglos nach Norderney - opfert
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