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Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst

Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst

Titel: Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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unterhalten. Die Frau hat ihn immer angesehen, er hat sie immer angesehen, und sie haben leise geredet. Sie wissen schon, Paare, die schon länger zusammen sind, die reden nicht mehr so viel. Zum Schluss hat er ihr ein Geschenk gegeben. Der Größe nach wahrscheinlich Pralinen. Ich war neugierig, was es ist, und habe gehofft, dasssie es auspackt. Aber sie hat es in ihre Handtasche gesteckt. Schade. Wahrscheinlich wollte sie es erst zu Hause auspacken. Sie war eine vornehme Dame. Bestimmt war sie Französin.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Die Kleidung. So etwas bekommen Sie hier nicht. Außerdem ist sie zwischendurch zum Waschraum gegangen und hat sich die Lippen nachgezogen. Eine Französin geht nie ohne Lippenstift aus dem Haus.«
    James nickte anerkennend. »Sie sind eine gute Beobachterin.«
    »Sie war ziemlich altmodisch. Sie wollte nicht, dass er die Rechnung für sie bezahlt, und   …«
    »Was ist daran altmodisch?«
    »Nein, nein«, fuhr die Frau fort, »nicht dass sie selbst bezahlen wollte, war altmodisch, sondern dass sie wollte, dass es so aussieht, als würde
er
die Rechnung bezahlen. Bevor die Kellnerin zum Abkassieren kam, hat sie ihm unter dem Tisch Geld zugesteckt, das habe ich genau gesehen.«
    »Wissen Sie, wie viel es war?«
    »Na, ich nehme an, es wird ihr Anteil am Essen gewesen sein.« Sie stutzte. »Oder meinen Sie, dass sie die ganze Rechnung bezahlt hat? Dass er einer von den Männern war, die Frauen das Geld aus der Tasche ziehen? Sie sagten doch, dass der Mann Maddison heißt. Aber er hat sich der Frau mit Sniper vorgestellt. Er war ein Heiratsschwindler!«
    »Sie würden eine gute Versicherungsinspektorin abgeben«, sagte James anerkennend. »Haben Sie Mr Maddison alias Mr Sniper noch bei einer anderen Gelegenheit hier gesehen?«
    »Nein. Aber hören Sie mal, ich habe auch was Besseres zu tun, als den ganzen Tag im Pub zu sitzen.«
    James lächelte charmant. »Natürlich. Sie haben mir sehr geholfen, Mrs   …«
    »Rover«, sagte die Frau. Sie lächelte, wobei im hinteren Bereich des Oberkiefers zwei Zahnlücken sichtbar wurden. »Wie Dover, nur mit ›R‹!«
    »Wenn Ihnen noch etwas einfällt, wären Sie dann eventuell so freundlich, mich anzurufen? Ich rufe Sie rasch auf Ihrem Handy an, dann haben Sie meine Nummer gleich gespeichert.«
    Nachdem James auf diese Weise in den Besitz ihrer Handynummer gekommen war, verabschiedete er sich höflich von der Frau und ging zurück zu seinem Platz.
    »Ihr Schnitzel ist kalt«, sagte Sheila vorwurfsvoll.
    James lächelte. Ausnahmsweise machte ihm Sheilas Eifersucht nichts aus. Er schnitt sich ein Stück vom Schnitzel ab, kaute genüsslich, tupfte sich bedächtig die Mundwinkel mit der Serviette ab und trank einen großen Schluck Bier, während Sheilas braune Augen zornig auf ihn gerichtet waren.
    »Ausgezeichnet«, meinte er.
    »Hat Ihre Plauderei mit der schwarzen Krähe wenigstens etwas gebracht?«
    »Oh ja. Mr Maddison hat sich hier mit einer Frau getroffen. Mrs Rover   – so heißt übrigens die schwarze Krähe   – hat beobachtet, dass Mr Maddison ihr ein Geschenk überreicht und sie ihm vor dem Bezahlen der Rechnung Geld zugesteckt hat.«
    »Also doch eine Frauengeschichte!«
    »Ja, das war Mrs Rovers Schlussfolgerung. Sie ging sogar noch weiter und glaubte, dass Mr Maddison ein Heiratsschwindler war, denn er hat sich der Frau nicht mit seinem richtigen Namen, sondern als Mr Sniper vorgestellt.« James nahm einen Löffel und fischte vorsichtig eine Fruchtfliege von der dünnen Schaumkrone seines Bieres. »Leider«, fuhr er fort, »haben die meisten Menschen das Bedürfnis, das, was sie sehen, gleich einzuordnen. Sie lassen die Tatsachen nicht für sich stehen, sondern überziehen sie mit dem Zuckerguss der eigenen Vorstellung.Diese Interpretation des Geschehens halten sie dann für die Wirklichkeit.«
    Sheila grinste. »Ach James. Sie können so herrlich arrogant sein. Wenn ich Sie recht verstehe, stimmt also der Zuckerguss auf Ihrem Törtchen nicht mit dem Ihrer geschätzten   …«   – sie legte eine kleine Kunstpause ein   – »Mrs Rover überein?«
    »Genau. Zumindest sollten wir eine andere Möglichkeit nicht ausschließen, nämlich dass   …«
    James wurde durch das Klingeln seines Handys unterbrochen. Es war Stella. Ihre Stimme klang aufgeregt.
    »James, ich habe einige Fotos von Leuten, die ich nicht kenne, eingescannt und sie an Ihre E-Mail -Adresse geschickt. Können Sie nachschauen, ob die Bilder schon angekommen

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