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Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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sondern Sorge und Irritation.
    »Sie tragen die Verantwortung«, sagte James ruhig.
    »Ja«, sagte Jeremy. »Aber haben Sie eine Vorstellung davon, was hier los wäre, wenn wir die Leute vor einem Mörder an Bord warnen? Verängstigte Menschen denken nicht mehr klar und sind unberechenbar. Die zerstörerische Kraft einer in Panik geratenen Masse gleicht einem Tsunami. Ist denn überhaupt sicher, dass es hier um Mord geht? Vielleicht war es ein Unfall. Oder Selbstmord.«
    »Jeremy, es gibt zwei Vermisste an Bord und eine angespülte Leiche. Das einzig Verantwortungsvolle ist meiner Meinung nach, die Menschen an Bord zu warnen. Als Erstes die Menschen, die hier im Raum sind.«
    Jeremy öffnete die Tür und winkte Mr Chandan herbei, er hatte seine gewohnte Sicherheit wiedergefunden. »Ich rede mit dem Kapitän. Sagen Sie den anderen aber noch nichts, bis ich wieder da bin.«
    »Ich gebe Ihnen eine Stunde«, sagte James.
    Jeremy sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an. »Bis ich wieder da bin«, bekräftigte er, griff nach seinem Stock und stakte davon, während der Diener ihm nacheilte.
    Sheila beugte sich über den Tisch und sah James, der wieder Platz genommen hatte, eindringlich an. »Was ist dennpassiert?« James griff zum Obstteller, nahm sich eine Feige und aß sie, ohne sich die Mühe zu machen, sie vorher zu schälen. Er wollte Zeit gewinnen, denn alle am Tisch sahen zu ihm hin. In ihren Gesichtern spiegelte sich Besorgnis, nur in Phyllis’ Augen stand pure Neugier. »Was hatten Sie da mit Jeremy zu tuscheln?«, fragte die alte Dame mit erhobenem Zeigefinger. »Sie wissen doch, dass das unhöflich ist, mein lieber James?«
    »Kurz vor Geburtstagen ist das etwas anderes«, gab James zurück. »Vor allem, wenn es sich um einen so besonderen Geburtstag handelt wie den Ihrigen, nicht wahr?«
    Phyllis lächelte und erhob ihr Glas. »Da haben Sie recht. Verzeihen Sie meine Neugierde!«
    Monty erhob ebenfalls sein Glas. »Neugier ist das falsche Wort, meine liebe Phyllis, nennen wir es lieber waches Interesse an deiner Umwelt, und das ist eine deiner besten Eigenschaften, das, was dich so jung hält!«
    »Du alter Schmeichler«, sagte Phyllis lächelnd. Sie wandte sich wieder James zu. »Also darf ich auf eine besondere Überraschung hoffen?«
    »Gewissermaßen«, sagte James.
    Phyllis nahm noch einen Schluck Wein und stellte ihr Glas zufrieden ab. »Ich liebe Überraschungen!« Sie sah Sheila an, dann James. »Gebt mir einen Tipp!«
    »Mutter, lass das«, sagte Sheila unbehaglich.
    »Ich weiß!«, rief Phyllis aufgeregt. »Eden wird morgen wieder an Bord geflogen! Das ist die Überraschung!« Ihre Augen blitzten vor Vergnügen.
    »Nein«, sagte James, einen Blick mit Sheila wechselnd, »das ist es nicht.« Und wenn doch, dachte er, dürfte sie Schwierigkeiten haben, ihn wiederzuerkennen.
    Luigi räusperte sich geräuschvoll, dann schmetterte er: »Que sera, sera!«
    Phyllis lächelte. »Ihr habt ja recht. Ich gebe mich geschlagen und warte einfach ab, was der morgige Tag an Überraschungen für mich bereithält.« Sie griff wieder zu ihrem Weinglas. »Und ich danke euch noch einmal, dass ihr bereit wart, euch auf diese besondere Reise mit mir zu begeben. Erst durch euch alle wird sie zu einem so wunderschönen Erlebnis. Ich bin natürlich sehr traurig darüber, dass der arme Eden ins Krankenhaus musste und auch Miss Kappel auf der Krankenstation nun nicht mehr viel von dieser Reise hat. Ich hoffe, dass beide bald so weit wiederhergestellt sind, dass sie wenigstens die Rückreise mit uns gemeinsam genießen können. Deshalb lasst uns auf unsere beiden Pechvögel anstoßen und ihnen baldige Genesung wünschen. Auf Eden und Miss Kappel!«
    »Auf Eden und Miss Kappel!«, wiederholten die anderen und erhoben ihre Gläser ebenfalls. Sheila sah James über ihr Glas hinweg unglücklich an. Auch die anderen Gäste schienen sich angesichts der völligen Ahnungslosigkeit der Jubilarin unwohl in ihrer Haut zu fühlen, und es kam keine rechte Stimmung mehr auf. Phyllis allerdings schien nichts zu merken, sie führte, während abschließend Kaffee und Cognac serviert wurden, das Wort und erzählte mit großer Begeisterung Geschichten aus ihrem Leben. Monty, Al und Luigi fungierten dabei als eifrige Stichwortgeber. James hörte anfangs noch zu, um die grobe Richtung des Gesagten mitzubekommen, und spiegelte dann im halbautomatischen Zuhörermodus nur noch Phyllis’ Mimik. Nicht einmal Sheila bemerkte, dass er keineswegs

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