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Nullpunkt

Nullpunkt

Titel: Nullpunkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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eines einzigartigen Spezimens aus seiner Matrix –, war er dennoch erleichtert, als er sah, mit welcher Vorsicht man zu Werke ging.
    Innerhalb von zwanzig Minuten war alles vorbei. Aus dem Rechteck, das Sully in das Eis gekratzt hatte, waren nun tiefe, drei Zentimeter breite Schnitte geworden. An den Längsseiten, wo die Hebemechanismen ansetzen würden, hatte der Strahl zusätzliche Aussparungen in das Eis geschnitten.
    Eine kurze Pause entstand, als Ang vortrat und mit seinem Bildsensor überprüfte, ob die Schnitte tief genug reichten. Anschließend wurde der Laser zurückgezogen, und ein bizarrer Teleskoparm fuhr aus der Maschine. Etwas, das Marshall an eine Roboterhand erinnerte, war am Ende des Arms befestigt.Ein insektenähnliches Summen erklang, und die Hand erwachte zum Leben.
    «Was ist das?», fragte er Creel, den Vorarbeiter.
    «Lateralbohrer», dröhnte der Mann über den Lärm hinweg. «Mit einer Diamant-Siliziumkarbid-Spitze.»
    Langsam senkte die Maschine das Gerät in einen breiten Schlitz. Das Summen wurde lauter, als sich der Bohrer in das vorzeitliche Eis fraß. Der Sauger folgte, und Schmelzwasser sprudelte durch den Gummischlauch in den tieferen Teil der Höhle. Ein weiterer mechanischer Arm schwebte in der Nähe, bereit, Stützen unter dem Eisblock in Position zu schieben.
    Der laterale Schnitt benötigte weniger Zeit. Zehn Minuten später schon fuhr der Bohrer zurück. Auf ein Nicken des Vorarbeiters hin schwangen die Arbeiter zwei Greifhaken nach vorn, senkten sie ab und fixierten sie auf den gegenüberliegenden Seiten des Eisblocks. Anschließend sicherten sie den Block mit dicken Baumwollstricken weiter.
    «Ich will eine saubere Einstellung. Wir haben nur diese eine Chance, ist das klar?», sagte Conti zu den beiden Kameramännern.
    Fortnum justierte sein Objektiv, überprüfte seine Energiezellen und nickte.
    Alles stand still, als Conti darauf bestand, sich auf Hände und Knie herunterzulassen, um den Block aus der Nähe zu untersuchen. Seine Nase befand sich nur wenige Zentimeter vom Eis entfernt. Fortnum filmte jede seiner Bewegungen. «Okay, fangen wir an», sagte Conti schließlich, indem er sich erhob. Das Objektiv um seinen Hals baumelte wichtigtuerisch.
    Der Vorarbeiter gab seiner Mannschaft ein Zeichen. Unter erneutem Aufbrüllen des Diesels startete eine Seilwinde auf dem Tieflader. Eisen klimperte, als sich die schweren Kettenstrafften, an denen die Greifhaken saßen. Einen Moment lang starrten alle wie gebannt. Die Winde heulte, und die Haken zerrten am widerstrebenden Eis. Dann ertönte ein tiefes Knirschen, das den Berg zu erschüttern schien, und der gewaltige Block glitt nach oben.
    «Langsam», sagte der Vorarbeiter.
    Conti sah Fortnum an. «Die Kamera jetzt auf die Winde halten. Es soll wie ein Streicheln wirken. Die Winde hebt unseren Schatz aus seinem eisigen Gefängnis.»
    Langsam, ganz langsam erhob sich die gefrorene Katze aus dem Bett, in dem sie Tausende von Jahren gelegen hatte. Auch Marshalls Kollegen drängten vor, um alles ganz aus der Nähe zu verfolgen, und kritzelten hastig Notizen in ihre Kladden. Marshall stand zwischen ihnen und starrte den Eisblock aufmerksam an. Er war zum Verrücktwerden milchig, ein Wirbel aus Schlamm und Schutt, erstarrt in der Zeit, und hatte die Farbe von dichtem Rauch unter dem erbarmungslos grellen Licht der Scheinwerfer. Die Oberfläche war geriffelt von den parallel verlaufenden runden Kanälen, die das Laserlicht in das Eis geschmolzen hatte.
Meine Güte
, dachte Marshall, gegen seinen Willen fasziniert.
Dieser Block wiegt mindestens vier Tonnen, wenn nicht mehr.
    Der stieg höher und höher, bis der Kopf des Krans gegen die Höhlendecke stieß. Dann endlich schwang der Eisblock frei, kippte zur Seite und schleifte über den verschneiten Boden. Er verfehlte Faraday nur knapp, der darin vertieft gewesen war, das Gebilde mit seinem Sonarspektrometer zu untersuchen. Die Leute sprangen hastig auseinander und rannten sich gegenseitig um in ihrem Bemühen, aus dem Weg zu springen.
    «Stabilisieren!», brüllte Creel.
    Die Winde kreischte protestierend. Der Block neigte sichzur Seite, drohte zu kippen, doch dann sank er langsam auf den Boden der Höhle, wo er zum Liegen kam. Der Mann an den Schalthebeln des Krans legte eine kurze Pause ein, dann hob er den Block erneut, langsam und vorsichtig, schwenkte ihn herum und hob ihn auf die Pritsche des Tiefladers. Die Hydraulik zischte. Unter den Augen der laufenden Kameras sicherten

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