Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst
Mädchen nahm ungerührt die nächste Pommes aus der Tüte. Er fing sie in der Luft auf und warf sie zurück, diesmal der Mutter des Mädchens an den Kopf. Jetzt unterbrach sie ihren Redefluss und schimpfte mit ihrer Tochter. Doch die fing an zu weinen und zeigte auf James. »Ihre Tochter bewirft mich mit Pommes«, erklärte James. »Wenn Sie ihr freundlicherweise sagen würden, dass sie das unterlässt.«
Die Mutter beugte sich zu ihrer Tochter und sagte etwas zu ihr, das James nicht hören konnte. Das Mädchen antwortete etwas, dann schauten beide zu James herüber und dann zu der Servicekraft, die dabei war, die Pommes zum Mülleimer zu bringen. Die Mutter des Kindes machte eine Bemerkung zu ihrer Freundin, die nun ebenfalls zu James hinsah, laut auflachte und sich mit dem Finger an die Stirn tippte. Während die beiden Frauen sich wieder in ihr Gespräch vertieften, streckte das Mädchen ihm die Zunge raus. Jetzt war das Maß voll. Er schob den Ärmel seines Anzugs ein wenig hoch. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass niemand außer dem kleinen Mädchen ihn beobachtete, drückte er auf den Auslöseknopf seiner Armbanduhr. Der Titanfaden mit verstärkter Spitze, der mit einem Druck von zwei bar aus der Uhr herausschoss und eine Reichweite von fünf Metern hatte, war für das menschliche Auge kaum erkennbar, seine Zielgenauigkeit jedoch unübertroffen. Bei seiner Pensionierung hätte er die Uhr eigentlich zurückgeben müssen, doch kurz vorher hatte er gemeldet, sie beim Tauchen vor der australischen Küste verloren zu haben. Man kannte das beimSIS: Die Rate der als verloren gemeldeten Waffen stieg kurz vor Pensionierungsterminen im Allgemein an. Die Behörde nahm es hin. Würden Waffen als gestohlen gemeldet, müsste sie etwas unternehmen, doch ein Verlust in den Tiefen des Meeres war akzeptabel, und man konnte die Sache zu den Akten legen. An dieser Uhr hing James, weil sie ihm einmal das Leben gerettet hatte, als ein Attentäter ihm seine Pistole aus der Hand geschlagen und dessen Komplize aus weniger als drei Metern Entfernung die Waffe auf ihn gerichtet hatte. Der aus der Uhr abgefeuerte Titanfaden hatte das linke Auge des Angreifers getroffen. Der Rest war ein Kinderspiel gewesen.
Jetzt durchbohrte der Titanfaden jedoch kein Auge, sondern er traf den Cola-Becher der Mutter, und der schwarze Sprudel ergoss sich schwungvoll über ihren Schoß. Er hatte den Winkel gut berechnet. James war zufrieden und holte den Faden mit einem Knopfdruck wieder ein. Die Mutter schrie laut auf und schimpfte auf ihre Tochter ein. Das kleine Mädchen fing an zu weinen und zeigte mit dem Finger erneut auf James, aber diesmal ließ die Mutter sich nicht beirren. Wie hätte er auch aus dieser Entfernung ihren Becher umstoßen können?
»Warum lächeln Sie so?«, fragte Sheila, als sie sich wieder zu James setzte.
»Ich habe gerade an etwas Schönes gedacht.«
»Während Sie hier Ihren schönen Gedanken nachhängen, habe ich in der Warteschlange die Zeit genutzt, um über unseren Fall nachzudenken.«
»Legen Sie los.«
»Also, das sind die Fakten: Wir haben zwei Tote. Wir haben eine Verletzte. Wir haben vermutlich Gift, das William Morat im Klavier versteckt hat. Und wir haben diesen Limerick, den Sie auf Ihrem Bett gefunden haben.«
»Sehr gut«, nickte James. »Und bald werden wir wissen, obes sich wirklich um Gift handelte. Dazu werden wir uns morgen bei der Polizei melden und sagen, dass wir den Mann wieder beim Füttern der Möwen gesehen haben. Wenn es Gift war, werden sie sehr interessiert sein, wenn nicht, werden sie sagen: Na und, lassen Sie ihn weiterfüttern.«
»Wer hatte eine Gelegenheit, Maddison umzubringen?«, überlegte Sheila.
»Wir können, denke ich, nach dem Tod der Möwe davon ausgehen, dass das Gift sehr schnell wirkt. Maddison muss es also unmittelbar vor seinem Tod zu sich genommen haben, nicht wahr?«
»Sie saßen doch an seinem Tisch, James. Was hat Maddison gegessen?«
James zuckte die Schultern. »Nichts. Die Schwestern Hideous hatten Scones, aber Maddison hat nur Tee getrunken. Er ging zwischendurch sogar in die Küche, um neuen zu holen.«
»Die Köchin!«, rief Sheila triumphierend. »Sie könnte den Tee vergiftet haben.«
James winkte ab. »Zu riskant. Wenn jemand den Tee in der Kanne vergiftet hätte, wären unter Umständen gleich vier Menschen ums Leben gekommen. Außer Maddison nämlich auch die beiden Schwestern und ich, und da hätte man sofort die Polizei gerufen.«
»Da haben
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