Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst
wurde, und Sie denken nur ans Rauchen!« Mrs White holte seine Sachen aus dem Schrank und warf sie ihm aufs Bett.
James nahm ein paar Münzen aus seiner Brieftasche und reichte sie ihr.
»Chesterfield. Wenn Sie zurück sind, bin ich fertig angezogen. Das kann nur ein Missverständnis sein. Wir fahren zur Polizei. Es wird sich alles aufklären, machen Sie sich keine Sorgen.«
»Ich mache mir keine Sorgen«, sagte Mrs White und nahm das Geld. »Ich bin wütend!«
Als sie weg war, nahm James sein Handy, tippte eine Nummer und hoffte, dass David Grenville persönlich am Apparat war.
»James!«, meldete David sich. »Wie geht es dir, alter Freund? Was macht dein Mordfall?«
»Kannst du reden?«, fragte James.
»Ich sitze hier mit ein paar Freunden im Club. Worum geht es denn?«
»Tante Alberta.«
Es gab eine Pause. James hörte, wie David ein Glas abstellte. »Hör mal, James, wenn das ein Scherz sein soll …«
»Kein Scherz. Das würde sich keiner von uns erlauben, nicht wahr?«
»Gut, ich rufe gleich zurück.«
»Mach schnell, ich habe maximal fünf Minuten Zeit.«
David hatte schon aufgelegt. James begann sich anzuziehen, was ihm mit dem eingegipsten rechten Arm und den schmerzenden Rippen schwerfiel. Als er mühsam sein Hemd zuknöpfte, rief David zurück.
»Hör zu, ein fünfzehnjähriges Mädchen sitzt in Hastings in Untersuchungshaft, sie muss da raus, und zwar möglichst schnell und legal. Hast du Verbindungen nach Hastings? Kennst du jemanden bei der Polizei oder in der Staatsanwaltschaft?«
»Weswegen sitzt sie in U-Haft ?«
»Drogen.«
David lachte. »Himmel, James, Tante Alberta ist unser Code dafür, dass es um Leben und Tod geht. Und du kommst mir mit so was.«
»Es geht um Leben und Tod«, sagte James. »Das Mädchen schwebt in Lebensgefahr. Ich erkläre es dir später. Kannst du das für mich arrangieren? Jetzt sofort?«
»Wie heißt das Mädchen?«
»Katie White. Und sie sollen sie durchchecken nach Drogen, das ist wichtig! Jede Minute zählt!«
»Das kostet dich eine Runde Golf, bei der ich gewinne.«
»Alles, was du willst. Aber mach es sofort! Ich fahre jetzt mitder Mutter des Mädchens ins Polizeipräsidium zu Inspektor Ruthersford. Ruf mich dort an!«
James fuhr fort, sich anzuziehen, und Mrs White kam gerade rechtzeitig, um ihm in den Mantel helfen zu können. »Meine Tochter ist im Gefängnis, und Sie schicken mich zum Zigarettenholen!«
James gab keine Antwort.
Im Taxi sprachen sie nicht miteinander. Mrs White hatte vorn neben dem Fahrer Platz genommen und starrte aus dem Seitenfenster, James trommelte nervös mit den Fingern der linken Hand auf der Zigarettenpackung herum. Er fragte sich, warum er das Offensichtliche nicht gesehen hatte. Sheila hatte die Intuition gehabt, die ihn auf die richtige Spur hätte führen können. Er hoffte, dass es nicht schon zu spät war.
Kapitel 26
Rupert Ruthersford zog erstaunt die Augenbrauen hoch, als James am Arm von Mrs White in sein Büro trat.
»James, was machst du für Sachen!«
»Du hast davon gehört?«
»Natürlich. Du weißt doch, schlechte Nachrichten verbreiten sich wie von selbst.«
»Das ist wahr. Aber Unkraut vergeht nicht.«
Rupert wies auf den Stuhl, der vor seinem Schreibtisch stand. »Wie wahr, alter Junge. Setz dich. Ich bin froh, dass du schon wieder auf den Beinen bist. Du bist keine dreißig mehr.« Er wendete sich an Mrs White. »Aber Sie päppeln ihn wieder auf, stimmt’s?«
»Hm.« Mrs White lächelte frostig.
James nickte Mrs White zu. »Wären Sie bitte so liebenswürdig, einen Moment draußen zu warten? Ich möchte vertraulich mit Mr Ruthersford reden.«
Mrs White zögerte einen Moment, dann nickte sie widerstrebend und ging zur Tür hinaus.
Rupert zündete sich eine Zigarette an.
»Glatter Bruch?«, fragte er und deutete auf den Gipsarm. James nickte und nahm sich ebenfalls eine Zigarette. »Hast du Feuer?«
Rupert gab ihm grinsend Feuer. »Hast wohl im Krankenhaus nicht rauchen dürfen, was?«
James inhalierte tief. »Habt ihr schon eine Spur?«
Rupert schüttelte bedauernd den Kopf. »Wir haben hier viel mit solchen Jugendlichen zu tun. Meistens Arbeitslose, Junkies, frustrierte Typen, die nichts leisten, nichts können außer Bier trinken und Gewaltvideos glotzen. Und irgendwann vermummen sie sich und prügeln auf wehrlose Leute ein.«
»Ja, wo soll das noch hinführen«, sagte James und nahm einen tiefen Zug. Er musste husten.
»Das Rauchen bringt dich noch um«, sagte
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