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Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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der Wand und die Scherben der Sektgläser sah und erriet, was wirklich passiert war. Sie sah ihn an und zog die Augenbrauen hoch. »Gut, dann nicht.«
    »Halt, warten Sie, Sheila.«
    »Nein, schon gut«, sagte sie müde. Doch an ihrer Balkontür drehte sie sich noch einmal um. »Ich könnte kaum sagen, wie Ihr Wohnzimmer aussieht, James. Wir gehen in den Park oder ins Theater, ins Kino, zum Essen, und normalerweise holen Sie mich ab. Meist trinken wir noch einen Kaffee oder einen Scotch in meinem Wintergarten. Wenn es aber mal umgekehrt ist und ich Sie abhole, stehen Sie immer schon mit Mantel im Flur. Warum sollten Sie mich jetzt in Ihre Kabine lassen. Sie lassen niemanden so schnell in Ihre heilige Privatsphäre. So ist es doch, oder?«
    »Das ist doch gar nicht ...«, setzte er an, doch da war sie schon in ihrer Kabine verschwunden.

Kapitel 6
    »Wo bleibt Eden nur?« Phyllis blickte sich nervös um. »Er wollte nur schnell Zigaretten besorgen. Wenn er nicht bald kommt, ist es zu spät.«
    »Weit kann er nicht sein«, beruhigte Jeremy sie. Sie befanden sich in einer Gruppe von etwa fünfzig Passagieren, die auf das erste Boot warteten, das sie nach Nizza bringen würde.
    Richard verdrehte den Kopf und sah zu seinem Sohn hoch, der auf seinen Schultern thronte. »Jamie, schau doch mal, siehst du den Eierkopf-Mann?«
    Jamie richtete den Oberkörper auf, stolz über seine wichtige Aufgabe.
    »Ein bisschen mehr Respekt, Richard«, wies Jeremy seinen Enkel scharf zurecht.
    »Sorry, war nicht so gemeint«, beschwichtigte Richard. »Jamie hat ihn so genannt.«
    Der Kleine schaute sich nach allen Seiten um. Ein paarmal rief er aufgeregt: »Da, da!«, und zeigte dabei auf einen Mann mit Glatze, aber es war nicht Eden.
    Die ersten Passagiere wurden in das Boot gelassen.
    »Und was jetzt?«, fragte Phyllis und sah Jeremy an. »Ich verstehe das nicht. Das ist sonst nicht seine Art. Er ist immer pünktlich.«
    »Warten wir und nehmen das nächste Boot«, schlug Sheila vor.
    »Nein, fahrt ihr schon vor«, sagte Jeremy bestimmt. »Ich werde mit Phyllis auf Eden warten. Wir kommen mit einem der nächsten Boote nach.« Er wendete sich an den Chinesen. »Mr Chandan, Sie fahren auch mit wie geplant, fangen Sie schon an mit der Stadtrundfahrt. Wir stoßen später dazu, ich rufe Sie an, wenn wir im Hafen sind, und Sie holen uns dann im Café des Fleurs ab.«
    Jeremy ist es gewohnt, die Dinge in die Hand zu nehmen, dachte James, während sie an Bord des Zubringerbootes gingen. Und Phyllis hat offensichtlich nichts dagegen.
    »Wissen Sie, was ich mich frage, Sheila?«, fragte James, auf Phyllis und Jeremy deutend. »Ich frage mich, wie Eden Philpotts mit dieser ganzen Reise klarkommt und damit, dass seine frischgebackene Ehefrau diese Geburtstagsreise von ihrem Exmann geschenkt bekommen hat.« Er musste lächeln, als er »frischgebackene Ehefrau« sagte, denn bei diesem Stichwort begann ein kleiner Stummfilm mit dem Titel »Hochzeitsnacht« in seinem Kopf abzulaufen.
    »Einen Sixpence für Ihre Gedanken«, sagte Sheila.
    »Nein, sonst sind Sie wieder sauer auf mich.«
    »Ich weiß schon.«
    »Ach ja? Können Sie Gedanken lesen?«
    Sie setzten sich auf eine Bank an der Reling. »Davon abgesehen, James, ich kann es mir auch nicht vorstellen.«
    James sah sie überrascht an. »Meinen wir dasselbe?«
    Sie grinste. »Meine Mutter und Eden. Na ja, Sie wissen schon, der – körperliche Aspekt.«
    Er unterdrückte ein Lachen und sah sie ausdruckslos an. »Nein, daran hatte ich, ehrlich gesagt, nicht gedacht.«
    Sheila wurde rot. »Sondern?«
    »Ich hatte mir gerade vorgestellt, dass Eden sich aus dem Staub gemacht hat: Zigaretten holen, der Klassiker. Mit ihrer Kreditkarte abgehauen und auf Nimmerwiedersehen an Land geschwommen.«
    Sheila schüttelte den Kopf. »Schon wieder! Sie denken immer so schlecht von den Menschen!«
    »Gut, geben Sie mir noch eine Chance«, sagte er. »Ich werde versuchen, mich in Ihre Vorstellungswelt hineinzuversetzen. Wie wäre es mit folgendem Szenario: Eden und Phyllis hatten sich die ganze Nacht hemmungslos ihrer Liebe hingegeben, und vor lauter Erschöpfung ist er neben dem Zigarettenautomaten eingeschlafen.«
    »Ausgesprochen witzig«, sagte Sheila. »Aber im Ernst, ich finde es schon merkwürdig, dass er nicht gekommen ist.«
    »Ich finde die ganze Beziehung merkwürdig. Dieser Mensch passt nicht zu Ihrer Mutter.«
    »Nur weil er zwanzig Jahre jünger ist als sie? Wenn es umgekehrt wäre, würden Sie es völlig

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