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Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst

Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst

Titel: Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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Mörder ist.«
    »Und wie kommen Sie darauf?«
    »Ich bin ihm gestern begegnet. Er ist weder der Typ für kranke Forschungen, noch hat er ein Helfersyndrom. Das sagt mir meine Menschenkenntnis.«
    »Ach so, Menschenkenntnis.« Die Ironie in ihrer Stimme war unüberhörbar. »Dann hätten wir uns unsere ganzen Überlegungen ja sparen können. Wenn Sie den Mörder sehen, werden Sie ihn schon erkennen dank Ihrer Menschenkenntnis. Oder wissen Sie am Ende schon, wer’s war?«
    »Nein, aber Dr.   Goat nicht, denke ich. Auch wenn ich das schlecht erklären kann.«
    »Aber es ist doch so einfach, so unauffällig«, sagte Sheila. »Wenn ich Arzt wäre, würde ich es so machen. Keiner traut mir etwas Böses zu, ich komme leicht an das Gift heran, ich gebe dem Opfer einfach ein Fläschchen mit homöopathischen Kügelchen, und wenn der Kerl tot umfällt, stelle ich auch noch selbst den Totenschein aus. Wird der Tote trotzdem obduziert, stellt man lediglich fest, dass der Patient zu dusselig war, seine Medikamente richtig einzunehmen. Mir als Arzt kann man gar nichts nachweisen.«
    James seufzte. »Vielleicht hätten Sie recht, wenn Dr.   Goat eine Frau wäre.«
    »Wie ist das zu verstehen?« Sheila klang jetzt wirklich böse.
    »Frauen handeln in der Regel sehr überlegt«, erklärte James. Er wusste, dass er seine Worte sehr vorsichtig wählen musste, um Sheila nicht noch mehr gegen sich aufzubringen. »Sie konzentrieren sich auf die Durchführung, bedenken die Konsequenzen, und da sie körperlich oft unterlegen sind, wählen sie in bestimmten Situationen den Weg des geringsten Widerstands.«
    »Feiger Giftmord ist die Handschrift von Frauen, oder was meinen Sie damit?«
    »Das haben Sie gesagt. Ich würde es eher geplantes Vorgehen unter größtmöglicher Absicherung nennen. Das ist meiner Erfahrung nach eine eher weibliche Eigenschaft. Bei Dr.   Goat haben wir es mit einem äußerst dominanten Mann zu tun. Er ist ein Marathonläufer-Typ: zielorientiert, unerbittlich gegen sich selbst, ehrgeizig. Jemand, der sich immer hart an die eigenen Grenzen treibt, der lieber tot umfallen würde, als sein Ziel nicht zu erreichen. Immer nach dem Motto ganz oder gar nicht. Gift einzusetzen, wäre zu indirekt, zu wenig körperlich, zu wenig Herausforderung für ihn. Verstehen Sie mich richtig, ich halte Dr.   Goat   – wie die meisten Menschen   – durchaus für fähig, einen Mord zu begehen. Aber Gift, das ist nicht sein Ding. Wenn Dr.   Goat Sie umbringen wollte, würde er Ihnen in die Augen sehen wollen, während er Ihnen die Kehle durchschneidet.«
    »Ach, James«, sagte Sheila. »Sie haben keine gute Meinung von den Menschen.«
    »Das hat mir oft das Leben gerettet«, sagte James.
    »Und wenn Sie mit Ihrer Intuition falschliegen?«
    James deutete auf den Gehwagen. »Meine Intuition und dieses Gefährt dort sind momentan leider das Einzige, auf dasich mich überhaupt noch einigermaßen verlassen kann.« Seine Pistole und die Uhr verschwieg er lieber, Sheila wusste nichts davon.
    Sheila lächelte besänftigt. »Und auf mich, James. Auch wenn es Ihnen unangenehm ist. Aber davon abgesehen haben Sie mich nicht überzeugt. Ich finde trotzdem, dass Dr.   Goat unsere Aufmerksamkeit verdient.«
    »Natürlich«, sagte James. »Ich habe ja auch nur gesagt, dass ich ihn nicht für den Mörder halte. Aber er kann mit Sicherheit einige Zusammenhänge klären. Ich habe übrigens heute Nachmittag einen Termin bei ihm.«
    »Da bin ich dabei.« Sheila sah ihn eindringlich an. »Ich halte ihn immer noch für den Hauptverdächtigen, und auf keinen Fall lasse ich Sie mit Dr.   Goat allein.«
    »Kommt nicht infrage!«
    »Sind Sie verrückt, James? Nach allem, was bis jetzt vorgefallen ist? Wie können Sie sicher sein, dass Dr.   Goat Sie nicht auch aus dem Weg räumen will? Denken Sie an den Limerick. Der Täter fühlt sich so überlegen, dass er mit Ihnen Katz und Maus spielt. Und Sie sind in Ihrem gegenwärtigen Zustand eine Maus, die nicht einmal wegrennen kann.«
    »Der Vergleich ist mindestens ebenso lahm wie ich es mit meinem Rollator bin«, sagte James. »Weder bin ich die Maus, noch ist er die Katze. Und ich habe erst recht nicht vor wegzulaufen.«
    »Sie sind ein Dickschädel.«
    »Aber nicht senil.«
    Sie starrten sich wütend an.
    »Zäumen wir den Gaul doch mal von der anderen Seite auf«, sagte sie schließlich. »Konzentrieren wir uns nicht auf den Täter, sondern auf das Motiv. Gab es eine Verbindung zwischen William Morat und

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