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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Mobiliar war zerstört, Bilder waren von den Wänden gefallen, der Fußboden war übersät mit Porzellansplittern, und die blutigen Spuren des Kampfes waren ebenfalls zu sehen. Wohls Spazierstock lag neben seinem toten Besitzer; der Schädel des Deutschen war von seiner eigenen Waffe zerschmettert worden.
     Vanek, der noch immer keuchte, ließ Brunner an der Haustür stehen und ging ins Wohnzimmer, in dem eine Lampe brannte. Der Tscheche hatte erwartet, einige Zeit mit der Suche nach dem Kriegstagebuch und dem Manuskript zubringen zu müssen, aber beide lagen auf dem Schreibtisch des Deutschen für ihn bereit; Wohl hatte an seinen Erinnerungen gearbeitet, als es klingelte. Vanek überflog ein paar Sätze des in säuberlicher Handschrift abgefaßten Tagebuchs. 1944 wurde der Leopard auf Schritt und Tritt von einem bösartigen Wolfshund namens César begleitet …
     Vanek steckte das Tagebuch und die wenigen Manuskriptseiten in die Tasche und kehrte in den Flur zurück, um seine Luger zu suchen; auf dem Weg hinaus warf er einen Bücherschrank um, dessen Inhalt zu Boden flog. Es war undenkbar, Wohls Tod als Folge eines Unfalls aussehen zu lassen, aber die Szene konnte wenigstens als Schauplatz eines mißglückten Einbruchs gedeutet werden. Vanek fand die Luger unter einer Kommode und ging zur Haustür, an der Brunner auf ihn wartete. »Da kommt jemand«, warnte ihn Brunner. Als Vanek hinaustrat, fuhr gerade ein Mannschaftswagen vor, der kurz hinter dem Haus anhielt. Eine Sekunde später tauchte im Nebel ein Schatten auf. Es war ein langsam fahrender Tankwagen. Er fuhr sehr langsam an dem Mannschaftswagen vorbei, von dem einige Männer heruntersprangen. Vanek hob die Luger, zielte mit Bedacht und feuerte dreimal.
     Die schweren Neun-Millimeter-Patronen durchschlugen die Seite des Tankwagens mit dumpfem Knall. Vanek rannte los, auf den Mercedes zu. Brunner folgte. Hinter ihnen rief jemand mit unterdrückter Stimme. Danach ertönte eine dumpfe Explosion. Der Tankwagen ging in Flammen auf. Die Feuerwand fraß sich durch den Nebel. Hinter den beiden laufenden Tschechen fing jemand an, anhaltend zu schreien. Beißender schwarzer Rauch stieg auf, und in die kühle Nachtluft mischte sich ein Brechreiz erregender Gestank. Vanek erreichte jetzt den Wagen, in dem Lansky mit bleichem Gesicht hinter dem Lenkrad saß. Der Motor lief im Leerlauf.
     »Was zum Teufel war das …« 
     »Fahren Sie los!« fauchte Vanek. »Vollgas - wenn wir einen Unfall haben, haben wir eben Pech gehabt …«
    Der Mercedes beschleunigte auf eine in Anbetracht des
    Nebels beachtliche Geschwindigkeit. Brunner, der neben dem... Wagen herrannte und sich durch die offene Tür hineinzuhechten versuchte, befand sich noch immer halb draußen, als der Mercedes schneller wurde. Wenige Meter weiter hörte Lennox die Schüsse und dann etwas, was wie eine Explosion klang. Er stand am Straßenrand, als der Mercedes mit gebrochenem Scheinwerferlicht auf ihn zufuhr. Die rechte Tür stand offen, und Lennox sah jemanden, der nur halb im Wagen war. Dahinter heulte jetzt eine Polizeisirene auf. Lennox drückte zweimal ab, als der Wagen an ihm vorbeisauste. Beide Kugeln trafen Brunners gekrümmten Rücken. Der Körper des Tschechen flog aus der offenen Seitentür und prallte auf die Straße auf, während der Mercedes mit heulendem Motor im Nebel verschwand.

14
     
    »Der Stern der korruptesten und machtgierigsten Republik, welche die Welt je gekannt hat, ist im Sinken begriffen … Amerika, diese Promenadenmischung aus dem Abschaum einer Vielzahl von Ländern, ist jetzt ein Fehment des inneren Verfalls … Es hat seine Truppen aus Europa zurückgezogen, als es nicht länger die Kraft hatte, die Welt zu regieren, und heute löst es sich auf und gleitet ins Chaos ab … Eines vor allem müssen wir sicherstellen! Daß Amerika seine gierigen Hände niemals wieder nach den Ländern anderer Völker ausstreckt - und Europa unterjocht!«
     Es war die bislang bösartigste Attacke Präsident Florians. Er hielt die Rede in Marseille, einer Stadt, in der die KP Frankreichs eine außerordentlich starke Position hat. Kaum übersehbare Menschenmengen applaudierten der Rede. Der Beifall zeigte, welche gewaltige Unterstützung Florian im Süden genoß, dem Teil Frankreichs, in dem gegen Ende des Zweiten Weltkriegs beinahe eine République Soviétique du Sud gegründet worden wäre.
     Nach der Rede wurde eine glanzvolle Parade an der Cannebière abgehalten, der großen Verkehrsader

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