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Nummer Drei: Thriller (German Edition)

Nummer Drei: Thriller (German Edition)

Titel: Nummer Drei: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Lake
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schließlich.
    »Was?«, fragte ich schockiert. »Warum?«
    »Für dich.«
    Ich sah ihn an. Etwas regte sich in mir, etwas Hartes wurde weich wie altes Brot im Wasser.
    »Wundert Ahmed sich nicht darüber?«
    »Vielleicht.« Farouz machte eine abweisende Geste. »Er weiß nur, dass ich nicht mehr Geld haben will. Ahmed is t … er ist kein böser Mensch. Er hat Kinder und eine Frau.«
    »Ich weiß.«
    »Außerde m …« Farouz zögerte. »Ahmed ahnt wohl, dass ich dich mag.«
    Schweigen.
    »Du magst mich?«
    Sicher war ich nicht, aber ich glaube, er wurde rot.
    »Vielleicht«, sagte er. »Und du?«
    »Ich weiß nicht. Es gibt jemanden, den ich mag. Er sieht gut aus. Süß. Aber es gibt ein Problem.«
    »Oh?«
    »Ja. Er ist ein Pirat.«
    Farouz rückte etwas näher.
    »Küstenwache«, widersprach er.
    »Das ist das zweite Problem«, erwiderte ich lachend. »Die Sprachbarriere. Er kann nicht gut Englisch, deshal b …«
    Er knuffte mich sanft gegen den Arm.
    »He!«
    Dann sagte er etwas auf Somali, das wie ein Fluch klang.
    »Ich habe es vergessen«, gestand er. »Ich habe ein Geburtstagsgeschenk für dich. Ich wollte es dir schon vorher in deiner Kabine geben, abe r … nun ja, ich war abgelenkt.«
    Ich dachte an den Kuss. Ja, er war abgelenkt gewesen. Ich auch.
    »Wie auch immer, hier ist es.« Er griff in die Hosentasche und drückte mir etwas in die Hand. Es war kalt und kompakt und hatte eine glatte Oberfläche.
    Es war eine schlichte kleine Holzschachtel, der Größe nach konnte sie Schmuck enthalten. Zuerst dachte ich: O nein, er wird doch nich t … oder doch? Er ist doch ei n …
    Dann dachte ich: Sei nicht dumm, Amy! Er kann irgendwo zwei Ohrringe oder einen Fingerring gestohlen haben.
    Etwas beklommen öffnete ich das Kästchen und war bereit, höflich zu reagieren, während ich mich schon beleidigt fühlte. Er glaubte doch nicht etwa, er könne mich mit gestohlenem Schmuck glücklich machen?
    Es war kein Schmuck.
    Zuerst konnte ich das Innere der Schachtel nicht deutlich erkennen. Es war ein Häufchen aus winzigen Teile n …
    Dan n …
    »Sand«, sagte ich.
    Er lächelte.
    »Aus Somalia. Ich habe ihn vom Strand mitgebracht, als ich die Eier holte, damit du etwas aus meinem Land mitnimmst. Auch wenn du es selbst nicht betreten kannst, auch wen n …«
    Ich hob eine Hand, damit er es nicht aussprach. Damit er nicht erwähnte, wann wir uns verabschieden mussten.
    Einen Moment lang hielt ich noch das Kästchen mit dem glitzernden Sand in der Hand, dann schloss ich den Deckel und legte die Finger fest darum.
    »Danke«, sagte ich.
    Er berührte meine Hand, die das Kästchen hielt.
    »Gern geschehen.«
    Ich öffnete die Finger und nahm seine Hand, damit er sie nicht zurückzog.
    »Dir ist kalt«, sagte ich.
    »Ja.«
    Wir waren uns sehr nahe. Ich spürte die Wärme, die er ausstrahlte.
    Die Prellungen im Gesicht waren noch nicht ganz verheilt, und da, unmittelbar vor mir, sah ich die harten Muskeln seiner Arme. Muskeln, mit denen er Menschen schlagen konnte, mit denen e r …
    Nein.
    Ich schloss die Augen. Dad und die Stiefmutter irrten sich. Ich war nicht selbstzerstörerisch und hatte keinen Todeswunsch. Das war mir in diesem Moment völlig klar. Nicht die Angst oder die Abwesenheit von Angst war der entscheidende Punkt, sondern die Tatsache, dass ich sehr aufgeregt war. Ich wollte leben und alles erfahren, was es zu erfahren gab.
    »Geht es dir gu t ?«, wollte Farouz wissen.
    »Ja.«
    Ich legte ihm eine Hand in den Nacken und spürte, wie seine Muskeln arbeiteten. Es war, als wüchse die Haut unter meiner Hand und schmiege sich in die Wölbung, genauso selbstverständlich, wie ich die Geige gehalten hatte.
    Er roch nach Rauch. Er roch nach dem Meer. Er roch nach dem Sand.
    Mein Herz war ein fremdes Wesen, das in meinen Körper gefahren war und jahrelang geschlafen hatte. Jetzt war es wach und sprang umher.
    »Küss mich!«, bat ich.
    Er küsste mich.

31 Ich glaube, Farouz hätte mehr gewollt, aber dazu war ich nicht bereit. Das respektierte er, und ich wusste es zu schätzen. Man könnte sagen, es sei das Stockhausen-Syndrom gewesen oder wie das heißt: Die Gefangene verliebt sich in den Entführer. Aber er war wirklich sehr sanft.
    Ich hatte in dieser Hinsicht kaum Erfahrung. Ich weiß schon – die Piercings, die Zigaretten und die Klubs, ja? Also könnten Sie denken, na j a … aber Sie würden sich irren.
    Als wir aus New York wegzogen, hatte ich nur einen einzigen Jungen geküsst. Er hieß Travis und

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