Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)
drehte ich mich zu ihm um. »Du hast ihm von uns erzählt? Was hat er gesagt?«
Daniel vermied es, mich anzusehen als er antwortete. »Er meint, es sei ein unkalkulierbares Risiko für uns beide.«
Ich nickte stumm. Da hatte der gute Doktor den Nagel auf den Kopf getroffen.
»Und er hat mich auch davor gewarnt, dass mein Zusammensein mit dir Gefühle freisetzen kann, die ich nicht im Griff habe. Davor, dass wir alles viel zu schnell angehen, dass wir zu wenig voneinander wissen und davor, dass wir viel zu viel Zeit allein miteinander verbringen.«
»Oder kurz gesagt, dass wir nicht nur ficken sollen sondern uns zwischendurch auch noch persönlich kennenlernen?« Ich konnte meine spitze Zunge einfach nicht bremsen.
Daniel brummte zustimmend, klang aber nicht glücklich dabei.
»Und was hast du jetzt vor?«, fragte ich ihn gespannt.
»Im Prinzip haben wir doch zwei Möglichkeiten. Entweder wir nehmen uns die Zeit, um einander besser zu verstehen und letztlich vertrauen zu können. Aber das ist ein langer, steiniger Weg und es wird Rückschläge geben, keine Garantie, dass es am Ende überhaupt gelingt.«
Ich seufzte leise. »Und was ist die Alternative?«
»Wir einigen uns darauf, dass uns das alles zu anstrengend ist und setzen stattdessen unseren Vertrag fort, genießen die Vorzüge und vergessen den ganzen Rest.«
Seine Beschreibung ließ mich erahnen, welcher Variante er den Vorzug gab. Doch so leicht wollte ich ihn nicht aufgeben. »Ich habe mich am Donnerstag mit Sonja getroffen. Wir hatten eine nette Unterhaltung über dich und deine Familie. Ich glaube nicht, dass du die noch länger vor mir verstecken musst. Sonja wird mich vielleicht sogar schon nächste Woche im Theater besuchen.«
Daniels Körper spannte sich hinter mir an. Ich konnte sehen, wie die Sehnen seiner Unterarme hervortraten, mit denen er mich umschlossen hielt. »Du hast mit meiner Schwester gesprochen?«, stieß er hervor. »Und du hast mir nichts davon gesagt? Du hast mich nicht im Erlaubnis gebeten?«
Seine heftige Reaktion traf mich vollkommen unerwartet. Hatte ich etwas falsch gemacht? Mein Treffen mit Sonja war unschuldig, wir hatten schließlich keine Geheimnisse ausgetauscht. »Es war völlig harmlos. Wir haben zusammen in einem Café gesessen und uns darüber unterhalten, was für ein rätselhafter Mensch du bist. Sonja weiß fast nichts über dich, und ich auch nicht.«
Doch meine Worte beruhigten ihn nicht. »Ich fasse es einfach nicht. Du triffst dich hinter meinem Rücken mit meiner Schwester und ihr redet über mich? Und das alles, nachdem ich dir schon im Büro gesagt habe, meine Familienangelegenheiten gehen dich nichts an?«
»Worüber hätten wir denn sonst plaudern sollen? Über‘s Wetter und die Aktienkurse?« , erwiderte ich trotzig. »Du spionierst mir schließlich auch auf Schritt und Tritt hinterher, was erwartest du also?«
Noch immer umschlossen seine starken Arme mich, hielten mich zusammen mit seinem Körper gefangen. Der feste Griff lockerte sich nicht, obwohl ich Daniels Stimme anmerken konnte, wie sehr er darum kämpfte, die Fassung zu bewahren. »Willst du mir vielleicht sonst noch etwas beichten?«, fragte er, ohne auf das zuvor Gesagte einzugehen. »Gibt es noch mehr, von dem ich nichts weiß? Falls ja, dann sag es besser jetzt gleich.«
Ich zögerte. War es wirklich eine gute Idee, ihn jetzt noch mehr aufzuregen? So kurz nach seinem letzten Ausbruch schien er sein inneres Gleichgewicht noch längst nicht wiedergefunden zu haben. Für einen Moment drohte mich die Panik zu überwältigen, die mich bei der Erinnerung an seine Übergriffe befiel. Wenn ich jetzt noch einen weiteren Zwischenfall eingestand, würde er in der Lage sein, sich zu kontrollieren? Schließlich begann ich vorsichtig: »Ja, es gibt noch eine andere Sache, die du wissen solltest. Aber höre mir bitte erst bis zu Ende zu, bevor du etwas dazu sagst.«
Er atmete tief durch, rüstete sich wohl innerlich für mein nächstes Bekenntnis. Mir erging es nicht anders, zu unvorhersehbar war seine Reaktion.
»Vor ungefähr einer Woche hat Konstantin sich mit mir getroffen. Er hat mich gebeten, ihm bei seinen Ermittlungen zu helfen und vier Kameras in deiner Wohnung zu installieren...«
Weiter kam ich nicht, denn hinter mir sprang Daniel mit einem einzigen Satz auf. Erschrocken zog ich den Kopf ein, erwartete jeden Moment einen Schlag oder Fußtritt von ihm.
Doch er fasste mich nicht an, stattdessen baute er sich jetzt vor mir auf der
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