Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)
Treppe auf. »Du hast also doch Kameras in meiner Wohnung angebracht?« Er zitterte vor Empörung am ganzen Körper. Niemand war hier, um mir zur Hilfe zu eilen, sollte Daniel mich jetzt attackieren. Doch noch hörte er mir zu, noch war nicht alles verloren.
»Nein, und das wollte ich auch nie. Die Kameras befinden sich alle noch in meinem Appartment. Aber Konstantin hat behauptet, du würdest dich am nächsten Wochenende in deiner Wohnung mit einem wichtigen Zeugen treffen und er brauche die Aufzeichnungen eures Gesprächs.«
»Und dabei wolltest du ihm helfen?« Wie versteinert stand er vor mir und kämpfte um seine Beherrschung.
»Nein, aber wenn ich es abgelehnt hätte, dann hätte sich Konstantin wohl anderswo Hilfe beschafft. So weiß ich wenigstens, dass er deine Wohnung noch nicht verwanzt hat.«
»Ich kann es einfach nicht glauben, dass du mir so etwas verheimlichst, Juliet! Wann hattest du denn vor, mir davon zu erzählen?«
Innerlich atmete ich auf. Er war eher enttäuscht als aufgebracht. Ratlos zuckte ich mit den Schultern. »Bislang hat es sich einfach nicht ergeben.«
Daniel ließ die Hände sinken, die er eben noch verkrampft vor seinem Körper verschränkt gehalten hatte. Er sah mich an, sein Gesicht spiegelte die Frustration, die sich nun auch in seinen Worten ausdrückte: »Wie kannst du es wagen, mich so zu hintergehen? Wie soll ich dir so je vertrauen? Ich bemühe mich, alles richtig zu machen, aber ich habe dir nie versprochen, meine ganze Lebensgeschichte offenzulegen. Wenn es das ist, was du willst, dann sollten wir unsere …, unsere Beziehung wohl am besten gleich hier beenden.« Seine Stimme klang resigniert aber entschlossen genug, um mich davon zu überzeugen, dass er es todernst meinte.
Ich war geschockt über seine Worte. Nun war alles aus. Doch was war das für eine Beziehung, wenn alles, was uns verband, Sex war? Guter Sex zwar, aber nicht mehr. Und ich wollte mehr. Was genau, wusste ich nicht. »Vielleicht ist es besser, wenn wir eine Pause einlegen. Verdammt, ich weiß nicht einmal mehr, was ich glauben soll und wem ich glauben kann. Ich muss erst einmal in Ruhe darüber nachdenken, was ich eigentlich will.«
Sein Blick war nun zornig auf mich gerichtet, ohne die übliche Wärme, mit der er mich sonst ansah. »Du wusstest von Anfang an, worauf du dich einlässt. Wir hatten Regeln definiert, doch ich bin dir ein großes Stück entgegengekommen, weil ich wollte, dass du mir vertraust. Aber so funktioniert es nicht. Entweder wir kehren zu unserem ursprünglichen Vertrag zurück oder wir beenden alles jetzt gleich. Was ist dir lieber, Juliet?«
Hatte ich mich gerade verhört? War dies derselbe Mann, der mir vorhin eine Liebeserklärung gemacht hatte? Eigentlich sollte ich doch auf ihn wütend sein, und nicht umgekehrt? Meine Gedanken überschlugen sich. Was sollte ich jetzt tun? Seiner Bitte folgen und unseren Sexvertrag erfüllen, mich unterwerfen, egal, was er mir befahl? Weglaufen und ihn wahrscheinlich nie wiedersehen? Ich spürte seine enorme Wut. Wenn ich mich zum Bleiben entschloss, konnte er sich dann unter Kontrolle behalten oder was würde er als Nächstes tun – mich fesseln, schlagen oder würgen?
Nein, ich konnte auf keinen Fall hierbleiben und hoffen, dass er sich von selbst wieder beruhigte. Dazu hatte er mir in der Vergangenheit schon genug angetan. So sehr ich mir auch wünschte, ihn einfach in die Arme zu nehmen und festzuhalten – ich musste hier weg. Sofort.
Er starrte mich noch immer an. Langsam stand ich auf und wich ich einige Schritte zurück. »Ich will mehr als nur einen Vertrag, Daniel. Wenn ich dir das nicht wert bin, dann ist es wohl besser, wenn wir uns trennen.«
Wie im Trance schritt ich in weitem Bogen um ihn herum, lief die Treppe hinab und rannte davon. Ich sah mich nicht um, lief immer weiter. Tränen liefen über mein Gesicht, der Wind blies mir entgegen und mit jedem Schritt versank ich tief im weichen Sand. Es fiel mir schwer, voranzukommen, wegzukommen von Daniel. Erst als ich sicher war, weit genug von ihm entfernt zu sein, weit genug, dass er mich nicht länger sehen konnte, blieb ich stehen. Dann ließ ich mich fallen, brach heulend zusammen.
Als es dämmerte, machte ich mich auf den Weg zurück zu unserem Haus. Alles war dunkel, nur ein einziges Fenster war erleuchtet. Von Daniel war nirgendwo etwas zu sehen.
Mein Herz schlug bis zum Hals, als ich das stille Gebäude betrat. Was würde mich nun erwarten? Und wo war Daniel?
Weitere Kostenlose Bücher