Null Bock auf Mr Cock (German Edition)
wirbt ein angeblicher Arzt aus Algerien für sich, 38 Lenze, gut aussehend. Die Medizin praktiziere er jedoch nicht mehr, sondern betreibe nun Ex- und Import. Mit jeder Mail wird sein Ton öliger und schleimiger, so schreibt er, ich sei wunderschön, eine bezaubernde Blume, und er habe mein Bild auf seinen Computer als Bildschirmschoner geladen, damit er mich den ganzen Tag betrachten könne. Moment mal, will ich einwenden, mein Bild in voller Größe auf dem Computer eines fremden Mannes, dass passt mir eigentlich nicht, spare mir dann aber die Worte.
Seine Mails sind sämtlich in französischer Sprache verfasst, er schreibt in den schönsten Worten, er sei von mir und meinem Foto derart angezogen, er wage es mir gar nicht zu sagen, aber er fahre voll auf mich ab. Und im nächsten Satz verlangt er meine Telefonnummer, die ich ihm natürlich nicht gebe. Denn ich bin keine 16 mehr und glaube schon lange nicht den allergrößten Schmalz der Orientalen. Und so verabschiede ich mich blitzschnell.
Karl aus den neuen Bundesländern
Es gibt auch viele Glücksschiff-Männer, die in einem derart geschäftlichen Ton schreiben, als wäre ihr Gegenüber nicht etwa eine potentielle Partnerin, sondern irgendein wichtiger Geschäftspartner oder ein Kollege aus dem Büro.
So etwa Dietmar, Mitte fünfzig, getrennt lebend, aus den neuen Bundesländern. Am Ende jeder Mail wünscht er mir nicht einen schönen, sondern einen erfolgreichen Tag. Auch redet er ausschließlich von zu klärenden Personalfragen, Verkaufsterminen, Konzepten, Fragen zur Ausrichtung von Projekten, finanziellen Mitteln, vielen Sitzungen usw. usw.
Für private Exkurse bleibt da wenig Zeit. Auf jeden Fall vereinbaren wir ein Treffen auf halber Strecke, zu dem es natürlich nicht kommt. Kurz vor dem Treffen von seiner Seite nur noch das Schweigen aus dem Walde. Ungefähr einen Monat später meldet er sich wieder, jedoch nicht über seine private e-Mail-Adresse. Sondern über Glücksschiff, gleichwohl ich ihm schon vor Wochen mitgeteilt hatte, dass mein Account dort abgelaufen sei.
Freundchen, erst Dich nicht melden, und dann noch meinen, wegen Dir zahle ich noch mal die volle Glücksschiff-Gebühr – da bist Du schief gewickelt, und verarschen kann ich mich selbst!
Neben Männern, die in ihren Mails vorwiegend geschäftliche Dinge abhandeln und unter die Leute bringen wollen, gibt es auch solche, die so geistlose und unnütze Fragen stellen, wie „Was magst Du, was magst Du nicht“, worauf es natürlich keine sinnvolle Antwort gibt, sondern allenfalls Allgemeinplätze.
Ein Mann schreibt mir mal, dass er keine negativen Frauen mag. Durch diese Betonung bringt er aber selbst gleich eine negative Botschaft mit in seine Mail, und solche Statements sind auch sinnlos wie ein Kropf, denn wer mag schon negative Leute. Quatsch mit Soße, denke ich.
Heiratsmuffel aus Berlin
Mit einem Typen telefoniere ich dann doch, es ist ein Mittfünfziger aus Berlin.
Kaum hat das Gespräch begonnen, beschwert er sich schon, dass viele Damen bei Glücksschiff lediglich einen Mann mit viel Kohle haben wollten - nur ein Millionär habe da überhaupt eine Chance.
Zwar habe er sich auch mit einer Frau getroffen, die etwas bescheidener gewesen sei, diese sei aber überhaupt nicht sein Fall gewesen. Andere wiederum, bei denen er Feuer gefangen habe, wollten von ihm nichts wissen – eben weil er nicht reich genug sei.
Und Du, fragt er unvermittelt, warum wanderst Du durch die Welt wie ein Zigeuner, statt sesshaft zu werden, so was schreckt doch jeden Mann ab.
Und in Umkehrung von Cat Stevens Song trällert er plötzlich „find a boy and settle down“ ins Telefon.
Wenn ich den passenden Mann finden würde, antworte ich, würde ich von heute auf morgen meine Zelte aufschlagen, nur ist mir dieser leider noch nicht begegnet.
Ach so, lacht er, Du bist also der fliegende Holländer , der nach langen Irrfahrten auf gnädige Erlösung hofft.
Nein, antworte ich, denn mein Zustand ist selbst gewählt, ich habe nicht – wie einst der fliegende Holländer – durch eigene Schuld einen Fluch auf mich geladen, der mich zwingt, bis zum Jüngsten Gericht durch die Gegend zu fahren, sondern ich bin gerne unterwegs.
Und so muss ich auch nicht auf einen Mann warten, der mich gnädig erlöst, sondern mein künftiges Schicksal liegt in meiner eigenen Hand.
Schnell wechselt der Mann das Thema, er habe schon Angst gehabt, Glücksschiff sei so eine Art Heiratsvermittlung. Und
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