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Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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aufmerksam bei der Sache war, sondern die Handlungsoptionen durchging und daraufwartete, dass der Kapitän die Lautsprecherdurchsage machen würde.
    Plötzlich wurde er jedoch aus seinen Gedanken gerissen, als Ivy aufstand und zu ihrem Sohn lief. Jamie kauerte auf dem freien Stuhl – Edens Sitzplatz – neben Phyllis. Ivy schob die Hand unter sein Kinn und zog das Gesichtchen prüfend zu sich heran. »Was hast du denn, Jamie?« Über den Tisch hinweg sah sie alarmiert ihren Mann an. »Er schläft ja fast ein!« Sie nahm Jamie auf den Schoß und befühlte seine Stirn. Das ansonsten so quirlige Kind wirkte teilnahmslos, Arme und Beine waren schlaff, die Augenlider halb geschlossen. »Jamie, ist dir schlecht? Was ist mit dir?« In Ivys Stimme schwang Panik. Das Kind gab keinen Laut von sich, sondern ließ den roten Schopf an die Schulter der Mutter sinken.
    »Er wird müde sein«, sagte Rosie, »das macht die frische Seeluft!«
    »Du bist immer so überbesorgt«, sagte Richard zu seiner Frau, stand aber ebenfalls auf, ging zu seinem Sohn und befühlte seine Stirn. »Kein Fieber«, stellte er fest. »Vielleicht hat er zu viel Sonne abbekommen.«
    »Nein, wir waren nur eine Stunde am Pool heute.«
    »Oder zu wenig getrunken«, mischte Al sich ein.
    Ivy griff zu dem Plastikbecher mit buntem Piratenmotiv, der vor Richard auf dem Tisch stand, schraubte den Deckel ab und setzte ihn Jamie an den Mund. Er trank gehorsam, dann würgte er plötzlich und erbrach sich in Ivys Ausschnitt. Sheila reichte Ivy ein paar Servietten, damit sie das Erbrochene abwischen konnte, doch sie ignorierte die Servietten, schraubte den Deckel des Bechers auf und schnüffelte daran. »Alkohol«, sagte sie. »Das riecht nachAlkohol.« Verwirrt sah sie Richard an. »Das kann doch nicht sein.«
    »Gib mal her.« Richard nahm ihr den Becher aus der Hand und nahm einen Schluck. »Das darf doch nicht wahr sein!«, rief er wütend und sah sich um. »Wer war das?« Sein Blick blieb an Phyllis hängen. »Sag nicht, dass du das warst, Phyllis!«
    »Nur ein bisschen Eierlikör.« Phyllis’ Gesicht war von einer feinen Röte überzogen.
    »Sag mal, hast du sie noch alle!«, schrie Richard.
    »Kein Grund zur Sorge«, versicherte Phyllis, »er ist nur ein bisschen müde.« Sie wandte sich an Sheila. »Ich weiß nicht, ob du dich erinnern kannst, aber als du klein warst, hast du Eierlikör auch immer so gern gehabt, du hast immer mein Glas auslecken dürfen, weißt du noch? Das war mir wieder eingefallen.«
    Sheila vergrub mit einem Stöhnen ihr Gesicht in beiden Händen. Ivy griff jetzt nach den Servietten und putzte zuerst Jamies Gesicht ab, dann, soweit das möglich war, ihr Kleid und ihren Ausschnitt.
    »Sheila hat das auch nicht geschadet«, setzte Phyllis leiser hinzu. Sie lehnte sich etwas von Ivy und Jamie weg, um dem Gestank nach Erbrochenem auszuweichen.
    »Wie viel hast du da reingeschüttet von dem Zeug?«, fragte Richard, während er Phyllis den Piratenbecher unter die Nase hielt.
    »Nicht viel, einen Schluck vielleicht. Eine homöopathische Dosis«, beteuerte Phyllis. »Ich konnte doch nicht wissen, dass er überhaupt nichts verträgt.«
    »Dass er nichts verträgt?«, schrie Richard. Sein Gesicht war rot angelaufen, und es schien, als wolle er Phyllis, die inihrem Rollstuhl immer kleiner wurde, an den Hals gehen. Doch Ivy zog ihn am Ärmel. »Komm«, sagte sie, stand auf und trug Jamie aus dem Raum. Sie hielt den Kopf gesenkt, sodass ihre langen Haare den Blick auf ihr Gesicht verhinderten, und James vermutete, dass sie mit den Tränen kämpfte. Phyllis zuckte zusammen, als Richard den Piratenbecher knapp an ihr vorbei in die Ecke schleuderte und seiner Frau nachlief. Sie blickte sich am Tisch um. »Die jungen Eltern heutzutage. Ganz anders als wir früher, ist es nicht so?«
    Sheila holte tief Luft. »Mutter! Kinder mit Alkohol abzufüllen war zu keiner Zeit eine gute Idee!«
    »Eine homöopathische Dosis«, beteuerte Phyllis.
    Zwei steile Falten bildeten sich zwischen Sheilas Augen. »Hör auf damit! Hast du dir Jamie mal angeschaut, Mutter? Du warst immer verantwortungslos, und daran hat sich kein bisschen geändert!«
    Mutter und Tochter sahen einander an, es war ganz leise im Raum.
    Mitten in die Stille hinein platzten zwei Schiffsangestellte. Sie bauten den Beamer und die Leinwand für die Vorführung des Konzertmitschnitts auf. Sheila schaute eine Weile zu, dann schien sie einen Entschluss gefasst zu haben, erhob sich, ohne ihre Mutter

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